Herzogenaurach hat Finanzkraft wie eine Großstadt

21.1.2017, 09:13 Uhr
Herzogenaurach hat Finanzkraft wie eine Großstadt

© Archivfoto: Groh

Insgesamt stehen 101 Posten auf der Liste der städtischen Investitionen. Gut 28,55 Millionen Euro sind dafür im Finanzhaushalt, sprich dem investiven Teil des Etats eingeplant. Für ihr operatives Geschäft braucht die Stadt ohne Abschreibungen und außerordentliche Aufwendungen laut dem im Ergebnishaushalt abgebildeten Plan 53,6 Millionen Euro. 58,3 Millionen sind demgegenüber die errechneten Erträge, macht einen Überschuss von 4,7 Millionen.

Als Haupteinnahmequelle kalkuliert der Kämmerer mit 20,7 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer. Diese Summe wird zwar regelmäßig erklecklich übertroffen, dies ist aber nicht kalkulierbar. So fußt die Plan-Summe, wie jedes Jahr, auf den Vorausbescheiden, die der Stadt vorliegen.

49 Millionen Gewerbesteuer

Auch 2016 hatte man mit einer ähnlich hohen Summe geplant. Tatsächlich aber fließen, nach einer letzten Nachzahlung noch im Dezember, nicht weniger als 49 Millionen Euro ins Stadtsäckel. Das hat zur Folge, dass die ebenfalls regelmäßig eingeplanten fünf Millionen Euro an Krediten abermals nicht abgerufen werden mussten und die Rücklagen Herzogenaurachs auf das komfortable Polster von knapp 60 Millionen wachsen.

Äußerst angetan sind Bürgermeister und Kämmerer auch von der Entwicklung der Einkommenssteuer-Beteiligung. Hier kann man 2017 mit knapp 17,7 Millionen Euro rechnen, ein Indiz für den hohen Durchschnittsverdienst, den die Herzogenauracher haben. Grundsteuer (2,6 Millionen), Umsatzsteuer-Beteiligung (3,3 Millionen) und Einkommenssteuer-Ersatzleistungen (knapp 1,4 Millionen) sind weitere Erträge der Stadt 2017.

Die größte Ausgabe im operativen Geschäft ist einmal mehr die Kreisumlage. Mit 17,42 Millionen Euro finanziert Herzogenaurach das Handeln des Landkreises mit. Im Jahr 2018 wird, „dank“ der hohen Gewerbesteuer-Einnahme 2016, diese Summe wohl auf rekordverdächtige 28 Millionen ansteigen. Für den Zweckverband StUB sind etwas mehr als 72 000 Euro Umlage kalkuliert.

Für ihr Personal wird die Stadt dieses Jahr voraussichtlich 11,71 Millionen Euro aufwenden. Dies ist ein Anstieg um rund eine Million. Der Kämmerer kalkuliert dabei mit einer Tariferhöhung um drei Prozent und den Kosten, die Veränderungen in der Tarifstruktur im öffentlichen Dienst mit sich bringen. Etwa 400 000 Euro macht das aus. Personalkosten werden laut Manfred Hofmann auch durch die Anpassung der Honorare der vhs-Dozenten verursacht.

Neue Stellen

Die Stadt schafft aber auch 6,4 neue Vollzeitstellen. Einige wirken sich finanziell nicht aus, weil sie Vertretungen z. B. für Mitarbeiter in Elternzeit sind. Kosten-effektiv steigt die Stellenzahl um drei Vollzeitstellen, darunter ein Architekt bzw. Bauingenieur, der die Projektsteuerung für den Rathaus-Neubau übernehmen soll.

Derzeit arbeiten in städtischen Diensten übrigens 299 Menschen. Sie teilen sich 180 Vollzeitstellen. Und arbeiten mit hoher Intensität. Jedenfalls weist Bürgermeister German Hacker mit einem Kompliment an die Mitarbeiter auf die statistische Tatsache hin, dass Herzogenaurach 2017 nur 19,09 Prozent seiner gesamten Aufwendungen für Personal braucht. Das ist unter dem Durchschnitt von 22,67 Prozent.

Im investiven Geschäft gibt die Stadt in diesem Jahr mit 4,5 Millionen Euro das meiste Geld für den Neubau des Pavillons an der Carl-Platz-Schule aus. 2,2 Millionen stehen für die heuer anfallenden Kosten des Kita-Baus auf der Herzo Base bereit, 2,07 Millionen für die Schütt.

Geld für die Werke

Weil in Herzogenaurach so viel geplant und erschlossen wird, müssen auch die Tochterunternehmen der Stadt tief in die Kasse greifen, um mit ihren Erschließungsarbeiten mitzukommen. Deshalb ist die absolut größte Summe bei den Etat-Ausgaben ein Darlehen. Mit 6 Millionen Euro macht die Stadt dieses Jahr ihre Tochterfirma Herzo Werke fit für die Versorgungsarbeiten mit Gas, Wasser, Strom bzw. Fernwärme. Die ebenfalls outgesourcte Stadtentwässerung bekommt leihweise eine Million, eine weitere als Zuschuss für Straßen-Entwässerung.

Unter den 101 Investitionsposten ist auch das Kleine Spital am Kirchenplatz, das bekanntlich wegen Überschreitens der Sanierungsfrist von privat an die Pfründnerhospital-, Seel- und Siechhausstiftung zurückgefallen ist. Diese kauft es jetzt die Stadt ab und stellt 450 000 Euro für Erwerb und Sanierung des Baudenkmals bereit. Weitere größere Posten: das Baugebiet Am Behälterberg (700 000 Euro Teilfinanzierung), vier neue Holzbrücken auf den Geh- und Radwegen im Lohhofgebiet (485 000), die Teilsanierung des Jugendhauses rabatz (310 000 Teilfinanzierung), Straßenbeleuchtung (400 000) die Sanierung der Hammerbacher Kindertagesstätte (545 000).

Eingeplant ist wie im Vorjahr zur Finanzierung eine Kreditaufnahme von 5 Millionen. Bange braucht den Bürgern davor nicht zu sein, denn die Pro-Kopf-Verschuldung liegt in Herzogenaurach bei 43 Euro (Landesdurchschnitt: 654 Euro). Dem gegenüber stehen liquide Mittel von 57,8 Millionen (Stand: 1. Januar).

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