Herzogenaurach: Hygiene steht an erster Stelle

12.2.2019, 06:57 Uhr
Herzogenaurach: Hygiene steht an erster Stelle

© Foto: Ralf Münch

Jene, die das Tragen von Handschuhen im Lebensmittel-Einzelhandel propagieren, haben in erster Linie den Kundenschutz im Sinn: Wenn die Wurst oder das Brot vom Verkaufspersonal nicht mit bloßen Händen angefasst werden, so die Theorie, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass auf diesem Weg Keime übertragen werden. In der Praxis verzichtet man aber gleichwohl eher auf den Handschuh-Einsatz.

Der Haundorfer Bäcker Christian Polster etwa ist kein Handschuhfan: "Wir sind ein Handwerksbetrieb – da steckt im Namen schon drin, dass bei uns mit der Hand gearbeitet wird", sagt Polster. Nach Abstimmung mit der Berufsgenossenschaft hat Christian Polster seinem Team regelmäßiges Händewaschen verordnet. "Wenn die Hände kleben, dann weiß ich, dass es Zeit ist, sie zu säubern", sagt Polster. Ein Gefühl, das beim Handschuhtragen erfahrungsgemäß schnell abhanden kommt.

"Regelrecht gefährlich"

Als "regelrecht gefährlich" empfindet Christian Polster die Lösung, bei der am Verkaufstresen Handschuhe am Magnetclip hängen, die für den Umgang mit Brot, Brötchen oder Kuchen schnell übergestreift werden. Gerade im Sommer seien dies "wahre Brutstätten für Keime", weiß Polster.

Dies könnten alle nachvollziehen, die schon einmal über längere Zeit Gummihandschuhe tragen mussten: "Die Hände werden schwitzig", stellt Polster fest – aus seiner Sicht sogar eine mögliche Quelle von Berufskrankheiten. Auch in der Produktion wird beispielsweise der Brotteig bei der Bäckerei Polster mit bloßen Händen geknetet. "Eine Maschine macht immer das Gleiche – aber die Zutaten des Brotes sind schon Jahreszeiten bedingt nicht immer gleich." Polsters Argumentation deckt sich mit Erfahrungen, die andere Betriebe in der Praxis machen: Auch Handschuhe können schnell verunreinigt werden – und wer sie trägt, hat in der Regel nicht jenen "Handwaschreflex", den derjenige verspürt, der mit bloßen Händen arbeitet.

Bei Lebensmittelkontrolleuren kommt die Idee nicht allzu gut an. Ein Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung bestätigt, dass das sogenannte Schmutzempfinden bei Handschuh-Benutzung eher schwindet.

Empfehlenswert sei das Tragen von Handschuhen tatsächlich nur bei einer bestehenden Handverletzung oder einer Entzündung. Ansonsten gilt selbst den Hygiene-Überwachern regelmäßiges Händewaschen als am ehesten praktikabler Königsweg.

"Wenn eine Verkäuferin Fleisch oder Wurst verkauft, werden danach sofort die Hände gewaschen", heißt es bei der Niederndorfer Metzgerei Gulden. Zu diesem Zweck gibt es ein Handwaschbecken, das vom Verkaufsraum nur wenige Gehsekunden entfernt ist. Die Kunden seien in dieser Hinsicht einsichtig und geduldig – niemand drängele, wenn das Personal kurz Handhygiene betreibe. Einweg-Handschuhe kämen bei besonderen Tätigkeiten "hinter den Kulissen" zum Einsatz, zum Beispiel dann, wenn es um das Schneiden von Putenschnitzeln geht.

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