Herzogenaurach: Infrastruktur wird angepasst

14.12.2018, 06:00 Uhr
Herzogenaurach: Infrastruktur wird angepasst

© Foto: Eduard Weigert

An die 5300 Einwohner sollen in den nächsten 15 Jahren zusätzlich in der Stadt an der Aurach leben. Wachstum und Wandel in vielerlei Hinsicht sind die dominierenden Einflüsse auf die Stadtentwicklung.

Fortwährend gestiegen sind von 2008 bis 2018 die Einpendlerzahlen, hauptsächlich zu den großen Firmen Schaeffler Technologies, adidas und Puma, ebenso die Zahl der versicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Die Zahl der Auspendler blieb annähernd gleich.

Einen Riesensprung machten auch die Steuereinnahmen: 37,4 Millionen Euro betrugen die Gewerbesteuereinnahmen in 2008, als Bürgermeister German Hacker erstmals gewählt wurde. Mit Hochs (Spitzenwert von 57,9 Millionen Euro im Jahr 2013) und Tiefs (17,7 Millionen Euro im Jahr 2012 als Spätfolge der Finanzkrise) ergab sich im Zehn-Jahres-Zeitraum ein Anwachsen der Gewebesteuer um 69 Prozent. Der Anteil Unternehmenssteuer ist um 256 Prozent angewachsen, der Anteil der Einkommensteuer um 47 Prozent, die Personalkosten wuchsen um 44 Prozent auf 11,7 Millionen Euro.

Angesichts nach wie vor bestehender Rücklagen von 70 Millionen Euro als liquide Mittel wagen sich Stadtrat und Verwaltung an die notwendige Anpassung der Infrastruktur. Sie betrifft insbesondere Wohnen, Verkehr, Kinderbetreuung.

Die Baugebiete Herzo Base I und II sind bebaut oder vermarktet. Im Frühjahr 2019 beginnt die Vermarktung von Herzo Base III mit 900 Einwohnern. Voll besiedelt soll die ehemalige Army Base bis 2024 sein.

Auch die Bauplätze des Wohngebiets am Behälterberg gingen schnell an Bauherrn, für "Reihenzach" (150 Einwohner) steht noch ein Umlageverfahren an. Bei Wohnen in der Reuth (900 Einwohner) wird mit Bebaubarkeit frühestens ab 2022 gerechnet.

Das Potenzial an Baulücken könnte noch 1400 Einwohner aufnehmen. Durch Nachverdichtung wird Wohnraum für 1000 Bürger für möglich gehalten.

Herzogenaurach: Infrastruktur wird angepasst

Nicht mehr allzu viele Flächen kann Herzogenaurach für Gewerbetreibende anbieten. Das Gebiet "Westlich Bamberger Straße" ist weitgehend vermarktet. Für eine Gebietserweiterung um das Areal "Zeppelinstraße" wären noch 0,9 Hektar verfügbar. Ein Umlageverfahren mit Klagemöglichkeiten macht Reihenzach zu einem zeitlich nicht kalkulierbaren Gebiet.

Zuzug und Einpendlerzahlen führen zum Thema Verkehr, dessen Strukturen ebenfalls neu auf Schiene gesetzt werden sollen.

Ein Großprojekt: die Ortsumfahrung Niederndorf-Neuses. Mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens wird in den nächsten Wochen gerechnet. Aufgrund gesetzlicher Änderungen zum Chlorid-Eintrag musste die Oberflächenentwässerung noch einmal überprüft werden.

Riesenthema StUB

Das weitere Riesenprojekt: Die Stadt-Umland-Bahn mit Variantenentscheidung durch den Stadtrat via Rathgeberstraße. Die neueste Entwicklung: Gestiegene Fahrgastprognosen (10 800 Nutzer) und entsprechend eine Takt-Verdichtung auf zehn Minuten. Diesem Projekt stehen Bürger-Bestrebungen für eine Aurachtalbahn gegenüber – ein Projekt, das für massive Kontroversen sorgt.

An den Start geht 2019 auch der sechsspurige Ausbau der Autobahn 3 mit fünf Jahren Bauzeit.

Die unmittelbare Optimierung des Nahverkehrs realisierten Stadt und Landkreis mit neuen Regionalbuslinien, ferner mit Planungen zu verbesserten Radwegen wie von Niederndorf nach Vach. Konkrete Planungen hingegen müssen noch für einen Radschnellweg von Herzogenaurach nach Erlangen folgen – auf der Bahntrasse oder nicht ist ebenfalls ein vieldiskutierter Streitpunkt.

Als unverzichtbarer Teil der Infrastruktur gelten Kinderbetreuungsplätze. Herzogenaurach kann eine hohe Quote von 80 Prozent vorweisen. Ein Projekt, das ebenso Widerstand auf den Plan rief, ist die Kita am St. Josefsplatz in Niederndorf, wofür der jetzige Bau mit Niederndorfer Gründungsmythos weichen soll.

Das größte Einzelprojekt der Stadt für die nächsten fünf Jahre mit Kosten von 28 Millionen Euro wird der Rathausneubau werden. Die außerdem anstehende Schlosssanierung kostet 8,5 Millionen Euro.

"Eigentlich spricht alles dafür, langsam zu tun", meint Bürgermeister German Hacker angesichts der Fülle von Aufgaben, die die Stadt bewältigen muss: "Jedoch können wir nicht abwarten." Mit dem Wachstum der Firmen müsse die Infrastruktur der Stadt Schritt halten. Glücklicherweise seien die finanziellen Mittel vorhanden.

300 Köpfe zählt die Stadtverwaltung, eine Reihe in Teilzeit, das bedeutet 180 als Vollzeit-Äquivalent. "Wir haben uns jahrelang für unseren vergleichbar niedrigen Personalstand gelobt", sagt der Bürgermeister: "Doch nun muss auch hier Wachstum stattfinden".

Allein der technische Betrieb aller stadteigenen Gebäude verlange mehr Personal. Auch einen "Altstadtkümmerer" soll es geben, ferner die Stadtkommunikation in einer neuen halben Stelle gebündelt werden.

In den nächsten fünf Jahren wird sich das städtische Leben durch den Rathausneubau verändern. Events, die im Schlosshof stattfanden wie Sommerkino und Sommertheater könnten auf den Kirchenplatz umziehen. Schwieriger wird es mit dem Altstadtfest. Das Kulturamt prüft diverse innenstadtnahe Plätze und erarbeitet Vorschläge.

German Hackers Bilanz nach zehn Jahren als Bürgermeister und über 20 Jahren als Kommunalpolitiker: "Den Wandel kann man nicht aufhalten, wir werden ihm gerecht und können ihn gestalten. Es ist unsere Pflicht, Menschen, die in den wachsenden Unternehmen ihre Arbeitsplätze haben, die Infrastruktur für ihr Leben zu bieten. Wir haben nun zehn Jahre Vollgas gegeben. Am Ende müssen dies andere bewerten. Ich bin guter Dinge."

Die Kernstadt Herzogenaurach ist eingerahmt von 13 Ortsteilen, die sehr unterschiedlich hinsichtlich Einwohnerzahl sind. Im Ortsteil Eckenmühle am Atlantis wohnen nur neun Einwohner, auf der Herzo Base wächst die Zahl fast täglich.

Beutelsdorf, Burgstall, Dondörflein, Hammerbach, Haundorf, Hauptendorf, Höfen, Niederndorf, Steinbach, Welkenbach und Zweifelsheim sind die anderen Ortsteile mit eigenem Charakter. Alle Schularten sind in der Stadt präsent. Herzogenaurach als prosperierende Stadt verfügt auch über ein intensives Sportleben – mit der TSH, 1. FC Herzogenaurach, ASV Herzogenaurach, ASV Niederndorf, SC Nord und weiteren.

Der Stadtrat mit 30 Räten plus Bürgermeister setzt sich so zusammen: SPD 13 Sitze, CSU 10 Sitze, Bündnisgrüne 4 Sitze, Freie Wähler 2 Sitze, FDP 1 Sitz.

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