Herzogenaurach: Schau über wilde Jugend der 70er

6.4.2018, 14:58 Uhr
Auf der Suche nach dem Spirit und Exponaten der 1970er Jahre: Irene Lederer mit einem „Candy“-Plakat und Christian Hoyer vom Stadtmuseum in Herzogenaurach mit einer Konzertankündgung im Geist von Jimi Hendrix.

© Foto: Edith Kern-Miereisz Auf der Suche nach dem Spirit und Exponaten der 1970er Jahre: Irene Lederer mit einem „Candy“-Plakat und Christian Hoyer vom Stadtmuseum in Herzogenaurach mit einer Konzertankündgung im Geist von Jimi Hendrix.

Zum Auftakt spielen "RCR 70ies Project" mit Rudi Bauerfeld, Jürgen "Crazy" Krejsa, Ralf Rehder und Bernd Wilfer, kommt just die Information per Telefonanruf. Dahinter verbergen sich wahrhafte Protagonisten der 1970er Jahre.

Während die 1968er die Provinz noch kaum erreichten, wurden die Einflüsse von Flower Power, Vietnam-Antikriegsdemos, sexueller Befreiung und Frauenbewegung in den 1970ern auch in Herzogenaurach äußerlich sichtbar und in der gesellschaftlichen Stimmung bemerkbar. Dieses vorläufige Fazit ziehen die Historiker Irene Lederer und Christian Hoyer vom Stadtmuseum, die die Schau mit Ausstellungsstücken aus Herzogenauracher Kleiderschränken, Dachböden und Kellern aufbauen.

Herzogenaurach: Schau über wilde Jugend der 70er

© Berny Meyer

Große Themen werden sein: "Die befreite Lust", die Jugendkultur, auch in Herzogenaurach mit einer Initiativgruppe für ein selbstbestimmtes Jugendzentrum ein Schwerpunkt.

Ferner: Die Musikszene mit Bands wie "Candy", "Mogadan Rochée", "Revolver" und vielen anderen, die Mode der 1970er mit Häkelponcho, ausgestellten Hosen, Hot Pants, Fransentaschen und langen Haaren.

Ein weiteres Kapitel: Wie der neue Zeitgeist sich in Vorträgen oder Veranstaltungen niederschlug, die Schulen erfasste, die Schülermitverwaltungen einrichteten und bei offiziellen Terminen auch die Schüler zu Wort kommen ließen oder gar "eine klampfenden Gitarristen", wie Irene Lederer Erinnerungen auch von Gotthard Lohmaier weitergibt.

Inneneinrichtungen wurden "modern" mit Tapeten in grellem Orange und Gelb, roten tragbaren Fernsehern, Wandteppichen und Batikarbeiten. In der Freizeit wurde der Turnschuh alltagstauglich – für manchen Beschäftigten in den Sportartikelfirmen selbst ein unglaubliches Phänomen. Mit Stadt-Mitarbeiterinnen als Fotomodell wurde der neue Trimm-dich-Pfad vorgestellt.

Die autogerechte Stadt galt als zukunftsträchtig, in Städten riss man Häuser für die "Freie Fahrt" ab. Ein Warnsignal 1973/74 prägte sich nachhaltig ein: die Ölkrise mit autofreien Sonntagen.

Den Zeitgeist dieser Jahre, allerdings bewusst auch den politischen Kontext der 1970er, wollen die Ausstellungsmacher einfangen.

Zur Sprache kommen die Olympischen Spiele in München 1972, die in Geiselnahmen, Tod und einer gescheiterter Befreiungsaktion ein dramatisches Ende fanden. Eine Zeit des Schreckens war auch der Deutsche Herbst 1977, als der Terror der RAF die Republik in Atem hielt.

Ein Strauß breiter, bunter Krawatten, alte Konzertplakate, Trainingsanzüge und ein Ledergürtel mit dem Schriftzug "Love not War" zeigen, dass die Ausstellungsmacher schon tief in den Siebzigern stecken.

Eröffnet wird die Schau am Himmelfahrtstag, 10. Mai, 19 Uhr im Stadtmuseum am Kirchenplatz.

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