Herzogenaurach: Steil rauf auf den "Pfiffer"

13.9.2018, 15:01 Uhr
Herzogenaurach: Steil rauf auf den

© Foto: Gäbelein

Der Heimatvereinsvorsitzende hatte von der IPA (International Police Association), die den Turm seit Jahren von der Stadt Herzogenaurach gemietet hat, die Genehmigung erhalten, den Turm aus dem 14. Jahrhundert mit Besuchern besteigen zu dürfen. Wegen der Enge im Turm und in der Turmstube unterhalb der Uhr wurden die Besucher auf drei Führungen aufgeteilt. So nutzten insgesamt rund 100 Interessierte die Gelegenheit, die Stadt einmal aus ungewohnter Perspektive aus knapp 30 Metern Höhe zu betrachten.

Klaus-Peter Gäbelein wusste Wissenswertes über die Herkunft der Steine, den Bau, die Nutzung und die unterschiedlichen Namen des Turms zu berichten. So hieß der Koloss einst Kreppels- oder Kröppels Turm, dann auch "Weißer Turm" und noch in Nachkriegszeiten "Pfiffers Turm", nach seinen Bewohnern, der Familie Süß, die in der Stadt den Haus- oder Spitznamen "Pfiffer" hatte. Gäbelein wusste auch über bauliche Veränderungen Bescheid. So erhielt der Turm um 1724 die heute noch markante "welsche Haube", einen kuppelförmigen Abschluss, wie er in Europa seit der Renaissance nach italienischem Vorbild modern geworden war.

Die Besucher erfuhren vom Türmer, dem es oblag, die Uhr per Hand aufzuziehen (ab 1874), vor allem aber nach Feuer Ausschau zu halten. Und bevor das am Turm befindliche innere Tor für immer "eingelegt" (abmontiert) wurde, hatte der Wärter auch das Amt des "Torwarts" auszufüllen.

Kochnische und Toilette

Ab den 1960er Jahren hatte eine Frau Kunert den Turm von der Stadt angemietet. Im Gegensatz zum Fehnturm wurde der Türmers Turm damals mit Unterstützung der Stadt mit einer kleinen Kochnische, einer Toilette mit fließendem Wasser und einem offenen Kamin zwar spärlich, aber wohngerecht eingerichtet, bevor ihn der damalige "Stadtsheriff" Edmund Bräunig 1992/93 für die IPA von der Stadt für gemeinsame Besprechungen und Gruppenabende anmietete.

Geblieben sind die romantischen, engen und ausgetretenen Treppenstufen und für manche das beklemmende Gefühl, an den dicken Mauern vorbei nach oben zu steigen.

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