Herzogenaurach: Verdichten mit Gefühl

2.4.2017, 14:06 Uhr
Herzogenaurach: Verdichten mit Gefühl

© Giulia Iannicelli

Das Baugesetzbuch ist die Grundlage: Um vor Zersiedelung zu schützen, muss die Innenentwicklung einer Stadt vor der Außenentwicklung stattfinden. Grundsätzlich ist mit dem Flächennutzungsplan einer Kommune die Zielrichtung der Entwicklung umrissen.

Herzogenaurach steht an der "Schnittstelle von ländlichem Gebiet und Metropolregion" wie es Anja Wettstein nennt, die Leiterin des Stadtplanungsamts von Herzogenaurach: "Wir können von der Dichte her nicht planen, wie in einer Großstadt. Gleichzeitig müssen wir das tun."

Herzogenaurach: Verdichten mit Gefühl

© Foto: Kern-Miereisz

Vielerorts zurzeit wird "Bauplatz-Recycling" in der Stadt vorgenommen. Wo ehedem größeres oder kleineres Gewerbe, Industrie oder ähnliches stand, findet eine Transformation in Wohngebiete statt. Das größte Beispiel: Die Umnutzung des alten Fliegerhorsts und Militärgeländes Herzo Base in eines der größten und auch attraktivsten Wohngebiete in der Umgebung.

Allerdings auch innerstädtisch werden große Flächen an der Flughafenstraße etwa, auf den Klingenwiesen oder in der Erlanger Straße neu bebaut. Problematisch wird es oftmals, wenn auf Grundstücken mit großem Grünumgriff, an den sich die Nachbarschaft gewöhnt hat, andere Bauformen entstehen: "Große Klötze", Verschattung, Minderung der Wohnqualität wird befürchtet und beklagt.

In welchem Spannungsfeld dies geschieht, erklärt Anja Wettstein.

Solange keine gesicherte Erschließung für Bauvorhaben im Außenbereich vorzuweisen ist, haben diese keine Chance auf Realisierung. Im Außenbereich befinden sich auch die geplanten Baugebiete Reihenzach und In der Reuth. Ihre Überplanungen als Wohngebiete mussten fachlich begründet werden.

Art und Maß baulicher Nutzung

Existiert für ein Gebiet ein Bebauungsplan, so müssen sich Bauvorhaben nach Art und Maß der baulichen Nutzung in das Gebiet einfügen.

Schwierig wird es, wenn kein Bebauungsplan vorhanden ist. Je heterogener die Umgebung, desto schwieriger das "Maß der baulichen Nutzung", beschreibt Anja Wettstein den Konflikt: "Man muss dann immer die Situation vor Ort anschauen."

Sie nennt das entscheidende Stichwort: "Fingerspitzengefühl". Besonders bei Nachverdichtung müssen alle Seiten bedacht werden. Es gibt Fälle, in denen der "Altbesitzer" das Grundstück nicht bis zu den vorgeschriebenen Abstandsflächen bebaut hat.

Dabei hat ein Eigentümer das Recht auf Nutzung seines Grundstücks. Entsteht an solchen Stellen ein größerer Baukörper als vordem, so sind oftmals Konflikte gegeben.

"Unabhängig von konkreter Gebäudeplanung" und unabhängig von Bauträgern, die auch wechseln können, wird eine Gebäudeplanung erstellt, beschreibt die Stadtplanerin das Vorgehen. Belichtung, Belüftung und Besonnung sowie der wichtige Brandschutz müssen stets gewährleistet sein.

Zeichneten sich Konflikte ab, so gehe die Stadt nicht nur den "formalen Weg". In Öffentlichkeitsveranstaltungen werde die Situation den Bürgern erläutert.

Mit architektonischen Mitteln und Gliederungselementen wird versucht, große Baukörper aufzulockern. Obere Geschosse kann man zurücksetzen, steile Dächer verschlanken einen Baukörper, Straßenfluchten werden mitberücksichtigt.

Über die Grundflächenzahl und Geschossflächenzahl kann dies Größe eines Baukörpers ebenso beeinflusst werden.

Eines der jüngsten Beispiele für höhere Dichte in einem Wohngebiet ist wiederum die Herzo Base. Mit einem zentralen Platz und Grünraum ringsum wurde dies planerisch gerechtfertigt. Tiefgaragen sind ein weiteres Element, um verdichtetes Wohnen verträglich zu gestalten.

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