Herzogenaurach: Viele Fragen zur Südumgehung

8.4.2017, 13:00 Uhr
Herzogenaurach: Viele Fragen zur Südumgehung

© Rüdiger Leverenz

"Neben dem Verkehrsgutachten ist noch eine Reihe weiterer Gutachten in der Vorbereitung, die im Planfeststellungsverfahren Berücksichtigung finden werden", erklärte Bürgermeister German Hacker. "Natürlich handelt es sich bei dem Projekt um einen großen Eingriff in die Natur. Deshalb kommt auch dem Naturschutz eine besondere Bedeutung zu. Ausgleichsflächen sollen vornehmlich außerhalb der Stadtgrenzen gefunden werden, um die ansässige Landwirtschaft nicht durch den Landverbrauch und die Ausweisung von Ausgleichsflächen doppelt zu belasten", fügte er hinzu.

Das Verkehrsgutachten stellt die Basis für die Dimensionierung der Südumfahrung und die Ausbildung der Knoten mit der existierenden Verkehrsinfrastruktur dar. Außerdem liefert es die Eingangsdaten für andere Gutachten, wie zum Beispiel den Lärmschutz.

Das Verkehrsgutachten wurde von Matthias Kölle, von der mit dem Gutachten beauftragten Firma SSP Consult, vorgestellt. Er verglich die Verkehrsströme der aktuellen Situation (Zählung 2015) mit dem durch eine Modellrechnung ermittelten Verkehrsaufkommen im Jahr 2035. Anschließend wurden die beiden Planungsalternativen, einer bebauungsfernen Südumfahrung und einer Aurachtalvariante inklusive Ostumgehung, verglichen. Sein Fazit war klar: Zwar würden beide Varianten zu einer Entlastung der Ortsdurchfahrten von Neuses und Niederndorf führen, allerdings sei die Anbindung der Aurachtalvariante an das bestehende Straßennetz schwieriger zu realisieren und bedürfe aufwendigerer Bauwerke. Deshalb sollte die Südumfahrung als bevorzugte Alternative weiter verfolgt werden.

Seine Präsentation ist auf der Seite der Stadt Herzogenaurach online. Das vollständige Gutachten wird in den nächsten zwei Wochen ebenfalls verfügbar sein.

Die sich anschließende Diskussion drehte sich im Wesentlichen um die Randbedingungen, unter denen das Verkehrsgutachten erstellt worden ist, die Lärmbelästigung und den Landschaftsverbrauch. Karin Peucker-Göbel (Bündnis 90/Grüne) wollte wissen, ob die Effekte durch eine Verbesserung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) im Gutachten berücksichtigt sind. Durch die erweiterten Fahrpläne der Linie 200 und 201, sowie der neuen Linie 199 werden sich die Buskilometer ab dem Fahrplan 2018 um 70 Prozent erhöhen, und dies sei im Verkehrsgutachten abgebildet, so die Antwort.

Sogar Schnellwege im Blick

Auch der Beitrag der StUB sei berücksichtigt, habe aber nur einen kleinen Effekt auf die Entwicklung des Individualverkehrs. Selbst der geplante Ausbau von Radschnellwegen sei, soweit heute möglich, in den Modellen berücksichtigt, erklärte der Experte.

Ein Anwohner des Hasengartens in Niederndorf äußerte seine Bedenken zum Lärmschutz und fragte nach geplanten Maßnahmen. Bürgermeister Hacker wies daraufhin, dass die genannte Trasse mehrere Hundert Meter von der Bebauungsgrenze entfernt verlaufen werde. Ob dann überhaupt noch Lärmschutzmaßnahmen notwendig würden, werde das Lärmschutzgutachten zeigen.

Uschi Schmidt (ebenfalls Grüne) fragte nach den Folgen durch die Verlagerung des innerörtlichen Verkehrs. Natürlich werden sich Verkehrsströme verändern, denn die Anlieger werden sich weiterhin die effektivste Route suchen, erklärte der Gutachter. Allerdings sei es das primäre Ziel, die Ortskerne vom Durchgangsverkehr zu entlasten und auf die Umfahrungen zu leiten. Dies werde nicht nur durch den Neubau der Südumfahrung erreicht, sondern von einer Reihe weiterer Maßnahmen begleitet, die von einem Tempolimit auf 30 km/h bis zu einem weitreichenden Durchfahrtverbot für Lkw (ausgenommen Anlieger) reichen werden.

Eine Anwohnerin aus Hauptendorf äußerte sich besorgt über den Lkw-Anteil des Verkehrs auf der Südumfahrung und die Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h, die in der Nähe von Hauptendorf erlaubt sein könnten.

Wie der Gutachter erklärte, werde der Lkw-Anteil am Verkehr bei nicht mehr als ein bis zwei Prozent liegen. Die Geschwindigkeiten seien in der Nähe von Ampelanlagen sowieso immer auf 70 km/h limitiert. Da die meisten Knoten der Südumfahrung mit Ampeln ausgestattet sein werden, sei die Zone für mögliche höhere Geschwindigkeiten sehr klein. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen würden letztlich vom Straßenverkehrsamt und der Polizei bestimmt.

Viel diskutiert wurden auch die Unterschiede zwischen dem 2011 erstellten Gutachten und den aktuellen Zahlen. "Allein schon aufgrund der zusätzlichen Arbeitsplätze, die in den letzten Jahren im Stadtgebiet entstanden sind, allein im letzten Jahr 1100, hat sich die Verkehrssituation massiv verändert. Außerdem sind jetzt weitere Randbedingungen in das Gutachten eingeflossen, die 2011 gar nicht absehbar waren, sodass es in der Natur der Sache liegt, dass das alte Gutachten zu abweichenden Zahlen kam", führte Hacker aus.

Frevel an der Natur

Ein Zuhörer brachte noch den weiteren Ausbau der Nordumgehung zur Sprache, um den Verkehr zu Schaeffler von Westen her über die Würzburger Straße in die Stadt zu führen. Er bezeichnete die Planungen für die Südumfahrung mit viel Beton als Frevel an der Natur. Dem zollten andere Zuhörer Beifall. Auch Christian von Reitzenstein kritisierte, dass es weltweit Klimaveränderungen gebe und Herzogenaurach so tue, als ginge es die Stadt nichts an und sie hätte nichts anderes im Sinn, als neue Straßen zu bauen.

Dies ließ Bürgermeister Hacker nicht gelten und nannte solche Vorwürfe ein Unding. "In unserer Stadt wird Umwelt- und Naturschutz groß geschrieben, und wir machen bei Umweltschutz und Energieeffizienz Dinge, die weit über das hinaus gehen, was wir machen müssen. Bei uns wird Elektromobilität entwickelt, aber bis diese flächendeckend zum Einsatz kommen kann, müssen deren Entwickler zu ihren Arbeitsplätzen kommen. Die Verlagerung des sich steigernden Verkehrsaufkommens auf andere existierende Straßen ist keine zukunftsweisende Lösung", betonte er.

 

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