Herzogenauracher Beton in Halbzeit zwei

4.2.2019, 17:11 Uhr
Herzogenauracher Beton in Halbzeit zwei

© Foto: Roland Huber

Von Handball-Boom nach der Weltmeisterschaft ist wenig angekommen in der Gymnasiumshalle. Vielleicht 60 Fans sind gekommen, um das wichtigste Siel der TSH-Männer im Abstiegskampf zu sehen. Die Frauen der Abteilung – in der 3. Bundesliga und in der Landesliga über Erwarten erfolgreich – spielen klar die erste Geige. Zumal das Vorspiel der Damen verlegt wurde und dadurch kein langer Handballnachmittag möglich war.

Spielertrainer Ingo Kundmüller räumt ein, "dass man sich den Zuspruch der Fans auch erst einmal wieder verdienen muss". Das Spiel gegen die HSG Nabburg/Schwarzenfeld könnte ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen sein, auch wenn das Publikum bis zum Happy End ein Wechselbad der Gefühle durchleben musste.

"Ich habe ein gutes Herz"

Routinier Norbert Münch, der seit Beginn dieser Saison Kundmüller in den Spielen zur Seite steht, damit dieser seine Qualitäten auch auf dem Feld einbringen kann, nimmt es mit Humor: "Zum Glück kenne ich die Mannschaft und habe ein gutes Herz. Dann steht man solche Spiele durch."

Doch selbst dem Mittfünfziger, vor der Jahrtausendwende als Spielertrainer und Spieler schon einmal für die TSH aktiv, war nach 60 dramatischen Minuten anzumerken, welche Last von ihm abgefallen war. Denn mit dem 23:20-Sieg hatte man nach dem 28:30 im Hinspiel sogar noch den direkten Vergleich gegen die Oberpfälzer gewonnen, was am Ende der Runde noch entscheidend werden könnte.

Und danach hatte es zwischenzeitlich gar nicht ausgesehen. Mit 15:13 führten die Gäste und den ideenreichen Spielmacher Tim Eichinger und den Vollstrecker Jaroslav Strejk mit 15:13, nach der Hälfte der zweiten Halbzeit immer noch mit 20:18.

Doch dann machte die TSH "dicht": Kein Gegentor mehr in der Schlussviertelstunde, Nabburg war sichtlich verzweifelt, versuchte es mit allen Varianten – aber wenn die HSG doch mal eine Lücke fand, stand da noch ein unüberwindbares Hindernis: Moritz Langer, nach knapp 20 Minuten für Kai Kammerer ins Tor gekommen, wehrte in diesen 40 Minuten 13 Würfe ab – und vor allem die scheinbar unhaltbare, was die gegnerischen Angreifer sichtbar entnervte.

Aber auch seine Vorderleute hatten da längst entdeckt, was nun wichtig ist. Im ersten Drittel schliefen sie in der Defensive regelmäßig, 15 Gegentreffer sind dafür ein Beleg.

Münch: "Wir haben eben eine junge Mannschaft, die will kreativ sein, schönen Handball spielen und Tore werfen. Das ist auch gut so, aber im Abstiegskampf zählen ganz andere Dinge." Und Abwehr ist eben vor allem Willenssache – und der war in der entscheidenden Phase da. Kollektiv steckte man die zahlreichen Rückschläge weg, weil man vorne selbst die besten Gelegenheiten liegen ließ und es versäumte, eher in Führung zu gehen und anschließend den Sack viel eher zuzumachen. Aber auch der Gast hatte mit Florian Sturm einen Teufelskerl zwischen den Pfosten, der sogar 16 Würfe entschärfte.

Kundmüller und Münch hoffen nun, dass dieses Spiel die Wende zum Guten war. Schließlich habe man fast immer mitgehalten und oft erst in der Schlussphase die Kontrolle über die Spiele verloren. "Stabilität kannst du von so einer jungen Mannschaft nicht erwarten, aber wenn du solche Spiele gewinnst, kannst du sie aufbauen", so Münch, der jedoch nicht anzufügen vergaß, dass mit Kundmüller und Ex-Bundesligaspieler Ben Schwandner die zwei "alten Hasen" im Team maßgeblich am Erfolg beteiligt waren. Denn gerade im Abschluss waren noch nicht alle Youngsters dem Druck gewachsen – doch die neue Stärke in der Abwehr macht dem Trainerduo Hoffnung: zuletzt gegen die HSG Erlangen/Niederlindach nur 22 Gegentore, diesmal sogar nur 20 (davon ganze fünf im zweiten Durchgang). Münch: "Jetzt dürfen wir zwar mal kurz durchschnaufen, aber der Weg ans rettende Ufer ist noch lang."

TSH: K. Kammerer, Langer; Hirning 6/2 Siebenmeter, Welker, Hablowetz, Y. Wayand 1, Freund, T. Wayand 2, Bellmann 2, Kundmüller 3, Sieber 3, Jonas 2, Funke 1, Schwandner 3.

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