Herzogenauracher Rathaus: "Lebhafte Fassade"

15.3.2018, 05:58 Uhr
Herzogenauracher Rathaus:

© Montage: BSS Architekten

Vom Sandstein sind alle Ausschussmitglieder überzeugt. Ein bisschen rau fühlt er sich an, die beige Farbe ist — weil Naturstein — leicht marmoriert. So können sich die Räte die Fassade ihres neuen Rathauses vorstellen. Die Alternative, eine Ausführung in Kalkstein, fällt durch.

Herzogenauracher Rathaus:

© Foto: Seitz

Zur Sitzung gekommen sind Christoph Schmidt und Benjamin Trosse von "Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten" aus Nürnberg. Schmidt erläutert das Material- und Gestaltungskonzept, hat auch viele Animationen und Beispiele im Gepäck, damit man sich die mögliche Umsetzung optisch vorstellen kann. Und auch fürs Haptische sind die Architekten gerüstet — die Materialproben finden großen Anklang.

So einig sich die Ausschussmitglieder bei der Fassade sind, so kontrovers diskutieren sie über den Sonnenschutz an den Fenstern. Die Architekten schlagen hier einen textilen Sonnenschutz vor, als Alternative einen Aluminium-Raffstore. "Textil wirkt ruhiger und entspricht eher der Formensprache des Gebäudes", meint Christoph Schmidt. Außerdem schatte Textil zwar ab, man könne aber trotzdem noch durchschauen.

Petra Mauser (SPD) allerdings bezweifelt die Langlebigkeit von Textil und spricht sich für die Alu-Lamellen aus. Sie bekommt Rückendeckung von Bürgermeister German Hacker, der nur in diesem einen Punkt nicht mit den Architekten konform geht. Bei Textil hat er Sorge, "dass wir die Südseite damit nicht ganz dicht bekommen".

Lieber Textil statt Alu

Ille Prockl-Pfeiffer (CSU) dagegen findet Alu-Lamellen, vor allem in der Altstadt, unästhetisch. "Und die sind total schlecht zu putzen." Auch Konrad Körner (CSU) kann sich die Aluminium-Raffstores nicht großflächig vorstellen, außerdem seien sie "zum Arbeiten höchst unpraktisch", weil durch die Lamellen streifenweise Sonne einfallen könne.

Textil macht schließlich das Rennen mit drei Gegenstimmen von Hacker, Mauser und Bernhard Wilfer (SPD). Ohnehin sind das im Moment alles nur Empfehlungsbeschlüsse an den Stadtrat, der am kommenden Donnerstag, 22. März, um 18 Uhr tagt.

Einigkeit herrscht wieder bei den Fenstern in Holz-Aluminium-Konstruktion mit Dreifachverglasung und der Holzart Eiche. Die helle Eiche wird sich auch im Inneren des Rathauses wiederfinden, bei den Türen und Einbauten. Und flächendeckend im neuen Sitzungssaal.

Die Holzverkleidung im Saal wird nach der Vorstellung der Architekten jedoch nicht glatt sein, sondern strukturiert, um eine plastische Wirkung zu erzielen; an der Decke Holzlamellen. Das viele Holz gefällt nicht jedem. Sogar das Wort "Sitzungs-Sarg" fällt.

Christoph Schmidt betont, dass im oberen Teil der Wände durchaus Bereiche mit anderen Materialien abgesetzt werden sollen. Mit dem hellen Eichenholz an sich sind alle einverstanden, Retta Müller-Schimmel (Grüne) wünscht sich lediglich geölte statt versiegelte Oberflächen.

Bei allen Entscheidungen folgen die Räte letztlich den Architektenempfehlungen. Bei den Böden in den öffentlichen Arealen sprechen sie sich für abgeschliffenen Estrich aus, in den Büros soll strapazierfähiges, dunkles, leicht marmoriertes Linoleum verlegt werden – "nur nicht zu dunkel", so der Wunsch.

Die Wände werden aus aufgehelltem Sichtbeton bestehen, in den Büros werden sie verputzt und hell gestrichen. Akustikputz an den Decken in den öffentlichen Bereichen und Akustikdecken aus gelochtem Gipskarton in den Büros komplettieren die Materialliste. Die Sanitäranlagen werden gefliest, auf dem Boden dunkel, an den Wänden in einem matthellen Farbton. Insgesamt handelt es sich laut den Architekten um "robuste Materialien und eine zeitlose Farbgestaltung, die man lange und gut sehen kann".

Die Ausschussmitglieder loben unisono das Konzept und die "schöne, stimmige Auswahl" (Hacker). Franz-Josef Lang (CSU) ist begeistert von der "lebhaften Fassade" und meint, dass der Neubau sich gut ins Ensemble einfüge. Renate Schroff (SPD) hatte sich nach eigener Aussage ursprünglich insgesamt "etwas Leichteres" vorgestellt, findet das Konzept aber schlüssig. "Es ist geschmackvoll und passt zur Altstadt und zum Schloss."

Die endgültige Entscheidung liegt nun bei allen Stadtratsmitgliedern.

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