Herzogenauracher Stadtarchiv profitiert vom Umzug

14.2.2019, 13:57 Uhr
Herzogenauracher Stadtarchiv profitiert vom Umzug

© Foto: Eduard Weigert

Irene Lederer sieht nach dem Umzug entspannt aus. "Das war schon ein Kraftakt", blickt die Archivleiterin zurück. Aber der Umzug vom Keller des alten Rathauses in das helle Büro im dritten Stock des Interims-Baus ist gelungen. Im eigentlichen Archivraum nebenan fehlen noch Lampen. "Aber das kommt auch noch."

Herzogenauracher Stadtarchiv profitiert vom Umzug

© Foto: Eduard Weigert

Dass nach dem Umzug mehr Akten, mehr Material, mehr Kisten vorhanden sind, das ist für Archivare eigentlich – pure Freude. Sich durchzuwühlen durch neues (bzw. altes) Material, es zu sortieren und in ein System zu bringen, damit die Nachwelt darauf Zugriff hat, ist die Aufgabe eines Archivars. "Vorher hatten wir etwa 550 laufende Meter an Dokumenten, jetzt sind es 650."

Appell an alle Ämter

Am Anfang der Überlegungen stand vor etwa einem Jahr der Appell der Archiv- und Stadtmuseumsleiterin Irene Lederer an alle Ämter, bei der Umzugsplanung auch ans Archiv zu denken. Viele Abteilungen hatten und haben ihre spezifischen Akten selbst gelagert, und zwar vielfach auch die, deren gesetzliche Aufbewahrungsfristen abgelaufen sind. "Wir haben appelliert, diese Akten auf alle Fälle dem Archiv anzubieten, bevor sie im Schredder landen", so Lederer.

Christian Hoyer erinnert sich, dass sich die Tiefbauabteilung sofort ans Werk gemacht und die für das Archiv interessanten Akten mit einem roten Punkt versehen hatte. "Die haben das vorbildlich gemacht", lobt der stellvertretende Archivleiter. Die anderen Abteilungen zogen nach. "Sehr gut war auch, dass der Geschäftsleitende Beamte Gerhard Höfler bei vielen Besprechungen immer wieder ans Archiv erinnert hat", ergänzt Irene Lederer.

V und A

Hilfestellung für das Stadtarchiv bei der Einordnung, welche Akten nun tatsächlich aufgehoben werden sollen, kommt unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchive. In einer Richtlinie steht auf einer langen Liste hinter jedem Themengebiet entweder ein V (für "Vernichten") oder ein A (für "Aufheben").

Beispiel: Städtische Satzungen, Verordnungen, Verträge sind mit A markiert, Unterlagen zum Beamten- oder Tarifrecht mit einem V. Grundsätzlich soll nur das archiviert werden, was in einem direkten Bezug zu Herzogenaurach steht und nicht in anderen Archive ohnehin verwahrt wird.

Noch sind nicht alle neuen Unterlagen komplett gesichtet, aber schon jetzt ist das Stadtarchiv davon überzeugt, dass sich der Appell gelohnt hat.

So hat etwa die Kämmerei aus ihren Regalen Kassenbücher ans Archiv gegeben, die bis in die NS-Zeit zurückreichen. "Aus den Zahlen kann man mit Sicherheit einiges herauslesen", so Lederer. Zumindest derjenige, der diese Bücher einst historisch auswerten will.

Oder etwa Unterlagen aus den 60er Jahren zur Stadtentwicklung. "Spannend ist das auch deswegen, weil man sieht, was nicht gekommen ist", so Lederer. Da ist ein alter Plan aufgetaucht, in dem der gesamte Kirchenplatz komplett mit Parkplätzen voll ist. "Das waren die Vorstellungen der autogerechten Stadt damals."

Archiviert werden nun aus neuerer Zeit auch Akten und Vorgänge rund um die Entwicklung der Herzo Base.

Unterm Innenhof

Platz genug ist in dem Interims-Archiv, obwohl die festen Regale mehr Platz wegnehmen als die Rollregale im alten Keller. Wenn es in ein paar Jahren wieder zurückgeht an den alten Standort, dürfte die Situation noch komfortabler sein. Dann werden sich die Kellerarchivräume bis unter den Innenhof des Rathauses ziehen. Und der aktuelle Umzug ins Interims-Rathaus schon wieder eine Angelegenheit fürs Archivieren sein.

Der Umzug wirft im Übrigen ein interessantes Nebenprodukt ab. Vom 11. Mai bis 4. August ist im Stadtmuseum die Sonderausstellung "Bewegend! – Selbstbild im Wandel" zu sehen. Einige Exponate sind erst durch den Umzug ins Archiv/Stadtmuseum gelangt.

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