Herzogenauracher Zweitklässler verarzten Mitschüler

21.2.2019, 11:57 Uhr
Nach bestandener Prüfung: Ganz stolz auf ihre Urkunden sind die 18 Mädchen und Jungs der Klasse 2b. Mit ihnen freuen sich Jürgen Seiermann (l.) vom ASB, Rektorin Heidi Forisch (2.v.r.) und Klassenlehrerin Silvia Eder (r.).

© Foto: Eduard Weigert Nach bestandener Prüfung: Ganz stolz auf ihre Urkunden sind die 18 Mädchen und Jungs der Klasse 2b. Mit ihnen freuen sich Jürgen Seiermann (l.) vom ASB, Rektorin Heidi Forisch (2.v.r.) und Klassenlehrerin Silvia Eder (r.).

"Die Kinder sind mit Feuereifer bei der Ausbildung dabei", freut sich Heidi Forisch, Rektorin an der Grundschule Niederndorf, die die Kinder in Erste Hilfe ausbildet. Für eine Grundschule ist der Kurs zum Schulsanitäter durchaus ungewöhnlich, schließlich sind die Kinder erst etwa sieben Jahre alt. "Aber sie machen ihre Sache bestens", bestätigt Jürgen Seiermann, Ausbildungsleiter beim ASB Herzogenaurach, der das Projekt mit beschrifteten T- Shirts und einem Notfall-Rucksack unterstützt. Heute nimmt Jürgen Seiermann die Abschlussprüfung ab.

Herzogenauracher Zweitklässler verarzten Mitschüler

© Foto: Eduard Weigert

Ein halbes Jahr lang werden die Mädchen und Jungs einmal die Woche geschult: Hier lernen sie, wie man Verbände richtig anlegt, kleine Wunden versorgt, die stabile Seitenlage oder die Schocklage ausführt, wie man Verletzte tröstet – und ganz wichtig: wie man einen Notruf richtig tätigt. "Sie sind sehr ernsthaft bei der Sache", erzählt Heidi Forisch. Manche bringen sogar schon Wissen mit in den Kurs, weil sie bereits im Kindergarten Erste Hilfe gelernt haben.

"Oberstes Ziel beim Kurs aber ist, dass soziale Kompetenzen geweckt werden und dass die Kinder lernen, dass helfen ganz normal ist", sagt Jürgen Seiermann. Er hofft, dass diese Kinder sich auch später trauen, im Notfall zu helfen. "Die Schulsanitäter haben Vorbildfunktion", erläutert Forisch weiter. "Sie unterstützen ferner die Lehrer, wenn sie sich zum Beispiel bei einem Vorfall in der Pause um kleinere Wunden kümmern und ein Coolbag holen oder ein Pflaster auf die Wunde kleben", schildert sie. "Das entlastet die Lehrkräfte." Jetzt wird es ernst: Die Prüfung steht an, ein Mädchen ist schon ganz aufgeregt. Die 18 Kinder versammeln sich im Klassenzimmer der Klasse 2b auf dem runden blauen Teppich. Alle erhalten erstmal ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck "Schulsanitäter". Dann stellt Jürgen Seiermann eine Aufgabe: "Nach der Pause liegt im Klassenzimmer eine Schülerin regungslos am Boden. Was macht ihr dann?" Viele Finger schnellen nach oben.

Filiz und Marnie dürfen zeigen, was zu tun ist. Emiliy mimt das ohnmächtige Kind. Die zwei Mädchen beugen sich über Emily und zählen ganz ruhig zehn Sekunden lang die Atemzüge. Weil sie noch atmet, schieben sie Emily in die stabile Seitenlage und kontrollieren wieder die Atmung. "Hätte das Kind nicht mehr geatmet, hätten sie die künstliche Beatmung gestartet", erzählt Seiermann hinterher. Johannes und Stefan verarzten dann Pia, die sich am Bein verletzt hat. Sie befragen das Mädchen, wo es wehtut und legen schließlich ganz routiniert einen Verband an und anschließend sogar noch einen Druckverband, weil die Wunde so stark blutet. Ein Mädchen tröstet Pia.

Zum Schluss der Prüfung fragt der ASB-Ausbilder, wie ein Notruf richtig gemacht wird. "Was, welche Art der Verletzung, wie viele Verletzte, wo und dann warten, weil oft noch Nachfragen kommen", wissen die Kinder. "Toll gemacht", lobt Jürgen Seiermann, und auch Heidi Forisch ist begeistert. Zur Belohnung erhalten dann alle Kinder eine Urkunde.

Ab sofort machen die frischgebackenen Schulsanitäter in kleinen Gruppen Dienst in der Pause, und auch bei Ausflügen kümmern sie sich um Kinder, die sich verletzt haben. Es sei auch schon vorgekommen, dass die jungen Sanitäter Erwachsenen helfen, wie zum Beispiel einmal einem Lehrer, der einen Herzinfarkt erlitten hat, weiß Heidi Forisch.

Seit elf Jahren organisiert und leitet die 55-Jährige bereits Schulsanitäterkurse an den Schulen, an denen sie gerade arbeitet. Jetzt eben an der Grundschule Niederndorf, weil sie es für wichtig hält, schon Kinder hier richtig anzuleiten. "Aber ohne den ASB, der das Projekt unterstützt und T-Shirts und Notfallrucksack sponsert, geht das nicht", sagt sie. Doch auch für Jürgen Seiermann ist das Projekt eine Herzenssache: "Wir unterstützen das unheimlich gern."

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