„Hier im Saal ist die Infektionsgefahr höher“

10.7.2015, 16:29 Uhr
„Hier im Saal ist die Infektionsgefahr höher“

© F.: nr

Vermutlich am Donnerstag nächster Woche werden, wie berichtet, rund 100 Asylbewerber erwartet. Sie sollen in der ehemaligen Tennishalle untergebracht werden.

„Wir wollen Ängste nehmen sowie Vorbehalte ausräumen“, meinte Bürgermeister Ludwig Nagel, der im Kreise vieler Vertreter des Landratsamtes, der Polizei, des Gesundheitsamtes, eines Sicherheitsdienstes und des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) die Begrüßung im TSV-Sportheim übernahm. Nagel blickte auf die rasante Asyl-Entwicklung und erwähnte, dass die Gemeinde Hemhofen das ehemalige Dorschgelände samt Wohnungen und der schon lange nicht mehr genutzten Tennishalle erworben habe.

Schon Anfang des Jahres stand dabei fest, dass die Wohnungen dem Landratsamt als Unterkunft für Flüchtlinge angeboten werden sollen. Sie wurden in wenigen Wochen umgebaut, und seit kurzem leben dort auch 20 Asylbewerber, um die sich ein Helferkreis um Alois Meißner kümmert.

Unverzüglich informiert

Seit etwa Anfang Juli überschlugen sich die Ereignisse, denn das Landratsamt teilte mit, dass die Regierung von Mittelfranken im Landkreis eine Asylnotunterkunft für 100 Flüchtlinge einrichten müsse. Die Tennishalle, die, und dies war ausschlaggebend, nicht schulisch genutzt wird, bot sich an. Er, Nagel, sei von Landrat Alexander Tritthart unverzüglich über dieses Ansinnen informiert worden. Es hieß ursprünglich, dass die Halle schon bis 9. Juli benutzt werden müsse.

Die Arbeiten in der Halle sind aber noch nicht abgeschlossen, und einfach sei es auch nicht, von heute auf morgen Sanitärcontainer zu beschaffen, hieß es. Die Flüchtlinge sind zwischenzeitlich in einer Halle in Baiersdorf untergebracht. Nagel unterrichtete unverzüglich die in der Kürze der Zeit erreichbaren Gemeinderäte, neun an der Zahl, und hielt schließlich am vergangenen Freitag eine (nicht beschlussfähige) „Gemeinderatsversammlung“. „Hier zeigte sich große Solidarität untereinander“, so Nagel.

Laut Landrat Alexander Tritthart erwarte man im Kreis bis Ende des Jahres gut 600 Flüchtlinge, das seien Prognosen, so der Landrat, denn seiner Meinung nach könnten mindestens weitere 500 dazukommen. Es gehe bei dem Flüchtlingszustrom und der Verteilung auf die einzelnen Gebietskörperschaften nicht um „wollen“. „Wir müssen handeln“, so Tritthart, der Hemhofen für sein Angebot ausdrücklich dankte.

Die Flüchtlinge werden in der Notunterkunft in Hemhofen zunächst erfasst, verpflegt und ärztlich untersucht; um die Betreuung wird sich der ASB-Regionalverband ERH kümmern, der am Donnerstag durch Geschäftsführer Jürgen Seiermann vertreten war. Ein Sicherheitsdienst sei rund um die Uhr gewährleistet. Seiermann betonte, dass die Menschen — unterschiedlichster Herkunft und Konfession — etwa zwei Wochen hier bleiben, um dann weiter in andere Unterkünfte (private Wohnungen, Hotels, Gaststätten) verteilt zu werden; „danach kommen Neue“, wie das auch in Herzogenaurach (Notunterkunft in der Berufsschul-Turnhalle) bis März gängig gewesen sei.

Die Mitarbeiter des ASB, so Seiermann weiter, kümmern sich natürlich auch um das persönliche und soziale Umfeld und werden gezielt ein Auge auf (begleitete) Kinder und Jugendliche haben.

Die Lage für Hemhofen, so Seiermann, sei „entspannt“, wenngleich der enorme Zeitdruck schon störe. Man müsse wissen, dass manche Flüchtlinge „nur mit dem kommen, was sie anhaben“, sagte der ASB-Mann, der sich übrigens sicher ist, „dass hier alles klappen wird“.

Mit Notunterkünften als solche habe die Polizei noch keine Erfahrung, so Polizeihauptkommissar Jürgen Schmeißer, Chef der Höchstadter Polizeiinspektion. Gerüchte über Einbrüche von Asylbewerbern dementierte Schmeißer ausdrücklich. Der Mediziner Frank Neumann vom Gesundheitsamt informierte darüber, dass es im Einzugsgebiet keine erhöhte Infektionsgefahr in Flüchtlingsunterkünften gebe. Neumann: „Hier im Saal ist die Infektionsgefahr höher“.

Wie lange?

So manche Fragen blieben offen. So etwa: Wie lange wird es diese Notunterkunft in Hemhofen geben? Kann es sein, dass vielleicht einmal 200 oder gar 300 Asylanten kommen? Kann man die im Zug von Österreich her kommenden Flüchtlinge nicht wieder zurück nach Österreich schicken?

„Die Strukturen in Hemhofen werden sich jedenfalls ändern“, stellte die ehemalige Gemeinderätin Evelyn Zangl fest, denn auch die Asylbewerber im „Erstaufnahmelager“ können sich frei in Hemhofen bewegen, Zäune wird es nicht geben.

Schließlich erklärte Bürgermeister Ludwig Nagel noch, er habe einen anonymen Brief erhalten, in dem sich über Lärm aus der Unterkunft bis in die Nacht beschwert wurde. Man solle sich diesbezüglich beim Helferkreis (Alois Meißner) melden, hieß es, dann werde man mit den durchweg einsichtigen Menschen über das Problem sprechen.

Das „Ersatz-Erstaufnahmelager“ in Hemhofen kann am kommenden Mittwoch von 18 bis 19 Uhr besichtigt werden, wenn dann Flüchtlinge dort leben, geht das nicht mehr. NIKO SPÖRLEIN

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