Höchstadt: Bald einen Schoppen im "Zwetschger"

17.1.2019, 15:23 Uhr
Höchstadt: Bald einen Schoppen im

© Foto: Horst Linke

Gut gelaunt stehen Reinhard Grasse und Architekt Georg Leyh vor dem Haus, das sich an den Stadtturm anschmiegt. Noch verstellt ein Bauzaun den direkten Blick, doch beide sind mit dem Baufortschritt hochzufrieden: Die weiße Fassade ist mit grauem Fachwerk gestaltet, eine frisch renovierte Madonna-Figur hängt unter dem Walmdach, über den Fenstern im Erdgeschoss prangt schon der Schriftzug "Weinstube zum Zwetschger, eine Reminiszenz an den alten Hausnamen Zwetschger".

"Wenn alles klappt, dann wird die Weinstube Ende März eröffnet", zeigt sich der Hausherr zuversichtlich. Das kann der 73-Jährige auch sein: Sein Sohn Philip ist Schreiner und hat aus seiner Zeit auf der Walz viele Kollegen aktiviert, die nun eifrig im Haus am Stadtturm arbeiten. "Die sind mit Spaß bei der Arbeit und bringen viele gute Ideen ein", freut sich Grasse.

So ist beispielsweise Tommy Zuther, Malermeister und Lehmputzer, gerade dabei, zusammen mit weiteren Helfern das ganze Haus innen – so wie früher – mit Lehm zu verputzen. Das ist relativ aufwändig, weil drei Schichten aufgetragen werden müssen, doch Reinhard Grasse ist von dem Material absolut begeistert: "Das war die einzig richtige Entscheidung."

Überhaupt habe man versucht, wo es möglich war, alles wie früher zu machen: Außen Kalkputz, innen Lehmputz, die Fenster erhielten wie einst eine Eichenholzumrandung. An der Fassade wurde das vormals von einem Kunstharzputz verdeckte Fachwerk freigelegt, restauriert und, wo nötig, mit neuen Balken ersetzt.

Im Erdgeschoss wird Reinhard Grasse künftig eine Weinstube betreiben. Das Mobiliar baut Sohn Philip aus alten Scheunenbalken. Die Tiffany-Lampen für den Gastraum habe bereits seine Frau gemacht, erzählt er. "Sie ist schwer aktiv."

Im ersten Stock entsteht eine Wohnung für den Hausherrn, im großen Dachgeschoss ist Platz für einen Versammlungsraum, den geschlossene Gesellschaften nutzen können, ganz oben unterm Dach ist die Gasheizung und der Wasserspeicher versteckt. "Und im Gewölbekeller wird der Wein für das Lokal eingelagert", verrät Reinhard Grasse.

Höchstadt: Bald einen Schoppen im

© Foto: Horst Linke

Besonders stolz ist er auf den Hinterhof, der von der Straße überhaupt nicht zu sehen ist. Mit Blick auf den – abends beleuchteten – Stadtturm und die renovierte Stadtmauer wird man hier künftig gemütlich einen Schoppen Wein trinken können. Sehr schön ist auch die Rückansicht des 1668 erbauten Hauses geraten. Der alte Laubengang im Obergeschoss wurde offen gelegt und wird nun von grau gestrichenen Holzbalken umrahmt. Dahinter verbirgt sich das geräumige Badezimmer von Grasse.

Im August 2017 wurde mit dem Rückbau des Gebäudes begonnen und seither ungefähr 40 Container Schutt, insgesamt gut 200 Tonnen Altmaterial, herausgeholt, schätzen Architekt und Hausherr. Dann folgten viele Monate des Auf- und Ausbaus. "Für die Renovierung eines solch alten Hauses braucht man viel Geduld", weiß Georg Leyh. Aber bis jetzt habe alles bestens geklappt, auch wenn keine einzige Wand gerade ist und das ganze Haus nach hinten ein Gefälle von fast 40 Zentimetern hat. "Da muss man halt immer mal wieder improvisieren." Aber das sei ja gerade das Spannende. Und auch Reinhard Grasse hat nach wie vor große Freude an dem Projekt. "Es ist alles wunderbar, einfach phantastisch", schwärmt er.

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