Höchstadt: "Der optische Eindruck ist verheerend"

10.4.2018, 07:00 Uhr
Höchstadt:

Das Gericht geht davon aus, dass aus den beiden Autos und der Kühltheke Flüssigkeiten hätten auslaufen können und somit eine Gefahr für eine Verunreinigung des Bodens bestand. Weil die drei Angeklagten Michael H. (31), Markus R. (29) und Lukas B. (29) – alle Namen von der Redaktion geändert – die Gegenstände auch nach Aufforderung nicht entsorgten und die entsprechenden Strafbefehle nicht akzeptieren wollten, stehen sie nun wegen "unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen" vor Gericht.

Die Fotos sprechen für sich: Der Renault Laguna ist vollkommen verbeult, die Scheiben kaputt, der Motorraum steht offen. Der Kleintransporter Peugeot Boxer ist mit Farbe beschmiert, die Scheiben sind zersprungen. Und auch die Kühltheke scheint schon längere Zeit im Freien gestanden zu haben. Die Polizei entdeckte all das auf dem Gelände einer ehemaligen Diskothek in Höchstadt. In den Autos war noch Bremsflüssigkeit und Motoröl, in der Kühltheke Wärmeträgeröl — alles Stoffe, die beim Auslaufen den Boden verunreinigt hätten. Nachdem die Angeklagten nicht tätig wurden, entsorgte das Landratsamt Autos und Kühltheke.

Richter Hagen Förster glaubt vor allem Michael H. kein Wort. Der ehemalige Geschäftsführer der Diskothek war Mieter des Grundstücks und somit verantwortlich für alles, was darauf abgestellt war. Markus R. als damaliger Mit-Geschäftsführer steckt ebenfalls mit drin.

Michael H. behauptet, die Kühltheke aus der Diskothek, die zwischenzeitlich Insolvenz angemeldet hatte und geschlossen werden musste, hätte verkauft werden sollen, es habe sogar schon einen Interessenten gegeben. Außerdem sagt er: "Die Kühltheke war geschlossen, davon ging keine Gefahr aus." Gleiches gelte für die Autowracks. Der Renault Laguna sei ein "Showauto" gewesen, das die Disko-Besucher dereinst kurz und klein hauen durften. Auch der Laguna sollte verkauft werden.

Den Kleintransporter wiederum hat Lukas B. auf dem Gelände geparkt, auch dieser sollte verkauft werden. Ob er den Kleintransporter Markus R. schenkte (wie er behauptet) oder nicht (wie Markus R. behauptet), bleibt im Dunkeln. Den beklagenswerten Zustand des Transporters erklärt Michael H. jedenfalls damit, dass kurz vor der Entsorgung Vandalen am Werk gewesen seien, die die Scheiben einschlugen und das Fahrzeug beschmierten. "Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände."

Ein Telefonat mit einem Polizisten, das der Richter ihm aus den Akten vorhält, streitet Michael H. rundheraus ab. Auch von gefundenen Fahrzeugpapieren, die die Polizei ihm in den Briefkasten geworfen habe und die dann im Laguna wieder aufgetaucht seien, will Michael H. nichts wissen. "Die Polizei saugt sich das doch nicht aus den Fingern", mahnt Förster.

Hätten aus den Autos und der Kühltheke nun also gefährliche Stoffe auslaufen können oder nicht? Daran hängt alles. "War es nicht umweltgefährdend, wäre das ein Freispruch", betont Förster. Aber wenn ein Gutachten doch eine mögliche Gefahr attestiert, kämen eventuell auch höhere Strafen in Betracht. "Der optische Eindruck der Autos ist jedenfalls verheerend", meint Förster. Die drei Angeklagten beeindruckt das indessen nicht. Bei einer Fortsetzung der Verhandlung werden nun Zeugen wie zum Beispiel die Polizisten geladen.

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