Höchstadt: Feierlicher Auftakt am Trompetenbaum

20.6.2018, 14:00 Uhr
Höchstadt: Feierlicher Auftakt am Trompetenbaum

Das Paradies ist gut geschützt. Rainer Scheckenbachs Garten ist umgeben von hohen Bäumen und Sträuchern: von Haselnuss, Kastanien und anderen Riesen. Die dichte Blätterwand vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und Intimität. Innen ist reichlich Platz, um den Sommer zu genießen, die Gedanken schweifen zu lassen oder mit Freunden schöne Stunden zu verbringen.

In dieser lauschigen Umgebung hat Regierungspräsident Thomas Bauer am Montag die Aktion "Tag der Offenen Gartentür" eingeläutet, die bayernweit läuft. "In Deutschland werden die Gärten langsam zu Steinwüsten", mahnte Otto Tröppner, Kreisvorsitzender der Gartenbauvereine.

Höchstadt: Feierlicher Auftakt am Trompetenbaum

Diesem Trend folgt Rainer Scheckenbach nicht. Viel zu bunt, zu vielfältig und vor allem zu grün ist es hinter seinem Haus Am Weingartsgraben 19 in Höchstadt. Einen "verspielten Wohngarten" nennt der pensionierte Polizeibeamte das, was er nach eigenem Gusto und mit eigenen Händen in vielen Jahren hat entstehen lassen. So vielfältig, dass es sich kaum in einen einzigen Begriff fassen lässt. Wasserspiele, kleine Teiche, Brunnen beruhigen und faszinieren den Betrachter, Kunstwerke aus Holz, Keramik, Naturstein, Ton und Metall setzen Akzente, Holzbrücken und Kiespfade führen durch die Anlage. Überall ein Platz zum Hinsetzen, ein lauschiger Platz zum Verweilen. Und wenn das Wetter nicht mitspielen will, wäre da immer noch die Almhütte am Hang, halb versteckt hinter Buschwerk. Besonders beeindruckt zeigten sich viele Teilnehmer der Auftaktveranstaltung von dem blühenden Trompetenbaum, der sich dominant über dem Rasen ausbreitet.

"Erweitertes Wohnzimmer"

Eine ganz ähnliche Intention wie Scheckenbach verfolgen Gertrud und Kilian Steidl, die an der Dr.-Schätzel-Straße 24 den zweiten Höchstadter Beitrag zum Tag der Offenen Gartentür liefern. "Für uns ist es ein erweitertes Wohnzimmer", sagt Gertrud Steidl über das Areal, das direkt an den Wintergarten anschließt.

Auch die Steidls hatten keinen Masterplan, beschäftigten keinen Landschaftsarchitekten, der für sie ein fertiges Konzept entworfen hätte. Nein, das Paar wohnt dort seit knapp 40 Jahren und da "ergibt das eine andere", sagt die Hausherrin. Fast alles, was zwischen den üppigen blühenden Stauden und Sträucher sowie den drei Springbrunnen zu sehen ist, ist Handwerk aus dem Hause Steidl.

Höchstadt: Feierlicher Auftakt am Trompetenbaum

Von Gertrud sind die eigenwilligen, witzig ausgestatteten Tonskulpturen. Kilian, vom Beruf Schlosser, hat die metallenen Gartenmöbel gefertigt. Bei allem Kunstsinn geht den Steidls der Sinn fürs Praktische nicht ab: Die hintere Abteilung des Gartens dem Zweck der Eigenversorgung gewidmet. Hier wachsen Äpfel und Pfirsiche, Nüsse Obst und Gemüse. "Der Naschgarten", sagt Gertrud Steidl dazu.

Was ihr auch wichtig ist: Das Gärtnern soll kein Selbstzweck sein. Deshalb soll ihr "Erholungsgarten" auch ein "pflegeleichter" sein.

In Scheckenbachschen Garten hat es Regierungspräsident Thomas Bauer vorangestellt: "Die ausgewählten Gärten erheben keinen Anspruch auf Perfektion. Aber sie sind unverwechselbar."

So finden sich unter den 32 Betrachtungsobjekten kunstvoll angelegte kleine Parks ebenso wie ländliche Hausgärten, Bauerngärten, naturnahe Experimentiergelände, kindergerechte Wohngärten oder Kunstgärten. Sicher nicht auf alle trifft der Leitspruch der berühmten englischen Gartenarchitektin Gertrude Jeykill zu, den der Regierungspräsident zitierte: "Die Hauptaufgabe eines Gartens ist es, seinem Besucher die schönste und höchste Art des irdischen Vergnügens zu bereiten".

Bauer kam ausführlich auf den ökologischen Wert dieser "Vergnügungsstätten" zu sprechen: Privatgärten wiesen mittlerweile eine größere Vielfalt an Tierarten auf als die freie Natur. Abwechselnd gestaltet seien sie eine Nahrungsquelle für Insekten, Vögel, Igel, Bienen und viele andere Arten.

ZSämtliche offenen Gartentüren in Mittelfranken finden Interessierte unter www.aelf-fu.bayern.de. In Erlangen-Höchstadt ist noch ein Wildgarten in der Hallerstraße 25 in Eckental geöffnet sowie ein Schloßgarten im Kirchenweg 5 in Heroldsberg und ein Garten in Kleinwachenroth (siehe dazu Artikel unten).

Keine Kommentare