Höchstadt: Geste der Reue an missbrauchte Kinder

26.12.2018, 15:56 Uhr
Höchstadt: Geste der Reue an  missbrauchte Kinder

© Foto: Robert Tichi

Darüber zeigte sich der Dekan mehr als überrascht, war doch die Messfeier am Spätnachmittag schon sehr gut besucht gewesen. Und auch die vom Flötenchor des Höchstadter Spielmannszuges und Katharina Heilmann an der Orgel musikalisch umrahmte Kindersegnung am frühen Nachmittag füllte das Gotteshaus bis auf den letzten Platz, berichtet das Pfarramt.

Zu einem sehr stilvoll gestalteten Festsaal verwandelte das neue Mesnerteam der Pfarrei die neu renovierte Kirche. Die Musik tat auch in der Christmette dann noch das übrige: die Stadtkapelle unter der Leitung von Georg Römer und Wolfgang Först an der Orgel.

Wie vor 200 Jahren erklangen zwei Gitarren, um das Lied der Lieder "Stille Nacht" zu Gehör zu bringen, gespielt von Georg Scheer und Michael Nitsche von der Höchstadter Mussiggfabrigg. Gänsehaut pur.

Dazu brachte die Jugendliche Franziska, die seit Geburt auf einen Rollstuhl angewiesen ist, das Jesuskind in der Krippe zum Altar. Wer durch die Reihen blickte, erkannte schnell, dass die Kirche insgesamt ihr jugendliches Gesicht zeigte. Folgerichtig sprach Kemmer in seiner Weihnachtspredigt die Jugend an. "Mischt euch ein, sagt frei und unverblümt eure Meinung. Eine Gesellschaft und auch die Kirche muss wissen, wie die Jugend denkt."

Kemmer ermunterte die Jugendlichen, keine Rücksicht auf Autoritäten in Kirche und Gesellschaft, auf Verwandtschaft oder Nachbarschaft zu nehmen, wenn es darum gehe, etwas zu benennen, was man in personeller oder weltanschaulicher Hinsicht nicht gut finde. Die "political correctness" der vergangenen Jahrzehnte ist in Kirche und Gesellschaft nach Ansicht von Kilian Kemmer die Ursache für ein Erschrecken etwa über Wahlergebnisse oder Lebensgewohnheiten. "Wir haben verlernt, offen die Meinung zu sagen und haben verlernt zuzuhören."

Weihnachten erinnere daran, dass Gott in Jesus sein Wort zur Erde schickte, klar und deutlich redete, dafür zwar gekreuzigt wurde, aber das versprochene Wort gehalten habe bis heute, so der Dekan.

Mit mehreren Angeboten gestaltete die Pfarrei die Weihnachtsfeiertage. Ein polyphones deutsches Messordinarium bot der Kirchenchor im Festgottesdienst am ersten Feiertag mit Blechbläsern der Stadtkapelle unter der Leitung von Florian Mayer dar. Eine starke Geste erfolgte am zweiten Weihnachtsfeiertag. Vor der Figur des kindlichen Jesus, der ein Kreuz im Arm trägt, entzündete Kemmer mit dem Licht von Bethlehem eine Kerze, um alle, die in ihrer Kindheit im kirchlichen Raum missbraucht wurden, um Verzeihung zu bitten.

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