Höchstadt: Gymnasiallehrerin gründet Grünen-Gruppe

4.1.2019, 14:16 Uhr
Höchstadt: Gymnasiallehrerin gründet Grünen-Gruppe

© Foto: Katrin Bayer

"Eigentlich war ich ja nie politisch ambitioniert", sagt Sonja Koenigk. "Aber ich bin jetzt über 50 und wenn man sieht, wie sich im Lauf der Zeit die Natur verändert hat, erschrickt man schon." An den Rändern von Höchstadt werde die Landschaft großflächig versiegelt, bei Spaziergängen stoße man überall auf Plastikmüll, der Klimawandel werde spürbar – und auch das Artensterben: Koenigk wohnt im Ortsteil Nackendorf direkt am Weiher, "aber wenn ich im Sommer abends das Licht an habe und die Tür offen steht, kommen trotzdem keine Insekten mehr rein". Dabei seien Insekten doch so wichtig, als Nahrungsgrundlage für Vögel und auch als Bestäuber.

Als dann vor der Landtagswahl der frühere Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, in Röttenbach sprach und Sonja Koenigk bei dieser Veranstaltung erfuhr, dass es in Höchstadt nicht einmal einen grünen Ortsverband gibt, reifte die Idee des politischen Engagements. "Man kann ja nicht immer nur zetern, aber selbst nichts tun." Am 14. Januar wird nun der Ortsverband gegründet, an ihrer Seite habe sie dabei kompetente Personen, die teilweise auch langjährige politische Erfahrung haben.

Sie selbst sei im Aischgrund aufgewachsen, in Höchstadt zur Schule gegangen. "Ich liebe Höchstadt, wir haben eine wunderbare Infrastruktur hier. Hier gibt es alles, was man zum Leben braucht", sagt Koenigk. Aber: "Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass man die Schätze Höchstadts auch bewahren muss." Sie denkt dabei an die seltenen Tiere und Pflanzen, die in und um Höchstadt leben (wie etwa den Milchstern am Kellerberg), das Biotop an der Kerschensteinerstraße mit den alten Obstbäumen. "Wir haben hier eine ganz erstaunliche Artenvielfalt, die müssen wir bewahren und nicht immer nur Dollarzeichen in den Augen haben."

Will heißen: "Es reicht mit den Gewerbegebieten in Höchstadt, wir brauchen nicht noch mehr. Es darf kein einziger Baum mehr platt gemacht werden zu Gunsten von noch mehr Gewinnmaximierung." Schließlich sage Bürgermeister Gerald Brehm selbst, dass Höchstadt gut da stehe.

"Grün" sei nicht nur Zeitgeist und chic, meint die Pädagogin. "Wir müssen die Bewahrung der Natur wirklich jetzt angehen, sonst ist unser Planet und die gesamte Menschheit bedroht".

Und diese Bewahrung fange im Kleinen, also vor Ort, an: Anstatt dass die Orte an den Rändern immer weiter wachsen, solle man erstmal die Lücken im Inneren schließen. Im Fall von Höchstadt denkt Sonja Koenigk da an leerstehende Gewerbeimmobilien wie das alte Edeka-Zentrum am Greiendorfer Weg.

Auch die Innenstadt müsse belebt werden, zum Schlendern einladen — doch das sei ja Konsens aller Fraktionen im Stadtrat. Sie persönlich könne sich für Höchstadt einen "Unverpackt-Laden" vorstellen, also ein Geschäft, in dem die Kunden ihre eigenen Schüsseln zum Abfüllen ihrer Lebensmittel mitbringen. Plastikverpackungen werden auf diese Weise vermieden.

Die Tatsache, dass überall Plastik ("ein an sich gutes Material, das aber eben unkaputtbar ist und nicht in die Natur gelangen darf") herumliegt und in den Meeren riesige Müllstrudel unterwegs sind, ist ohnehin ein großes Thema für die Nackendorferin. Am Gymnasium initiierte sie deshalb auch das Projekt "Kunst-Stoff", bei dem aus nicht mehr benötigtem Plastik Kunst entsteht.

Ob es übrigens gelingt, bereits zur Kommunalwahl 2020 eine grüne Liste aufzustellen, lässt die Gymnasiallehrerin offen: "Da lasse ich mich überraschen, aber es ist ja zumindest schon mal gut, wenn jetzt bestimmte Themen angesprochen werden."

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