Höchstadt: Kunden wollen "ihr" Erdbeerfeld behalten

23.5.2018, 16:14 Uhr
Höchstadt: Kunden wollen

© Foto: Katrin Bayer

Gabriele Schuster ist richtig sauer: Seit mehr als 15 Jahren betreibt sie mit ihrer Familie ein großes Erdbeerfeld zwischen Höchstadt und Gremsdorf – als sie dort angefangen haben, waren sie allein auf weiter Flur, nur die Kläranlage gab es schon. Doch in den vergangenen Jahren kamen in der Umgebung immer mehr Gewerbebetriebe dazu, nun soll auch ihr Feld weichen.

Kampflos gehen möchte die Familie, die in Unterfranken lebt, aber nicht. Schließlich hängt nicht nur ihr Herz an dem riesigen Erdbeerfeld ("wir fahren auch mal mitten in der Nacht zur Frostschutzbewässerung hierher", wie Tochter Hanna erzählt), sondern sie haben auch mächtig in diesen Standort investiert. Einen Brunnen gebohrt zum Beispiel, um die Pflanzen bewässern zu können.

Kürzlich haben sie auch neue Pflanzen gesetzt — Pflanzen im Wert von 10 000 Euro, die erst in den Erdbeersaisons 2019 und 2020 Früchte tragen werden. "Doch jetzt kann es sein, dass das alles für die Katz war", sagt Gabriele Schuster, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann, einem Agraringenieur, führt. Rund 50 000 Pflanzen sind es, die heuer auf dem Höchstadter Feld abgeerntet werden.

Lediglich durch Zufall hätten sie davon erfahren, dass dort, wo heute die Erdbeerpflanzen wachsen, Edeka ein riesiges Produktions- und Logistikzentrum bauen könnte. Ganz Nordbayern und Thüringen soll von hier aus beliefert werden (wir berichteten).

An den Bürgermeister habe sie sich daraufhin per Mail gewandt, so Schuster, und auch an die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat. Eine Antwort habe sie bislang nur von CSU-Mann Alexander Schulz bekommen.

Die Familie Schuster betreibt zwei Erdbeerfelder, eines bei Bamberg und eben dieses bei Höchstadt. Das Feld bei Höchstadt sei gepachtet, der Pachtvertrag werde seit über 15 Jahren ohne viel Aufhebens jeweils für ein Jahr verlängert. "Doch wenn wir jetzt hier weg müssen, dann war es das für uns wahrscheinlich mit dem Standort Höchstadt", meint die gebürtige Mühlhausenerin. Denn die Stadt sei in den vergangenen Jahren derart gewachsen, dass es wohl schwierig würde, eine Ausweichfläche zu finden. Und jeden Boden mögen die Erdbeeren eben auch nicht, es muss für die Pflanzen ein leichter Boden sein.

Kundenstamm aufgebaut

"Außerdem haben wir uns hier über Jahre eine Stammkundschaft aufgebaut", erzählt Gabriele Schuster. Die ersten fünf Jahre wären seinerzeit ein Verlustgeschäft gewesen, mit viel Marketing hätten sie ihr Selbstpflückfeld dann bekanntgemacht. Der Aufbau eines Kundenstamms sei in ihrem "Geschäft" umso schwieriger, weil die Erdbeersaison ja jeweils nur etwa fünf Wochen dauere.

Gabriele Schuster kann den Flächenverbrauch in Höchstadt ohnehin nicht nachvollziehen: "In Sichtweite unseres Feldes steht seit Jahren das Gelände von Kabel Meinhart leer und jetzt wollen sie noch mehr Fläche versiegeln." Das Meinhart-Gelände und die geplante Edeka-Fläche seien noch dazu ungefähr gleich groß.

Sie sammelt an ihrer Verkaufsbude jetzt Unterschriften ihrer Kunden gegen die Edeka-Ansiedlung an diesem Standort, übergeben will sie die Listen an den Stadtrat. Bereits am ersten Tag füllten sich die Listen schnell.

In seiner Sitzung am 14. Mai hatte der Stadtrat wie berichtet Bauleitverfahren für zwei mögliche Edeka-Standorte auf den Weg gebracht, Verhandlungen mit den jeweiligen Grundstückseigentümern würden laufen, hieß es. Alternative zum Standort neben der Kläranlage ist eine Fläche zwischen dem Ortsteil Nackendorf und der A 3.

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