Höchstadt: Sprache und Alltag fürs Miteinander

21.8.2018, 06:55 Uhr
Höchstadt: Sprache und Alltag fürs Miteinander

© Hendrik Schmidt (dpa)

Carolin Koch, Flüchtlings- und Integrationsberaterin der Diakonie Bamberg-Forchheim, beschreibt mit diesem Szenario die Lage vieler Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Höchstadt. Sie bemüht sich seit langem darum, das Leben in der GU zu verbessern, denn "zum Nichtstun verdammt sein und auf engstem Raum mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen leben zu müssen – das birgt auch leider einigen Zündstoff". Schlechte Laune sei noch die geringste Auswirkung. Koch: "Für eine gute Integration und auch einfach für ein gutes Zusammenleben müssen wir hier gegensteuern."

In diesem Jahr konnte sie mit dem Landratsamt und weiteren Kooperationspartnern einiges Positives bewirken. "Seit diesem Sommer haben wir WLAN in der Gemeinschaftsunterkunft und sind in dieser Hinsicht nicht mehr von der Welt abgeschnitten", berichtet Koch.

Viel wichtiger aber sei der Erstorientierungskurs, der nach langem Bemühen endlich diesen Februar in der Fortuna Kulturfabrik starten konnte. Durchgeführt hat ihn die Johanniter-Unfall-Hilfe, gefördert ist er vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. "Der Kurs ist für alle Asylbewerber offen, nicht nur für solche, die aus einem Land mit hoher Bleibeperspektive stammen. Auch Geduldete sind teilnahmeberechtigt", so die Integrationsberaterin. Dieser Gruppe sei es nämlich nicht möglich, die Integrationskurse zu besuchen.

In Höchstadt starteten im Februar 15 AsylbewerberInnen aus der GU mit diesem Erstorientierungskurs, der Ende August nach 300 Unterrichtseinheiten ausläuft. Rund um den Alltag in Deutschland drehen sich die Themen. Ganz praktisch wird die deutsche Sprache zum Beispiel auch auf Ausflügen erlernt; der Fokus liegt dabei auf dem Sprechen. "Wichtig ist aber auch, dass die Geflüchteten etwas über unsere Kultur, unsere Werte und unser Leben in Deutschland ganz allgemein erfahren", so Julia Wojcik, die für die Johanniter-Unfall-Hilfe die Erstorientierungskurse koordiniert.

Andrea Schmoll, die Kursleiterin in Höchstadt, hatte aber nicht nur 15 Erwachsene zu unterrichten: "Viele TeilnehmerInnen hatten ihre Kinder dabei, da eine Kinderbetreuung während der Kurszeiten nicht möglich war." Eine Herausforderung, die Andrea Schmoll mit viel Engagement und Kreativität bewältigte.

Jetzt ist der erste Erstorientierungskurs in Höchstadt zu Ende: "Vor allem für die Mütter in der GU wäre es sehr wichtig, dass dieses Angebot vor Ort weiterhin besteht", meint Carolin Koch. Ob es einen Folgekurs geben wird, steht allerdings noch nicht fest.

Die Flüchtlingsberaterin wird sich mit den Kooperationspartnern auf jeden Fall dafür einsetzen, "auch zugunsten eines guten Miteinanders in Höchstadt, denn nur wenn die Bewohner der GU unsere Sprache lernen und etwas über das Leben hier erfahren, können wir Konflikte vermeiden und gute Begegnungen ermöglichen".

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