Höchstadter Trimm-Dich-Pfad wieder fit gemacht

30.4.2018, 06:00 Uhr
Höchstadter Trimm-Dich-Pfad wieder fit gemacht

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Schaut man sich um, sieht man nur grün: Mächtige Buchen und Eichen rechts und links des Wegs, das sich langsam schließende Blätterdach lässt das Sonnenlicht nur fein dosiert durch. Es wäre ein Frevel, sich hier Musik in die Ohren zu stöpseln, findet Sabine Haupt. Sie ist eine von denen, die die Wiederbelebung des Parcours mit angestoßen hat. Die sportliche Gesundheitstrainerin lauscht lieber den Vögeln, die rund um sie und ihre Gruppe ihr Pfeifkonzert anstimmen.

"Die Kombination von Bewegung und Naturerlebnis ist unbezahlbar", findet Haupt, die sich die Ideen für die Erneuerung vor vielen Jahren bei einem Aufenthalt im Kurort Bad Wörishofen im Allgäu geholt hat. Die Geräte haben ihren angestammten Platz behalten. Die meisten sind aus Holz gefertigt, vor allem mit Rundhölzern. Seltener haben es die Sportsfreunde mit Metall zu tun. Zum Beispiel bei der waagrecht in der Höhe liegenden Leiter, an deren Sprossen man sich mit Kraft und Geschick entlanghangeln kann.

Um Beweglichkeit, Ausdauer und Muskelkräftigung geht es auf rund zwei Kilometern Länge. Ein "Freiluft-Fitnessstudio" nennt Sabine Haupt den Pfad, der schon entstand, als sich niemand träumen ließ, dass eines Tages Muckibuden rund um die Uhr bevölkert sein werden. In den Siebziger Jahren entstanden die Trimm-Dich-Pfade zuhauf in der damaligen Bundesrepublik Deutschland, angetrieben von der "Trimm-dich-fit"-Bewegung mit dem Zeichentrickmännchen, das aufmunternd den Daumen nach oben reckte. Wohlstandsbäuchen und steifen Gelenken, in den zurückliegenden Wirtschaftswunderjahren entstanden, wurde der Kampf angesagt. Befeuert vom Olympia-Fieber der Münchner Spiele von 1972 entstand eine Breitensportbewegung.

Längst ist diese Welle von anderen Trends abgelöst. So mancher Trimm-Dich-Pfad hat sich in Nichts aufgelöst oder er ist überwuchert und die Einrichtung rostet und verfällt vor sich hin. Dem wunderschön gelegenen Parcours zwischen Höchstadt und Weingartsgreuth soll ein solches Schicksal erspart bleiben, fanden unter anderem Sabine Haupt, das Jugendparlament und die Junge Union.

Die Stadt Höchstadt verschloss sich ihrem Drängen nicht. 7000 Euro wurden in die Wiederbelebung investiert, der Bauhof erneuerte die Schilder und die Geräte. Neben den blauen Hinweistafeln an den Stationen und längs der Strecke finden sich jetzt auch einige, die vor "Eisfall" warnen. Sie beziehen sich auf die Windräder des Windparks Birkach, die sich ganz in der Nähe drehen. Die Rotorblätter bleiben in dieser Jahreszeit unsichtbar hinter dichtem Blätterwerk.

Mehr als je zuvor zielen die Macher auf die Freizeitsportler: "Der Pfad soll auch Ungeübte und sportlich Unerfahrene ansprechen", wünscht sich Sabine Haupt. Dafür wurden einige leichtere Übungen eingebaut. Was noch allzu sehr nach Turnvater Jahn roch, wurde gestrichen.

In Fitnessstudios mag sich, was den Zeitaufwand angeht, effektiver trainieren lassen, räumt die Trainerin unumwunden ein. Darum aber geht es ihr gar nicht. Die sportliche Betätigung soll nicht in eine Nische eines mit Terminen vollgestopften Tagesablaufs gedrängt werden. Es soll sich vielmehr bewusst, stressfrei und genussvoll bewegt werden.

Gemeinsam geht’s besser

In einer Gruppe ist die Motivation noch mal größer, ist Haupt überzeugt. Im Rahmen der Volkshochschule lädt sie ein zu gemeinsamen Bewegungseinheiten. Der nächste Kurs startet am Dienstag, 5. Juni. Weitere Termine finden sich im vhs-Programm mit Angeboten für unterschiedliche Altersgruppen und Ansprüche.

Einen Vorgeschmack bekamen eine Handvoll Bewegungsfreudige, die sich mit der Übungsleiterin zu einer Schnuppertour auf den Weg übers Gelände aufgemacht haben. Es wurde ausgiebig getrabt und balanciert, sich gedehnt und gesteckt, gepumpt und gehüpft. Das kann auch ohne sommerliche Temperaturen zur schweißtreibenden Angelegenheit werden. Trotzdem wurde zwischen den Trainingseinheiten viel gelacht.

Die Teilnehmer trafen dabei auf ungewöhnlich viele Gleichgesinnte, denn parallel lief die Auftaktveranstaltung des Höchstadter Gesundheitsnetzwerks. Bis in den späten Nachmittag hinein liefen am Samstag rund um den Trinkwasserspeicher, dem Startpunkt zum Pfad, Aktionen von Vereinen, Initiativen und Anbietern aus der Sparte Sport und Gesundheit.

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