Hof in Gremsdorf: Sonne statt Diesel macht unabhängig

28.12.2016, 09:01 Uhr
Hof in Gremsdorf: Sonne statt Diesel macht unabhängig

© Fotos: Ulrich Schuster

"1925 hat mein Großvater Michael Krug das Haus hier außerhalb vom Ort gebaut", erzählt Michael Thomas. In rund 30 Teichen werden seither Karpfen gezüchtet. Die Energie für Haus und Zuchtanlage lieferte ganz früher ein Windrad, später dann ein Dieselgenerator. "Als ich 1973 hierher kam, haben im Haus noch die Gaslampen gebrannt", erinnert sich der heute 65-Jährige. Damals habe er sich mal erkundigt, was der Anschluss des abseits gelegenen Anwesens ans öffentliche Stromnetz kosten würde: 200 000 DM hieß es. Das sei natürlich viel zu teuer gewesen – und der Dieselgenerator lief weiter.

Doch jetzt wollte Michael Thomas die Stromversorgung endlich modernisieren und den Energiebedarf hauptsächlich umweltfreundlich aus erneuerbarer Energie abdecken: "Ich habe lange im Internet geforscht, was sinnvoll wäre." Zunächst hatte er Kontakt mit einer Firma in München, doch die habe ihm erklärt, solche Insellösungen seien in Deutschland verboten. Dann habe er vier andere Firmen angeschrieben, zwei davon hätten sogar jemanden vorbeigeschickt. "Aber alle haben gesagt, das hier ist zu kompliziert", erzählt er.

Durch Zufall sei er dann bei der Einweihung des Windparks Lonnerstadt auf die Firma CET gestoßen, die dort einen Infostand hatte. Das kleine Unternehmen mit acht Mitarbeitern, das in Lonnerstadt sitzt, plant und realisiert Gesamtanlagen im Bereich erneuerbare Energien, installiert Photovoltaik- und Kleinwindkraftanla-gen — und bietet auch autarke Inselsysteme zur Stromversorgung an, also genau das, was Michael Thomas suchte.

"Lothar Seifert war der erste, der zu mir gesagt hat, ja, das funktioniert", sagt der Teichwirt. Für den CET-Geschäftsführer ist die Versorgung des Fischzuchtbetriebes auch nicht problematisch. "Wir arbeiten viel in Afghanistan, da machen wir solche Anlagen häufiger", berichtet Seifert. Dort habe seine Firma schon Notstromversorgungsanlagen für die Bundeswehr aufgebaut.

Die beiden kamen schnell ins Geschäft: Die Lösung für den Fischzuchtbetrieb war aus Seiferts Sicht nicht weiter schwierig: "Wir haben ausgerechnet, wie hoch der Verbrauch auf dem Hof mit drei Personen ist, wieviel Leistung man dazu braucht und wieviel Speicher wir bereitstellen müssen." Letzteres sei in Deutschland ein kleines Problem: "Wir brauchen im Winter die meiste Energie, aber können in den sonnenarmen Monaten am wenigsten Leistung produzieren. Also brauchen wir einen relativ großen Batteriespeicherblock."

Hof in Gremsdorf: Sonne statt Diesel macht unabhängig

Bereits im August wurde auf dem Dach des Wohnhauses von Michael Thomas eine Photovoltaikanlage (PV) mit einer Gesamtleistung von 13,77 kWp installiert. Ein bisschen länger hat es gedauert, bis die nötigen Batterien geliefert werden konnten. Doch jetzt steht der Batteriespeicher mit einer Kapazität von 54 Kilowattstunden (kWh) im Keller. Der Block aus 24 Einzelbatterien ist etwa so groß wie eine Tiefkühltruhe. Daneben sind an der Wand drei Inselwechselrichter montiert, die den Gleichstrom der Batterien in Wechselstrom für das normale Stromnetz umwandeln.

Alle Werte im Blick

"Ein Energiemanagementsystem überwacht die Stromproduktion der PV-Anlage, den Füllstand der Batterienanlage und den Hausverbrauch", erläutert Lothar Seifert. Produziert die PV-Anlage zu wenig Strom und der Batterieblock ist leer, schaltet sich — sehr zur Freude des Teichwirtes — automatisch der Dieselgenerator zu. "Der speist gleichzeitig wieder die Batterie und produziert zusätzlich über einen Wärmetauscher Warmwasser", erklärt Michael Thomas. "In Zeiten wie jetzt, wo die Sonne mal drei oder vier Tage gar nicht scheint, springt der Generator vielleicht einmal die Woche an", erzählt er weiter. "Das läuft alles wirklich überraschend gut. Das habe ich nicht gedacht, dass selbst bei diesen Witterungsverhältnissen sogar noch Strom produziert wird", freut sich Teichwirt Michael Thomas.

Und was kostet so eine autarke Stromversorgung? Konkret will das der Teichwirt nicht sagen, aber CET-Geschäftsführer Seifert meint später: Ein komplettes System mit Photovoltaikanlage, Batteriespeicher und Wechselrichter, ausreichend für ein Einfamilienwohnhaus, liege so bei 30 000 Euro. Staatliche Förderungen gebe es für solche Anlagen leider nicht, dafür vielleicht ein besseres grünes Gewissen: Schließlich würden durch solch einen Umbau auf PV-Erzeugung jedes Jahr mindestens 10 000 Kilo CO2 eingespart.

Keine Kommentare