Im Aurachtaler Tennis-Streit fliegen keine Bälle mehr

15.6.2015, 18:56 Uhr
Im Aurachtaler Tennis-Streit fliegen keine Bälle mehr

© Foto: privat

Jürgen Kalfelder, mittlerweile fast 75, fürchtet um seinen guten Ruf. Der einstige Olympiateilnehmer über 400 Meter (1964 in Tokio), adidas-Repräsentant und Hotelier, ist seit vielen Jahren auch im hiesigen Tennissport ein Begriff, erst beim TC 66 Herzogenaurach, seit 2001 in Aurachtal, wo er alle möglichen Posten bekleidete und sich vor allem um den Nachwuchs verdient machte. 2011 bis 2014 war er (mit einer krankheitsbedingten Unterbrechung) sogar Vorsitzender, weil sonst keiner bereit war, die Nachfolge der aus privaten Gründen zurückgetretenen Gislinde Eckhardt anzutreten. 2012 gab es eine neue Satzung mit drei gleichberechtigten Vorsitzenden.

2014 übernahm eine jüngere Crew das Kommando im TC Aurachtal – Kalfelder blieb als Sportwart im erweiterten Vorstand. Und schaute seinen Nachfolgern auf die Finger. 73 Tage nach dem Wechsel riss ihm der Geduldsfaden. In einem Schreiben an den Vorstand und den Ehrenrat listete er diverse Mängel auf. So war der Vorstand mit den Protokollen der Generalversammlungen noch nicht beim Notar gewesen, die Abonnenten der Tennishalle noch nicht angeschrieben, auch dass noch keine einzige Vorstandssitzung einberufen worden war, wurde kritisiert.

Ein paar Spitzen verkniff er sich ebenfalls nicht, zum Beispiel zu den neuen Visitenkarte des Vorstands, auf denen zu lesen stand: Wir sind für euch da!“ Damit sei es nicht getan, so Kalfelder: „Diejenigen, die wirklich für die Mitglieder da sind, wurden nicht genannt.“

Der Return kam nur wenige Tage später, unterzeichnet von allen drei Vorstandsmitgliedern: Michael Schill (56 Jahre/zuständig für den Spielbetrieb), Alexandra Funke (27/Verwaltung) und Johannes Roest (57/Anlagen und Technik). Sie gingen auf alle Punkte ein, aber auch hier blieb es nicht auf der sachlichen Ebene, so dass das Ganze weiter eskalierte.

Kalfelder ärgerte sich besonders über Formulierungen im Zusammenhang mit Angestellten wie Platzwart und Reinigungskraft, die als „Altlast“ bezeichnet und später auch entlassen wurden. Noch mehr auf die Palme brachten ihn aber „Kalendersprüche“ (wie er es nennt) des Vorstands wie diesen: „Das Närrische der Aufgeblasenheit besteht darin, dass derjenige, der andere so wichtig schätzt, dass er glaubt, ihre Meinung gebe ihm einen so hohen Wert, sie gleichzeitig so verachtet, dass er sie gleichsam als nichts gegen sich ansieht.“ Das ist übrigens von Immanuel Kant.

Fotos von Mängeln

Der nächste Aufschlag von Kalfelder ließ etwas auf sich warten. Zur Jahreshauptversammlung im März 2015 stellten zwölf Mitglieder um Kalfelder zehn Anträge. Vor allem zum Thema „Zustand der Plätze“, es wurde die Einstellung eines Platzwarts und die Pflege der sonstigen Außenanlagen gefordert. Auch sonst wurde dem Vorstand in mehreren Punkten weitgehende Untätigkeit vorgeworfen. Untermauert wurde dies mit Fotos von den Sandplätzen, mit defekten Abziehmatten und bewachsenen Ecken.

In der Versammlung selbst zog der Vorstand, so Kalfelders Schilderungen, beim Punkt „Wünsche und Anträge“ ein Foto heraus. das einen Löwenzahn unter einer Spielerbank zeigte: „Eigentlich ein belangloses Bild, die eigentlichen Mängel wurden gar nicht präsentiert.“ Das Trio zeigte das Foto, verließ daraufhin den Raum, kehrte wenig später zurück und kündigte seinen Rücktritt zum 6. Juni an. Mit der Argumentation, dass man sich diskreditiert fühle und „fehlendes Vertrauen einiger Mitglieder“ verspüre. Für Kalfelder war das Ganze ein „inszenierter Abgang“, die Führung vertrage einfach keinerlei Kritik, so seine Argumentation.

Für 24. April berief der Tennisclub eine außerordentliche Jahreshauptversammlung ein, bei der einige weitere Vorstandsmitglieder neu gewählt wurden und das eigentlich zurückgetretene Trio erklärte, nun doch weiter zu machen. Weiterhin wurde ein Antrag gestellt, Jürgen Kalfelder und ein weiteres Mitglied wegen „vereinsschädigenden Verhaltens“ auszuschließen, der auch eine Mehrheit fand.

Kalfelder, der da nicht anwesend war und anschließend schriftlich zum Austritt aufgefordert wurde, ist immer noch erbost. „Es gab zwölf Unterzeichner, warum wurden nur zwei ausgeschlossen?“ Er und das andere betroffene Mitglied haben der TC-Führung durch ihren Anwalt mitgeteilt, dass zum Ausschluss keine Veranlassung bestehe. Also ist es jetzt eine Hängepartie, die auch aus einem anderen Grund noch nicht zu Ende ist.

Am Dienstag musste die nächste außerordentliche Jahreshauptversammlung durchgeführt werden. Denn laut Vereinsrecht reichte die mündliche Aussage, vom Rücktritt zurückzutreten, nicht aus, so Kalfelder etwas süffisant.

Der Ex-Vorsitzende legt noch nach: Von 2013 bis 2015 sei die Zahl der Jugendlichen im Verein von 115 auf 76 geschrumpft, die Zahl der Mannschaften im Spielbetrieb von 19 auf zwölf, langjährige Sponsoren seien vergrault worden. Fast sämtliche auf der Homepage angekündigten Veranstaltungen seien 2014 ausgefallen.

„Ich bin Dorfgespräch“

Ihm selber, so erfuhr er auf Umwegen, wurden alle möglichen Dinge unterstellt, auch dass er dem TC Geld vorenthalten habe. Mittlerweile sei er „Dorfgespräch“ und möchte sich auf diesem Weg rehabilitieren. Gegenüber den NN fragt er provokativ: „Vereinsschädigend ist es, wenn man alles, was andere aufgebaut haben, in kurzer Zeit kaputt macht. Und wer ist dafür verantwortlich?“

Der TC-Vorstand verweist nach NN-Anfrage darauf, dass er aufgrund seines Rücktritts, der am 6. Juni wirksam wurde, bis zur Neuwahl keine Stellungnahme im Namen des Vereins abgeben dürfe.

Keine Kommentare