Im Zeichen von Spix

19.10.2014, 15:01 Uhr
Im Zeichen von Spix

© Foto: Enz

Ein Jubiläum ist immer eine willkommene Gelegenheit, um Rückschau zu halten und sich an dem Erreichten zu erfreuen. Ganz so hielt es auch Karl Dieter Reinartz. Stellvertretend für seine Mitglieder erinnerte sich der Vorsitzende des Ritter-von-Spix-Vereins an die Höhepunkte der 20-jährigen Vereinsgeschichte.

Diese begann durchaus sorgenvoll. Denn nicht die Pflege des Andenkens an den berühmtesten Sohn der Stadt hatte man damals im Sinn. „Vielmehr wartete man im Rathaus auf den Einsturz des Spix‘schen Geburtshauses. Und viel hätte angesichts des völlig verfaulten Dachstuhls und der von Hausschwämmen zerfressenen Wände auch nicht mehr gefehlt“, berichtete Reinartz. Doch schließlich fand sich ein wackeres Häuflein Bürger um Stadtrat Andreas Stark, die die marode Immobilie unter ihre Fittiche nahmen. Bei verschiedenen Aktionen, beispielsweise dem legendär gewordenen Schwammwerfen, wurde Geld gesammelt. „Bereits vor Konstitution eines Vereins konnten damit wichtige Sicherungsmaßnahmen realisiert werden, was letztlich auch den Denkmalschutz mobilisierte“, so Reinartz.

Im Jahr 1986 schließlich wurde das kleine Geburtshaus von Spix unter Denkmalschutz gestellt. „Danach trat der Stadtrat eine wunderbare Flucht nach vorn an“, freute sich der Spix-Vorsitzende. Es folgten die grundlegende Renovierung des Anwesens im Schatten des Höchstadter Schlosses und die Gründung des Vereins. Einen besonderen Höhepunkt der Vereinsgeschichte stellte freilich die Eröffnung des Spix-Museums im Jahr 2004 dar. Dieses konnte, daran erinnerte Bürgermeister Gerald Brehm (FW), Dank großer Unterstützung durch Altlandrat Franz Krug (CSU) und die Höchstadter Kreissparkasse fertig gestellt werden.

Kaum mehr wegzudenken ist Ritter von Spix inzwischen auch aus dem Namen der Höchstadter Mittelschule. Bereits in den 1980er Jahren, so berichtete Reinartz, hatte es Bestrebungen gegeben, das Gymnasium nach dem berühmtesten Sohn der Stadt zu benennen. Trotz Unterstützung des Elternbeirates war dieses Unterfangen dann letztlich an der Lehrerschaft gescheitert. „Das war zunächst traurig. Inzwischen sind wir mit der gelebten Partnerschaft zur Mittelschule jedoch mehr als versöhnt“, betonte der Vereinsvorsitzende. Überhaupt, so unterstrich Schulleiter Michael Ulbrich, passe der Name zu seiner Schule viel besser. „Immerhin hat Spix in Höchstadt die Volksschule, einen Vorläufer unserer Schule, selbst besucht.“

Als Geschenk zum Vereinsjubiläum gaben Schülerinnen und Schüler der Mittelschule dann zwei Stücke aus dem im Jahr 2012 uraufgeführten Musical „Ritter von Spix“ zum Besten. Dabei begeisterte vor allem Adrian Nanu mit seiner beschwingten Interpretation von „Ach wär ich doch ein Mann wie er“.

Angetan waren die Zuschauer auch von einer siebenköpfigen Abordnung der „Höchstadter Musiggfabrigg“. Nach den beliebten Auftritten im Rahmen des jährlichen Altstadtfestes gibt es unzählige Anfragen, die jedoch alle abgelehnt werden, wie Sänger Bernd Riehlein erklärte. „Das Jubiläum für Spix mitgestalten zu dürfen, ist aber eine besondere Ehre, da konnten wir nicht widerstehen.“ So fanden sich die drei Vocals Maren Walla, Friedel Link und Bernd Riehlein mit Gitarrist Michael Nitsche, dem Schlagzeuger Georg Scheer, dem Pianisten Wolfgang Köberlein und der 13-jährigen Nachwuchsbassistin Lisa Köberlein zusammen, um das Abendprogramm musikalisch auszugestalten. Sowohl das Repertoire — dieses reichte von auf Spix abgestimmten latein-amerikanischen Rhythmen über Hits der Achtziger bis zu aktuellem Pop — als auch die Qualität der Darbietung ließen dabei keine Wünsche offen.

Doch Ritter von Spix ist mehr als ein Lokalheld. Er ist ein Wissenschaftler, dessen Schaffen auch knapp 190 Jahre nach seinem Tod noch immer nachwirkt. Um auch dieser Facette gerecht zu werden, hatte Reinartz mit Gerhard Haszprunar (Leiter der Zoologischen Staatssammlung München), Rainer Radtke (Brasilien-Zentrum Universität Tübingen) und Winfried Kreutzer renommierte Wissenschaftler um Kurzreferate gebeten. Radtke beeindruckte die Zuhörer dabei mit aktuellem Bildmaterial von Stationen der Spix-Expedition. Diese besuchte er im Rahmen von bislang 20 eigenen Exkursionen.

Kreutzer hingegen setzte sich kritisch mit dem Verhältnis Spix’ zu den Ureinwohnern auseinander. Dabei arbeitete er deutlich heraus, dass Spix auf diese zwischenmenschlichen Begegnungen kaum vorbereitet war. So hielt er die Indianer für träge und verschlossen. Er schrieb: „Bewahrung einer Identität und Integration sind möglicherweise unvereinbar.“

Um so wichtiger ist es, sich immer wieder mit Spannungsfeldern zu beschäftigen, wie Gerhard Haszprunar betonte. Deshalb hatte der neunte Nachfolger Johann Baptist Ritter von Spix‘ als Leiter der Zoologischen Staatssammlung ein ganz besonderes Geschenk im Gepäck: Im kommenden Frühjahr bietet er ein Wissenschaftsgespräch in der Ritter-von-Spix-Schule an. „Thema dieser Spix-Lecture wird die Biologie der Bibel sein“, so Haszprunar — der für dieses Angebot viel Applaus erntete.

Begeisterung gab es auch für das Rahmenprogramm. Dies stand ganz im Zeichen Brasiliens. So hatte der Spix-Verein eine Gruppe Capoeira-
Kämpfer aufgeboten. Sie bestachen mit akrobatischen Tanzeinlagen ebenso wie durch präzise ausgeführte Selbstverteidigung. Den absoluten Glanzpunkt stellten dann aber zwei echte Brasilianerinnen dar. Sie zauberten in atemberaubenden, knappen Federkostümen Sambafeeling auf die Bühne.

Keine Kommentare