Immer noch viele Ängste bei älteren Eigentümern

27.3.2017, 11:47 Uhr
Immer noch viele Ängste bei älteren Eigentümern

© Mark Johnston

Das kündigte Bürgermeister German Hacker bei der Präsentation des 34-seitigen Abschlussberichtes der Lebenshilfe im Pfarrzentrum St. Otto an. Dieses "Forum Wohnen" soll sich künftig einmal pro Jahr treffen.

Projektbeauftragte Annika Lang erläuterte, dass es sich bei potenziellen Vermietern oft um ältere Damen und Herren handele. Hier müssten durch ausreichende Informationen unbegründete Ängste abgebaut werden. Außerdem sollten soziale Träger für sozialen Wohnraum "sensibilisiert werden".

Für mögliche Vermieter solle es aber auch die Sicherheit vor "Mietnomaden" geben. Auch deshalb trete die Lebenshilfe als Mietpartner auf und vermiete die entsprechenden Objekte an die Behinderten als Untermieter weiter.

Klipp und klar stellte Lang aber auch fest: "Wir brauchen transparente Daten zum barrierefreien Wohnraum" in Herzogenaurach. Wie eine Analyse ergab, gibt es in Herzogenaurach über 5700 Wohngebäude mit rund 10 440 Wohnungen. Diese befänden sich zum überwiegenden Teil in Privatbesitz.

Lang weiter: "In Herzogenaurach werden nur wenige Neubauten barrierefrei gebaut. Bauherren fehlt das Problembewusstsein für barrierefreien Wohnraum". Ein entscheidendes Problem seien hier auch die fehlenden Bauflächen.

Etwa 5740 Wohnungen werden von Eigentümern selbst genutzt, 4270 sind vermietet. 414 Wohnungen, also ein Vier-Prozent-Anteil, stehen aktuell leer. Diese sollen künftig besser genutzt werden.

Insgesamt gebe es in Liebfrauenhaus, bei Kursana und Curanum zusammen 250 Plätze für alte und kranke Menschen. Die Lebenshilfe biete stationär 102 Plätze für Behinderte, dazu kommen noch 38 Wohnplätze für Kinder und Jugendliche im Liebfrauenhaus.

Es gibt bei den ambulanten Wohnformen 44 Plätze bei Medimobil, im Liebfrauenhaus und der Lebenshilfe zusammen. Die in Herzogenaurach gezahlte Durchschnittsmiete beträgt 10,32 Euro pro Quadratmeter. Sie liegt bei kleinen Apartments bis 40 Quadratmeter sogar bei 11,62 Euro — was praktisch auf gleichem Niveau wie Erlangen (11,58) oder Nürnberg (11,08) ist.

Deutlich über dem Bundesdurchschnitt lägen in Herzogenaurach die Mietpreise für Hilfeempfänger. Herzogenaurach: 10,39 Euro, Deutschland "nur" 7,15 Euro Quadratmetermiete.

Auf der HerzoBase sollen bis nächstes Jahr rund 80 Sozialwohnungen und ebenso viele preisgebundene Wohnungen entstehen. Allesamt barrierefrei.

Wartezeit vermeiden

Zu den Investoren gehört auch die Bamberger Josephstiftung. Deren Erlanger Bereichsleiter Josef Polster meldete sich in der Diskussion zu Wort. Er strebt eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe an. So sollen unnötige Wartezeiten bei der Belegung von all jenen Wohnungen vermieden werden, die nach den Vorgaben des sozialen Wohnungsbaus errichtet wurden.

Als Beispiel dafür nannte Polster ein größeres Vorhaben in Nürnberg, wo es gerade in der Anfangsphase zu Leerständen gekommen sei. In Erlangen dagegen habe ohne solche Probleme vermietet werden können.

Tafel-Vorsitzende Gaby Richter regte Treffen von Vermietern und Betroffenen an, um unnötige Ängste abzubauen. Der Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzervereins, Paul Hubmann, glaubt, dass die Schaffung zusätzlichen barrierefreien Wohnraums nur mit "hohen Subventionen der öffentlichen Hand" verwirklicht werden könne. Der städtische Behindertenbeauftragte Wolfgang Jörg ging auf das Neubauprojekt der Lebenshilfe in der Beethovenstraße ein. Hier solle bereits im Vorfeld verstärkt das Augenmerk auf die Einbindung zusätzlichen ehrenamtlichen Engagements gerichtet werden.

Laut Bürgermeister Hacker und Lebenshilfe-Geschäftsführer Josef Hennemann könne das Projekt Beethovenstraße voraussichtlich frühestens in drei Jahren bezugsfertig sein. Dort sollen Hennemann zufolge 24 bis 30 Wohnplätze entstehen.

Rathauschef Hacker glaubt, dass allein die nötige Änderung des Bebauungsplanes sieben bis neun Monate Zeit beanspruchen werde. Immerhin sei inzwischen ein Konzept mit einem Nahversorger unter Dach und Fach.

Bereits am 9. Mai beschäftigt sich in Höchstadt eine Fachtagung mit dem "barrierefreien Wohnen".

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