Impulse für die Stadt

11.9.2017, 17:03 Uhr
Impulse für die Stadt

So schnitten die Protagonisten gleich drei Geburtstagstorten an — alle mit tiefgrüner Glasur und dekoriert mit Marzipan-Sonnenblumen, der Wappen-Blüte der Umweltpartei. Das Gebäck, gemacht von einer Bekannten des Dritten Bürgermeisters kam überparteilich an. Denn nicht nur der sozialdemokratische Partner im "Gestaltungsbündnis" im Herzogenauracher Stadtrat, sondern auch die CSU-Fraktion, vertreten duruch Fraktionschef Bernhard Schwab und Franz-Josef Lang, machte ihre Aufwartung. Der als Bäcker- und Konditormeister ausgewiesene Tortenfachmann Lang wertete das Creme-Erzeugnis als einer Torten-Koalition durchaus würdig.

Von ähnlicher politischer Symbolik auf das Geschenk der Schwarzen an die Grünen. Ortsverbandsvorsitzende Uschi Schmidt bekam schwarzen und grünen Tee aus Darjeeling überreicht, samt der Fotografie einer Teepflückerin in den Gärten am Himalaya von Florian Lang.

"Wir leben in spannenden Zeiten", sagte der SPD-Bürgermeister German Hacker in seinem Grußwort nicht nur wegen dieser politischen Andeutungen. Natürlich wurde bei der Geburtstagsparty auf der Terrasse des Ratskellers auch ein bisschen Wahlkampf gemacht. Bundestagskandidat Helmut Wening stellte sich vor und warb dezent für sich, doch mehr für die Sache der Partei: Sicherung der Lebensgrundlagen, der Natur, der Lebensmittel und Schonung der Ressourcen.

Die Umweltpartei hatte im Februar 1986 ihren Herzogenauracher Ortsverband gegründet, um unbequem zu sein in der Stadtpolitik, wie unsere Zeitung damals berichtete. Sowohl Uschi Schmidt als auch die Grünen-Stadträtin Retta Müller-Schimmel, die damals mit ihrem verstorbenen Mann Bernd Müller den Anstoß zur Gründung gegeben hatte, meinten, dies sei gelungen. Eine ganze Reihe von Impulsen für Herzogenaurach sei von den Grünen ausgegangen, so Uschi Schmidt. Angefangen von der Initiative zur Rettung des Freibads über Vorstöße für alternative Energien — nach denen die Herzo Werke Naturstrom ins Angebot aufnahmen — bis zum Seniorenbeirat, der Kampagne für fairen Handel, die zum Prädikat "Fair Trade Town" führte, und dem Jugendbeirat im Rabatz. Dafür habe man immer bei anderen Fraktionen Unterstützer gefunden. Schmidt warb auch noch einmal für die Stadt-Umland-Bahn, ein Projekt, bei dem die Herzogenauracher Grünen voll mitziehen — im Gegensatz zur Südumgehung.

Grüne Themen haben die Tendenz, von anfangs vermeintlichem Randstand zu breiten Themen zu werden, so Schmidt. Und auch der Kreissprecher Manfred Bachmayer sagte dies und äußerte die Hoffnung, dass bald auch umweltfreundliche Mobilität ein solches breites Thema in der gesellschaftlichen Diskussion werde. Er übergab eine Efeupflanze samt deren Symbolik: immer grün, langlebig und von robustem Wachstum.

Auf die grünen Impulse für die Stadt ging auch Bürgermeister German Hacker ein. Sie seien immer wichtig gewesen.

Glückwünsche gab es auch noch vom Landtagsabgeordneten Markus Ganserer und vom Bundestagsabgeordneten Uwe Kekeritz. Auch Sascha Müller, einer der Herzogenauracher Grünen-Pioniere, heute im Landesvorstand, besuchte die Feier — und natürlich auch Ehrenmitglied Hermine Dickas.

Letztere war bekanntlich auch im Stadtrat gesessen, wo die Grünen schon 1990 bald nach ihrer Gründung den ersten Sitz eroberten. Inzwischen sind es vier und aus der "Opposition" ist längst — genauer seit 2008 — eine "Regierungsbeteiligung" geworden. Bernd Müller wurde damals der erste grüne Stellvertreter des neu gewählten German Hacker.

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