In Siebenbürgen kommt den Senioren jeder Cent recht

15.10.2017, 15:28 Uhr
In Siebenbürgen kommt den Senioren jeder Cent recht

Eine fünfköpfige Gruppe von der Aisch mit Irmgard Conrad, Bürgermeister Gerald Brehm, Martin Hack, Brigitte und Heinz-Friedrich Kiel (dem Verfasser des Berichts) machte sich auf den Weg nach Siebenbürgen und fand eine ungute Situation vor: Unerwartete, kostspielige Auflagen zum Weiterbetrieb des Heims wurden 2016 vollständig erfüllt. Die notwendigen Einrichtungen (zum Beispiel Brandschutz und Notbeleuchtung) konnten auch dank großzügiger Spenden aus Höchstadt in Höhe von 13 000 Euro noch im Dezember des vergangenen Jahres fertiggestellt werden.

Nun aber der Rückschlag: Die staatlichen Zuschüsse zum Betrieb des Altenheims, die bis zur Erfüllung der vorgenannten Auflagen ausgesetzt wurden, wurden für 2017 wieder beantragt und auch gewährt. Allerdings nur für den Monat Januar. Die weitere staatliche Bezuschussung wurde mit Wirkung ab Februar 2017 eingestellt. Die Zahl der staatlich geförderten Sozialprojekte wurde wegen Geldmangel drastisch verringert.

In Siebenbürgen kommt den Senioren jeder Cent recht

© Fotos: Heinz-Friedrich Kiel

Auch wenn die staatliche Hilfe nur etwa zwölf Prozent der Betriebskosten gedeckt hat, ist dieser Ausfall sehr schmerzlich und verlangt zusätzliche Anstrengungen von Kirche und Diakonieverein, der Heimleitung und auch von den Bewohnern.

Die Eigenproduktion von Nahrungsmitteln wird intensiviert, der Heimleiter wird nun auch Vollzeitlandwirt (bei unzähligen Überstunden nur fünf Tage Urlaub im Jahr). Die Rüstigen unter den Bewohnern helfen nach Kräften in Haus, Hof, Garten, Stall und auf dem Feld mit.

Doch vieles muss eben doch noch gekauft und das Personal muss bezahlt werden. Einige Heimbewohner haben keinerlei Einkommen, ein anderer hat die niedrigste Rente weit und breit: rund 10 Euro im Monat. Viele Renten liegen bei 115 Euro, wenige darüber. Den vollen Satz von 370 Euro, den ein Heimplatz zurzeit kostet, können nur einige Bewohner bezahlen, die von ihren Angehörigen unterstützt werden. So bleibt eine beträchtliche Deckungslücke, und jede Unterstützung ist willkommen.

In Siebenbürgen kommt den Senioren jeder Cent recht

Zur Sicherstellung der Wasserversorgung musste jetzt ein 60 Meter tiefer Brunnen gebohrt werden. Nach seiner Fertigstellung ist die Heizung dran, die dann auch mithilfe der Sonne die Häuser wärmen soll. Zur Finanzierung all dieser Maßnahmen hilft die evangelische Kirchengemeinde Höchstadt immer wieder mit. Bei diesem Besuch konnten 2300 Euro Spendengelder für das Altenheim übergeben werden. Außerdem unterstützt die Gemeinde die Lohnkosten des Heims allmonatlich mit 300 Euro.

Im 26. Jahr dieser Hilfsfahrten für Rumänien besuchte die Delegation nicht nur Hetzeldorf. Und sie hatte noch weitere Hilfsgüter und Sachspenden dabei: Heil-, Pflege-, Desinfektions- und Reinigungsmittel, Handschuhe, Schuhe, Spezialkleidung, Waschpulver und Zutaten für 340 Hilfspakete. Der größte Teil für diese "Pakete" (eigentlich große Plastikeinkaufstüten) wurde aber vor Ort, im Großhandel in Mediasch, vom Diakonieverein eingekauft und von den Spenden der Rumänienhilfe bezahlt.

Preise auf "Westniveau"

Mit einer kleinen Mannschaft wurden die Plastiktüten in Höchstadt zügig gepackt und dann in Hetzeldorf an die zuvor registrierten besonders bedürftigen Personen verteilt. Es mag befremdlich erscheinen, dass angesichts der immer besseren Versorgungslage im Land immer noch Nahrungsmittelspenden notwendig sind. Der Grund hierfür liegt, wie schon in den Vorjahren, in den oft völlig unzureichenden, nicht angepassten Renten oder extrem niedrigen Einkommen bei aktuellen Preisen auf "Westniveau". Jetzt steht wieder eine neue Energiekostenerhöhung bevor. Alle, die mit ihrer Tüte davongingen, waren sehr dankbar.

Auch die evangelische Kirchengemeinde Mediasch und der Diakonieverein waren sehr erfreut und dankbar für den Besuch aus Höchstadt als Zeichen der nun schon so lange dauernden Partnerschaft. Mit der Vorsitzenden des Diakonievereins, Ursula Juga-Pintikan, dem Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Mediasch, Wolfgang Arvay, dem Kurator der Kirchengemeinde Mediasch, Dieter Scharmüller, dem Leiter des Hetzeldorfer Altenheims, Jennö Banyai, und weiteren Freunden aus Diakonie und Gemeinde verbrachten die Höchstadter im Gemeindesaal einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen und Trinken und interessanten Gesprächen.

In den folgenden beiden Tagen lernten die Gäste Siebenbürgen, seine Tradition und Gastlichkeit, etwas näher kennen. Nach einer Weinprobe führte Pfarrer Ulf Ziegler kenntnis- und detailreich, nicht ohne hintergründigen Humor, durch die Kirchenburg von Birthälm, der Gemeinde, der er als Pfarrer direkt zugeordnet ist.

Dann die Überraschung: Mit zwei Pferdewagen, einem dort durchaus noch üblichen Verkehrsmittel, ging es zum orthodoxen Priester Ioan Cristian Bica im drei Kilometer entfernten Groß Kopisch. Als Hobby, aber auch, um sein Gehalt etwas aufzubessern, betreibt dieser eine Imkerei und ließ die Höchstadter diverse Honigsorten kosten.

Tags darauf: Erntedankfestgottesdienst in der Margarethenkirche von Mediasch – etwas Besonderes in jeder Hinsicht. Anschließend eine launige Führung durch die Kirche mit Altkurator Hugo Schneider. Nachmittags standen die Dörfer Almen und Meschen auf dem Programm. In Almen hat Mihai Eminescu Trust die Wehranlagen der Kirchenburg detailgetreu restaurieren lassen (die Kirche selbst leider noch nicht).

In Meschen erwartete die Gäste nach der Besichtigung von Kirchenburg und Pfarrhaus (das jetzt zu einem modernen, besuchenswerten Gästehaus umgebaut wurde) ein besonderes Abendessen mit viel Speck, Wurst, Käse, Salat, Gemüse, Schnaps, Wein und Wasser. Ohnehin war die Gastfreundschaft überall groß.

Nachdem der größte Andrang beim Verteilen der Hilfspakete vorüber war, mussten sich die Höchstadter auch schon wieder verabschieden. Bürgermeister Gerald Brehm zeigte sich sehr beeindruckt und sicherte zu, partnerschaftlich in Verbindung zu bleiben und wieder nach Mediasch zu kommen.

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