Ingmar Maybach: Humorbalsam für protestantische Seele

6.2.2015, 15:29 Uhr
Ingmar Maybach: Humorbalsam für protestantische Seele

© Foto: Matthias Kronau

Lechner-Schmidt weiß nämlich spätestens seit Donnerstagabend, wer so ein Kabarett kann. Aber gut, vielleicht verraten wir es lieber doch gleich an dieser Stelle, wer das ist: Ingmar von Maybach-Mengede.

Es war dieser Kirchenkabarettist selbst, der am Donnerstagabend in der evangelischen Kirche in Weisendorf behauptet hatte, dass man Pfarrer problemlos auch nachts um 3 Uhr wecken darf. Egal, ob man ein Problem hat oder nur ein bisschen quatschen will. Im „Lied vom Pfarrhaus“ wurde klar, warum das geht. Weil Pfarrer tagsüber gemütlich auf ihrer Terrasse sitzen. Ja, so geht es zu im Pfarrhaus, „wo das Leben tobt, wo man den Herrgott lobt“.

Ingmar Maybach ist selbst Pfarrer. Er weiß also, wovon er spricht und singt. Oder besser: über was er sich mit viel Sympathie lustig macht. Seit etwa dreieinhalb Jahren ist er als Kabarettist in deutschen Landen unterwegs, die Kirche hat ihn freigestellt für diese besondere Form der Verkündigung, der er einen einprägsamen Namen gegeben hat: CSU, also Christlich Satirische Unterhaltung.

Die über 100 Besucher in der Kirche müssen aber nicht fürchten, dass einseitig eine bestimmte Partei durch den Kakao gezogen wird. Ja, die Politik wird kritisch-kabarettistisch unter die Lupe genommen, das schon. Seine eigentliche Wirkung erzielt Ingmar Maybach aber, wenn er sich seiner Kirche zuwendet, insbesondere dem bunten evangelischen Gemeindeleben.

Das Publikum in der schönen kleinen Weisendorfer Kirche, so darf man annehmen, ist zu einem großen Teil selbst in der Kirchengemeinde engagiert, und es kann herzlich lachen, wenn der Theologe Scherze darüber macht, dass der Pfarrer bestimmt schon seit zwei Wochen nicht mehr beim Frauenkreis war. Im Seniorentreff hat er sich auch schon lange nicht mehr blicken lassen. Die Jugend braucht auch ständig Zuwendung, von Taizé bis Bungee-Jumping sei heutzutage ja alles möglich und notwendig. Wenigstens der Kirchenchor ist eine bleibende Konstante („Es ist zwar ein alter Chor, aber er gibt noch nicht auf“).

Also alles einigermaßen paletti in der evangelischen Kirche? Keineswegs, und deshalb fordert Ingmar Maybach die Weisendorfer Gemeinde auf, dort zu kopieren, wo erfolgreiche Aufmerksamkeitsmodelle schon jetzt funktionieren.

Beim Wetterbericht zum Beispiel. Eine wie Claudia Kleinert („die blonde TV-Meteorologin mit den großen . . . Händen) müsse es doch in jedem Kirchenvorstand geben. Statt eines Tagesthemenströmungsfilms könnten mit Hilfe eines Gemeindegliederströmungsfilms die Abkündigungen am Ende des Gottesdienstes zu einem richtigen Event werden.

Das Publikum klatscht am Ende begeistert, weil es spürt, dass hier ein Kabarettist mit Herz und Verstand vor dem Altar steht. „Ich sage im Kabarett nichts, was ich nicht auch in der Predigt verantworten könnte. Ich sage es nur anders“, hatte Ingmar Maybach-Mengede vor einigen Tagen im NN-Interview gesagt. Kabarett und Predigt liegen bei Maybach-Mengede also nicht so weit auseinander.

Bald wird er wohl wieder richtig predigen und viel Zeit mit Frauenkreisen, in Seniorentreffs und Jugendgruppen verbringen. „Ich will mich nicht komplett abkoppeln. Ich könnte mir vorstellen, wieder halbtags als Pfarrer zu arbeiten“, verrät der Kabarettist nach der Vorstellung. Was aber auch die Hoffnung nährt, dass seine christlich-satirische Unterhaltung dann auch noch seinen Platz behält.

Ob Predigt oder Kabarett – beides ist ja dringend notwendig. Denn es gibt ernst zu nehmende Alarmsignale. „Ein Drittel der Protestanten, die 2013 aus den Kirchen ausgetreten sind, begründen das – und das ist jetzt kein Witz – mit der Unzufriedenheit mit dem Papst.“ Der neue Papst Franziskus allerdings drohe die evangelische Kirche links zu überholen.

Ob das wirklich stimmt? Auch das könnte man mal Pfarrer Lechner-Schmidt fragen. Aber vielleicht lieber doch nicht nachts um halb drei Uhr.

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