Jugend ohne Nerven

22.11.2015, 15:42 Uhr
Jugend ohne Nerven

© Fotos: Edgar Pfrogner

„Das haben wir uns verdient“, sagte Coach Mario Dugandzic nach nervenaufreibenden 40 Minuten, denn erst kurz vor Schluss konnten sich die Hausherren entscheidend absetzen. Dugandzic: „Es war klar, dass diese Saison alles andere als leicht wird, aber so lange wollten wir auf den zweiten Saisonsieg eigentlich nicht warten. Jetzt ist er da – und wir haben uns damit für die gute Arbeit in den vergangenen Wochen belohnt.“

In der Tabelle machte sich der Sieg gleich bezahlt: Die TSH-Korbjäger gaben die Rote Laterne an Rosenheim ab und überholten auch den Gegner vom Samstag.

Der dürfte von der Anfangsformation der Herzogenauracher überrascht gewesen sein. Denn da tauchte nicht nur der bisherige Edelreservist Noah Kamdem auf (Dugandzic: „Der hat stark trainiert und auch in der Nachwuchs-Bundesliga überzeugende Leistungen geboten“), sondern auch ein Neuzugang, den man bis zuletzt geheim gehalten hatte. Mit Marcel Koulibaly war ein „echter Nürnberger Junge“ wieder in die Heimat zurück gekehrt, der zuletzt in Magdeburg (ebenfalls 1. Regionalliga), Punkte gesammelt hatte.

Der 25-jährige Spielmacher – Spitzname „Mason“ – bekam gleich reichlich Spielzeit. „Er hat uns sehr geholfen, weil er ein aggressiver Verteidiger ist und Erfahrung mitbringt.“

Dafür saß ein anderer vermeintlicher Leistungsträger nur auf der Bank. Routinier Markus Person zwickt es nach überstandener Oberschenkelverletzung in der Wade.

Zumindest in der ersten Halbzeit wurde er vermisst. Denn da sahen die Zuschauer zwar eine Offensiv-Gala mit Körben am Fließband, aber eben keinen, der sich der jeweiligen Angriffsmaschinerie in den Weg stellte. So boten die ersten 20 Minuten viel Unterhaltungswert, sehenswerte Kombinationen und Abschlüsse, aber eben auch zwei Verteidigungsreihen, die nach dem Motto agierten: „Wer hat noch nicht, wer will noch mal?“

Vor allem die Herzogenaurach–Nürnberger Combo verließ sich da allzu sehr auf ihr Talent. Zehn der zwölf Münchner hatten bis zur Halbzeit schon punkten dürfen, angeführt vom starken Sebastian Ebertz (insgesamt 18 Punkte). Immerhin bekam die TSH den gefürchteten Basket-Wirbelwind Nicolas Schwartz sehr gut in den Griff, der zudem schnell Foulprobleme bekam und dann mit sich und der Welt haderte, anstatt sein Team zu lenken.

Mike Kaiser, Monty Rogers und Braslav Turic waren bis zur Halbzeit (48:47) die herausragenden Akteure in der Offensive, wobei die Führung mehrfach gewechselt hatte. Dieses Trio schaffte vor der Pause gemeinsam 36 Punkte, nach dem Seitenwechsel nur noch neun.

Das lag zum einen daran, dass bei den Leistungsträgern langsam die Kräfte schwanden, zum anderen wurde nun auf beiden Seiten endlich so verteidigt, wie das in einem Kellerduell erwartet wird. Zum Glück sprangen in Sachen Punkteproduktion nun andere in die Bresche. Der 16-jährige Nelson Weidemann, in Halbzeit eins noch nicht auf Touren gekommen, gab nun richtig Gas und avanciert nicht zuletzt dank vier Dreier zum Topscorer der Partie.

Und noch einer riss die Fans mehrfach zu Szeneapplaus hin: Der 18-jährige Brite machte vor, wie Verteidigen geht, schnappte sich in 15 Minuten zwölf Rebounds und markierte auch noch acht Punkte – er war ein wichtiger Siegfaktor.

Schon im dritten Viertel war die TSH einmal auf 63:55 davon gezogen, leistete sich dann aber wieder unnötige Fehler, so dass es mit 66:63 in die letzten zehn Minuten ging. Ole Fischer glich zwar sofort zum 66:66 aus, aber dann schafften die Gäste sage und schreibe über sechseinhalb Minuten lang keinen Punkt mehr. Aber auch die Longhorns mussten sich jeden Zähler hart erkämpfen. Phasenweise reihte sich auf beiden Seiten Fehler an Fehler, die unbekümmerten Weidemann und Inkulu zeigten die wenigsten Nerven und führten ihr Team zum verdienten Erfolg.

Longhorns: Teka, Weidemann 21/4 Dreier, Ghotra 2, Turic 13/2, Kaiser 18/2, Koulibaly 5, Kamdem, Inkulu 8, Handt, Rogers 15, Person und Übbing nicht eingesetzt.

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