Jugendarbeit in Aurachtal auf der Kippe

16.11.2017, 07:57 Uhr
Jugendarbeit in Aurachtal auf der Kippe

© Foto: Kirchengemeinde

Die Jugend- und Konfirmandenarbeit steht hier auf der Kippe. Konkret geht es um die halbe Stelle von Diakon Roland Lehner. "Um ein halbes Jahr können wir die Stelle für Jugend- und Konfirmandenarbeit noch weiter finanzieren, dann allerdings sind alle Rücklagen aufgebraucht", sagt Pfarrer Peter Söder. Der Jugendausschuss hofft nun auf ein erweitertes Finanzierungsmodell. Seit September 2012 ist für die Jugendarbeit ein Diakon halbtags angestellt. Er wird zu 64 Prozent von der evangelischen Landeskirche finanziert. Den Rest tragen die Kirchengemeinden Aurachtal und Oberreichenbach. Seit Beginn dieser Arbeit waren dies immerhin 50 000 Euro. Nun ist der finanzielle Spielraum ausgereizt.

Die Kirchenvorstände haben in einer gemeinsamen Sitzung kürzlich die Weiterfinanzierung für ein halbes Jahr beschlossen. Zu viel wurde bereits investiert, als das Ganze nun einfach aufzugeben, zu wichtig ist den Verantwortlichen das Thema Jugend. Der Jugendausschuss suchte in seiner Sitzung am 7. November nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, denn bald sind alle Rücklagen aufgebraucht.

Seit September 2012 arbeitet Roland Lehner in Aurachtal und Oberreichenbach mit dem Ziel, attraktive Angebote durchzuführen. Beispiele sind die Kinderkirche, gefolgt vom Gottesdienst für Groß und Klein, die Kirchenband, die Familiengottesdienste zu Weihnachten mit Krippenspiel, den Kinderbibeltag am 22. November und die erlebnisorientierten Konfirmandensamstage.

Das Engagement reicht allerdings über die rein kirchlichen Projekte weit hinaus, denn die Gemeinde will Kirche für alle sein. Insbesondere in der Jugendarbeit spielt dies eine wichtige Rolle. Jugendliche stehen mit ihren individuellen Interessen als heranwachsende Persönlichkeiten im Mittelpunkt. Beim wöchentlichen Programm der Landjugend und bei den Festen und Feiern geht es um sinnvolle Freizeitgestaltung, um Spaß und Unterhaltung, um wertschätzenden Umgang miteinander und um gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

"Wir wollen Jugendlichen Freiraum geben, ihren Interessen in verantworteter Weise nachzugehen, sie dabei begleiten und stellen entsprechende Einrichtungen und Personal zur Verfügung. Unsere Arbeit hat keinen konfessionellen Stempel, sie ist offen für alle", so Diakon Roland Lehner.

Zu den Angeboten gehören Spiele- und Grillabend, Billard- oder Kickerturnier, Konfirmandenparty, Lasertag, Filmnacht, Osternacht, Lagerfeuer, Slenderman als outdoor Actionspiel, und vieles mehr. Gerne werden die Räumlichkeiten der Kirchengemeinden von den Jugendlichen auch zum "Chillen" genutzt, zum "sich einfach so treffen" oder zum Feiern von Partys und Geburtstagen.

Jugendarbeit in Aurachtal auf der Kippe

© Foto: Schuster

In diesem Zusammenhang spielt die Begleitung eine ganz wichtige Rolle. Regelmäßig finden Seminare zum Jugendschutzgesetz statt zu Themen wie Zigaretten, Alkohol und Drogen und zur Verantwortung als Jugendleiter. Kirche, Glaube und Gebet spielen in diesem Zusammenhang überhaupt keine Rolle. Nur wer an einem solchen Seminar teilgenommen hat, darf selbstständig feiern, nur wer persönlich bekannt ist und das Vertrauen der Verantwortlichen besitzt.

Volljährige Personen können die Räume davon unabhängig mieten, was gerne von Eltern in Anspruch genommen wird, für Geburtstage oder sonstige Feiern ihrer Kinder. Auch die IG Kinder und Jugend in Aurachtal nutzt die Räume des Evangelischen Gemeindehauses für das Ferienprogramm und sonstige Veranstaltungen.

Der Jugendausschuss der Kirchengemeinden macht sich Gedanken um alternative Finanzierungsmöglichkeiten und hofft auf kommunale Unterstützung zumal die Arbeit auch kommunale Aufgaben abdeckt.

Auch die Gründung eines Fördervereins ist im Gespräch. Diakon Lehner spricht von einer "Flucht nach vorne", von der "Intensivierung der Arbeit". Die Jugendräume in Aurachtal und Oberreichenbach werden bisweilen nur von einem begrenzten Personenkreis genutzt, stehen prinzipiell aber der gesamten Gemeinde zur Verfügung.

Mit Hilfe von Jugendlichen, Eltern und politischen Trägern und einem koordinierenden Gremium könnte das Angebot effektiver gestaltet und die Finanzierung einer hauptamtlichen Kraft sichergestellt werden. "Was die Kirchengemeinden über fünf Jahre alleine stemmten, sollte durch die Zusammenarbeit mehrerer Partner wohl möglich sein", so die Hoffnung im Jugendausschuss.

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