Junge Künstler mit „Sternenfeuer“ des Musizierens

26.10.2016, 15:47 Uhr
Junge Künstler mit „Sternenfeuer“ des Musizierens

© Foto: Privat

Wer am vergangenen Sonntag bei „pro musica“ das Preisträgerkonzert in der Kulturfabrik erlebte, war nicht nur Zeuge einer „Sternstunde“, sondern fühlte sich geradezu im „Sternenregen“ glänzender Musik-Momente. Wieder einmal bestätigte sich, dass die Musik in der Welt ist, um im Austausch mit dem Hörer zelebriert zu werden. Und schon wird die Welt eine andere. Vorausgesetzt, die Musizierenden haben die Gabe, über technische Perfektion hinaus die Hörer durch ihr eigenes Musikerleben in den Bann zu ziehen.

Den beiden jungen Künstlern Meri Tschabaschwili (Flügel) und Alexey Semenenko (ausgestattet mit einer Stradivari-Violine) gelang dieser Zauber in Vollendung – und zwar vom ersten Augenblick an: Zwei sympathische junge Menschen betreten unbefangen-locker das Podium, ein wacher gegenseitiger Blick als Startsignal – und schon beginnt das „Sternenfeuer“ des vollendeten kammermusikalischen Musizierens.

Zu Beginn hörte das Publikum die große, in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandene Sonate für Violine und Klavier von Francis Poulenc (1899-1963). Die Sonate ist ein äußerst geistreiches Spiel mit Motiven, gleichzeitig ein Füllhorn technischer Schwierigkeiten für Geige und Klavier – und deren Zusammenwirken. Die jungen Interpreten gestalteten diese Herausforderung ebenso subtil wie mitreißend – und hatten das wache Publikum voll auf ihrer Seite. Erster stürmischer Applaus.

Mit Frédéric Chopins (1810-1849) „Scherzo b-Moll“ stellte sich Meri Tschbaschwili als Klaviersolistin vor – und weit darüber hinaus als tiefgründige Chopin-Interpretin, die die makaber-skurile Seite des Polen gerade in diesem Werk neu zu übermitteln weiß, vom mystischen Schauer bis zur sentimentalen Rührung. Technische Klippen kommen ihr wie nichts aus den Fingern, ihre Anschlagskultur entlockt dem Steinway noch selten gehörte Farben: gesteigerter Applaus mit Bravo-Rufen.

Nach der Pause dann César Francks (1822-1890) viersätziges Riesenwerk, die Sonate für Violine und Klavier, deren Teile A. Semenenko kommentierend unter der Begriffsreihe „Himmel“ – „Hölle“ – „Gebet“ – Verklärung“ subsumiert. Das ist gewiss keine leichte Kost für den Hörer; und für die Spieler bedingungsloser Anspruch, das Auditorium 40 Minuten lang bei atemloser Spannung zu halten. Den pro-musica-Gästen gelingt dies „spielend“!

Die spätromantischen Klangballungen und Steigerungen ebenso wie die stillen lyrischen Verästelungen kommen in solch konzentrierter Dichte herüber, dass der Schlussapplaus explodieren musste.

Dank den Künstlern, dass sie mit zwei ruhigen Zugaben (Debussy, Tschaikowsky) dieses ganz große Konzert ausblendeten. Schon tags drauf waren sie auf dem Wege nach Korea als Dozenten bei „Master-Kursen“. Die jungen Asiaten werden viel von ihnen lernen können.

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