Kandidaten-Duell reißt Röttenbacher nicht vom Stuhl

4.9.2017, 17:57 Uhr
Kandidaten-Duell reißt Röttenbacher nicht vom Stuhl

© Foto: Rainer Groh

Immerhin, der Bürgertreff neben dem Rathaus war mit rund 20 Zuschauern recht gut gefüllt am Sonntagabend. Nicht alle sind Genossen: Fünf Externe sind der Einladung der Röttenbacher SPD gefolgt. Bei einem Ortsverein von 42 Mitgliedern ist die Anwesenheit eine gute Quote. Die gleiche Veranstaltung war auch von der Herzogenauracher SPD angekündigt. Im ASV-Heim der Aurachstadt blieb der Fernseher aber ausgeschaltet. Die Veranstalter hatte es nach Erlangen gezogen.

Bei Flaschenbier verfolgt das Publikum im Röttenbacher Bürgertreff, wie Martin Schulz die erste Frage bekommt und gleich eingangs seine frühere Äußerung von der "Schlafwagen-Kanzlerin" rechtfertigt. Er habe damit immerhin eine öffentliche Debatte um die Wahl in Gang gesetzt.

Besonders kontrovers ist letztere aber nicht, schon gar nicht an diesem Abend. "Die Lautstärke passt", kommentiert ein Zuschauer, doch dies gilt nur der Frage der stellvertretenden Ortsvorsitzenden Ingeborg Simon nach der Akustik im Raum. Laut wird niemand vor der Kamera.

Herausforderer Schulz befleißigt sich im Gegenteil ausgesprochener Höflichkeit. "Der Steinbrück war härter," erinnert sich ein Röttenbacher Sozialdemokrat ans jüngste Duell.

Aber Schulz retourniert Merkels Konter auf seine These, man hätte vor der Grenzöffnung 2015 die europäischen Partner einbeziehen müssen, gekonnt. Wenn die Kanzlerin so dringend und so unangefochten die Grenze habe öffnen müssen, wieso habe dann Unionsbruder Seehofer danach den zaunziehenden ungarischen Ministerpräsidenten Orban eingeladen?

"2:0" sagt man halblaut im Bürgertreff. Wann Schulz das 1:0 erzielt hat, bleibt offen. Hier aber erhält er Beifall von den Röttenbachern.

Die Anfangsphase ist relativ schnell vorbei, die Begegnung der Spitzenkandidaten nimmt wenig Fahrt auf, gleicht eher den ersten Verhandlungen über eine Große Koalition als einem Duell. Zu nah sind sich die Ansichten und die Konzepte. Und zu einer ideologischen Debatte wird der Fernseh-Auftritt schon gar nicht, selbst als es um soziale Gerechtigkeit geht.

Kandidaten-Duell reißt Röttenbacher nicht vom Stuhl

© F.: Herby Sachs (dpa)

Hier kommen die Moderatoren ins Spiel, die an diesem Abend die einzigen sind, die das Röttenbacher Publikum wirklich erregen. Das Thema, sozialdemokratische Ursubstanz, wird nur gestreift, gleitet nach kurzer Auseinandersetzung über das Renten-Eintrittsalter über in eine Debatte über den Dieselskandal, die PKW-Maut und die Terrorabwehr. RTL-Moderator Peter Kloeppel erregt Kopfschütteln im Raum, als er Merkel und Schulz nach einer Garantie für Sicherheit gegen Terroranschläge fragt. Und hinterher, nach 97 ausgewogenen Redeminuten, hält sich der Jubel im Bürgertreff in Grenzen. Zu viel sei im Konjunktiv geredet worden, findet Ingeborg Simon, zu viel Außenpolitik abgefragt. Viele finden, trotz seines "miesen Schlussworts" (Simon) habe sich Schulz nicht schlecht geschlagen. Trotzdem: Wer vor dem TV-Duell nicht sicher war, was er wählen soll, der sei hinterher auch nicht weiter. Die Moderatoren stehen in der Kritik.

Einzig Maybritt Illner (ZDF) habe überzeugt, heißt es, viele Fragen seien "dumm" gewesen. Am Schluss gibt es doch einen lokalen "Benefit": Mit dem Abend habe die Röttenbacher SPD sich wieder mal gezeigt.

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