Karpfen in ERH: Total natürlich

5.10.2017, 07:57 Uhr
Karpfen in ERH: Total natürlich

© Fotos: Berny Meyer

Manchmal sind auch die Fachleute überfragt. Rund 50 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr lieferte der Blätterweiher. Waren es im Vorjahr noch 40 Zentner, brachten die Karpfen heuer insgesamt nicht mal 19 Zentner auf die Waage. Woher der Schwund, warum waren am Abfischtag diesmal so viel weniger Fische im Weiher? "Das weiß ich auch nicht", sagt Lorenz Möhring, der den Blätterweiher als Pächter für den Bund Naturschutz bewirtschaftet. Der Kormoran beispielsweise, der ja immer als Fischräuber unter Verdacht stehe, könne in diesem Fall nicht derjenige gewesen sein, der den Bestand der eingesetzten Karpfen dezimiert hätte. "Bisschäden hatten die Tiere nicht."

"Karpfen pur Natur" hat der Bund Naturschutz bereits im Jahr 2000 gestartet, erinnert sich Helmut König, Kreisvorsitzender des BN, und soll dem Schutz des traditionellen Le-
bensraums "Fischteiche" dienen. Weil die Teiche des "Karpfen pur Natur" in erster Linie Lebensraum für eine Vielzahl teilweise selten gewordener Vögel, Amphibien, Insekten und Pflanzen sein soll, ist nichts erlaubt, was diesen Arten schaden könnte: So darf Pächter Möhring nicht zufüttern, keinen Kalk oder Düngemittel zusetzen und auch nur spärlicher besetzen als dies in konventionell bewirtschafteten Karpfenteichen üblich wäre.

"Bei uns werden nur 200 Karpfen pro Hektar eingesetzt, beim Aischgründer sind es bis zu 800 pro Hektar", berichtet König. Wobei auch die Besatzzahlen der konventionellen Teichwirte im Aischgrund "noch in Ordnung" seien. In den Großbetrieben in Osteuropa würde mit einer ganz anderen Dichte gearbeitet.

Beim Fettgehalt der Karpfen liegt das BN-Projekt ebenfalls unter den herkömmlichen Zahlen. Schließlich setzen Karpfen dann Fett an, wenn durch den höheren Besatz mehr zugefüttert werden muss. Bei ein bis zwei Prozent Fett liege der "Karpfen pur Natur" laut König, beim geschützten Aischgründer Spiegelkarpfen sind maximal zehn Prozent erlaubt. Insgesamt werden im Landkreis acht Weiher nach den Kriterien von "Karpfen pur Natur" bewirtschaft — sechs im Mohrhof-Gebiet, jeweils einer von den BN-Ortsgruppen Röttenbach und Weisendorf.

Nicht nur bei "Karpfen pur Natur", sondern auch allgemein fällt die Ernte in der Saison 2017 etwas schlechter aus, wie Walter Jakob berichtet, der als Vorsitzender der Teichgenossenschaft Aischgrund einen Überblick hat. Der Mühlhausener war in Poppenwind ebenfalls mit von der Partie, weil er dem Bund Naturschutz einen Großteil der Karpfen abnimmt und diese vermarktet. "Wegen der Trockenheit haben die Erzeuger die Teiche diesmal schwächer besetzt, dazu kam der Kälteeinbruch im Mai, der dem für die Ernährung wichtigen Zooplankton zusetzte. Wir haben deshalb viele kleine Karpfen, die Qualität allerdings ist gut."

In der Wirtschaft zahlen die Verbraucher in diesem Jahr 15 bis 20 Cent mehr pro Portion, geschuldet ist dies aber auch dem Umstand, dass der Aischgründer mittlerweile eine geschützte Herkunftsbezeichung ist — und davon profitieren die Teichwirte direkt, wie Jakob berichtet. "Die Fischhändler reichen den höheren Preis wirklich bis an die Erzeuger durch", so der Mühlhausener. Die Anstrengung der vergangenen Jahre, den hiesigen Spiegelkarpfen als Marke schützen zu lassen, hätte sich also gelohnt. Richtig zufrieden ist er freilich noch immer nicht damit, was die Teichwirte für ihre Arbeit bekommen. "Wenn wir im Aischgrund nicht so viele Nebenerwerbsteichwirte hätten, die die Karpfenzucht als Hobby betreiben, könnten wir zusperren."

ZVermarkt werden die "Karpfen pur Natur" über Fisch Jakob, zudem können lebende oder geschlachtete Karpfen direkt beim BN bestellt werden und zwar unter = (0 91 95) 99 73 51 oder per Mail an info@karpfenpurnatur.de. Gefrorene oder geräucherte Filets gibt es ebenfalls.

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