Karpfen-Panik in Dechsendorfer Weihern

9.3.2015, 17:55 Uhr
Karpfen-Panik in Dechsendorfer Weihern

© F.: Groh

Alarmiert waren die 17 Teichwirte der seit 190 Jahren bestehenden Gemeinschaft schon Tage vor dem Termin. Der Dornweiher und die anderen kleineren Teiche, in denen sie die Setzlinge aufziehen, musste „Angriffsziel“ der gefiederten Fischjäger gewesen sein, denn Hunderte Jungfische standen dicht gedrängt an der Uferstreu, viele hatten sich gar ins Abflussrohr geflüchtet – Angstreaktionen nach Kormoran-Angriffen.

Das berichten übereinstimmend Willi Dengler, dieses Jahr zusammen mit Georg Wirth der „Fischvogt“ der Gemeinschaft, und sein letztjähriger Vorgänger, Baptist Winkelmann aus Hannberg. Winkelmann spricht von einem Phänomen, wie er es so noch nie gesehen habe.

Beim Abfischen der Setzlinge haben die Teichwirte von den insgesamt 10 000 Fischen, die sie als einjährige in die Aufzuchtteiche eingesetzt hatten, ganze 2000 wieder herausgeholt. Und die meisten der überlebenden Karpfen haben Wunden davongetragen, sind deutlich sichtbar von Angriffen gezeichnet. Fraglich, ob sie sich im dritten Jahr zu verkaufbaren Speisefischen entwickeln werden.

„Wir regen uns schon gar nicht mehr auf“, fasst Willi Dengler den Seelenzustand der Karpfenbauern zusammen. Es sei diesen Winter besonders schlimm gewesen, denn es gab kaum Eis auf den Weihern, das deren Bewohner vor Luftangriffen geschützt hätte.

Jagdpächter Karsten Wiechmann, dessen Revier 120 Hektar Wasserfläche hat, erklärt sich trotz Bemühens außerstande, den Kormoran wirksam zu bejagen. Er fordert angesichts des besonders schadensreichen Winters, dass der Gesetzgeber „Eingriffe ins Brutgeschäft“ der Kormorane erlaubt.

Für die Jagd auf Kormorane gelten in Mittelfranken Sonderregeln. Jungvögel dürfen das ganze Jahr über geschossen werden. An Teichen ist auch die Jagd auf Altvögel länger erlaubt als im restlichen Bayern, nämlich bis zum 30. April. Dies erklärt auf Anfrage der Kormoran-Beauftragte in der Höchstadter Außenstelle für Teichwirtschaft, Tobias Küblböck. Nach seiner Aussage kann also Bejagung durchaus etwas bewirken, freilich sei der Aufwand dabei gewaltig.

Auch Küblböck spricht von einer „momentan heißen Phase“: Durchziehende Kormorane, deren Brutkolonien in Skandinavien und dem Ostseeraum liegen, seien die bis zu 150 Vögel starken Trupps, die derzeit die Karpfen so dezimieren. Die 600 Brutpaare, die es in Bayern gibt, seien hier zu vernachlässigen. Die nächstgelegenen Brutkolonien sind in Nürnberg am Wöhrder See und im Tiergarten — mit je gerade 25 Paaren. Bei diesen kleinen Zahlen bringe ein Eingriff ins Brutgeschäft wenig gegen das eigentliche Problem.

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