Karpfen wachsen gut

9.7.2012, 17:25 Uhr
Karpfen wachsen gut

© Edgar Pfrogner

Das wurde bei einem vom Landratsamt organisierten Fachgespräch mit Experten der Teichwirtschaft deutlich. „Es läuft noch eine Einspruchsfrist, aber wir gehen davon aus, dass nichts mehr schief geht“, betonte Fritz Loscher-Frühwald, Präsident des Fischereiverbands Mittelfranken, bei dem Termin in Boxbrunn bei Teichwirt Lorenz Möhring.

Karpfen und Bratwurst

Beide EU-Verfahren „Frankenkarpfen“ und „Aischgründer Karpfen“ zur Zulassung als geografisch geschützte Arten laufen unabhängig und sollen der traditionellen Spezialität einen weiteren Marketingschwung geben. Händler und Gastronomen können mit einem einheitlichen EU-Gemeinschaftszeichen werben. Die Karpfen der Region befinden sich dann werbetechnisch auf Augenhöhe mit den „Nürnberger Bratwürsten“, dem „Bayerischen Bier“ und dem „Lübecker Marzipan“.

Landrat Eberhard Irlinger interessierte zunächst einmal aber viel Handfesteres: „Wie wird der Karpfen in diesem September?“, wollte der Karpfengourmet wissen. Auskunft darüber konnte unter anderem Martin Oberle von der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft in Höchstadt geben. „Die Temperaturen sind relativ hoch, das tut den Karpfen gut“, erklärte er. Beste Wachstumsbedingungen also, allerdings müssten die Teichwirte auch aufpassen. „Es ist teilweise zu wenig Wasser in den Teichen.“ Zudem müsse jetzt extrem auf den Sauerstoffgehalt aufgepasst werden.

Kritischer Sauerstoff

Das konnte Teichwirt Lorenz Möhring bestätigen. Gerade am Wochenende habe es einige Teiche in der Umgebung erwischt. Das heißt, Karpfen sind erstickt, weil der Sauerstoffgehalt zu lange unter die kritische Grenze gefallen war.

Martin Oberle verwies darauf, dass die allermeisten Teiche im Aischgrund keinen Stromanschluss haben. Diese Bemerkung klingt zunächst kurios, ist aber in der Tat problematisch für die Teichwirte. Denn entweder müssen sie bei drohender Gefahr mit von Traktoren angetriebenen Belüftern arbeiten, oder aufwendige Notstromaggregate aufstellen. Ein Stromanschluss in der Nähe der Teiche hätte da große Vorteile.

Insgesamt jedoch, so Oberle, sei die Situation in den Teichen derzeit durchaus positiv. Man könne auf eine gute Ernte hoffen. Der Landrat und die Karpfenprinzessin Katrin Uano aus Neustadt/Aisch hörten das gerne. Denn insbesondere die Prinzessin war gekommen, „um zu hören, wie es meinen Schützlingen geht“.

Während also in gut acht Wochen ein lecker gedeckter Tisch in einer der vielen Karpfengaststätten lockt, sieht es langfristig für die kleinräumig strukturierte Teichwirtschaft der Gegend nicht ganz so rosig aus.

Weil es immer schwerer wird, mit der Teichwirtschaft ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften, kommen auf die Betriebe zunehmend schwere Zeiten zu. Die Stimmung ist nicht sehr euphorisch, wusste der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Aischgrund, Walter Jakob, zu berichten. Bei einer Umfrage bei der Hauptversammlung war nachgefragt worden. Über 50 Prozent der Teichwirte gaben an, dass sie nicht glauben, dass ihre Betriebe in zehn Jahren noch in dieser Form bestehen werden. „Das ist erschütternd“, sagte Jakob.

Zu wenig bleibt hängen

Auch Lorenz Möhring aus Boxbrunn stellt sich die Frage, wie es weitergehen wird. Er bewirtschaftet als Landwirt Getreideland, als Teichwirt aber auch vier Hektar eigene Teiche und 15 Hektar BN-Teiche. „Das ist sehr viel Arbeit, aber es bleibt zu wenig hängen, dass man davon leben kann“, weiß er.

Dabei hat er zwei Kinder, die die Teichwirtschaft sehr gerne machen. Lina (18) wird gerne mithelfen, aber die frischgebackene Abiturientin will zunächst „Energieprozesstechnik“ studieren. Vermutlich wird es an Florian (17) sein, die nebenberufliche Teichwirtschaft fortzuführen. „Er kann jedenfalls schon besser Netze auswerfen als ich“, lobte der Vater. Gleichwohl wird auch Florian, wenn er im kommenden Jahr den Realschulabschluss hat, erst einmal eine Ausbildung machen, die nichts mit Teichwirtschaft zu tun hat.

Falls Florian übernimmt, wird er sich auch mit vielen Richtlinien und Vorschriften auseinandersetzen müssen. Nicht alles ist reine Bürokratie, vieles ist sinnvoll. Durch die Fischseuchen-Verordnung werden erstmals eine Genehmigungspflicht und Registrierungspflicht für die rund 500 „Aquakulturbetriebe“ im Landkreis eingeführt. Die Leiterin des Veterinäramtes, Dr. Susanne Oswald, zeigte sich erleichtert, dass dieser Prozess mit „sehr viel Ruhe“ laufe. Die Verordnung solle maßvoll umgesetzt werden.

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