Karwoche voller Klang

6.3.2015, 15:49 Uhr
Karwoche voller Klang

© Foto: Ralf Rödel

Karwoche voller Klang

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Karwoche voller Klang

© Foto: Ralf Rödel

„Hol mir mal das Cis und das Dis rauf“, ruft Günter Hoffmann von der Empore. Gemeinsam mit drei weiteren Mitarbeitern, darunter seinem Sohn Tobias, ist er dabei, die Pfeifen der Orgel in der Schlosskirche einzubauen. Am Palmsonntag, 29. März, soll das restaurierte Instrument für die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Gemeinde zum ersten Mal erklingen.

Die Teilnehmer am Gottesdienst werden sicherlich den neuen Klang ihrer Orgel bemerken.

„Wir haben sie gereinigt, aber auch verbessert und zwei neue Register eingebaut“, sagt Hoffmann. „Außerdem hat sie einen Tremulanten erhalten. Durch diese Vorrichtung wird die Luft in Schwingung gebracht und dadurch ein Tremolo erzeugt.“

Den Orgelbaumeister aus Ostheim in der Rhön weiß, wo er Hand anlegen muss. Der 68-Jährige hat die Orgel im Jahr 1985 selbst gebaut. Seitdem wird sie einmal jährlich von ihm gewartet.

Das Lagerspiel wird kontrolliert, eventuell muss nachgestimmt werden. Nun, nach 30 Jahren, ist eine Komplettüberholung fällig geworden.

Im Januar waren die unterfränkischen Orgelbauer deshalb angerückt und hatten an einem einzigen Tag die ganze Orgel abgebaut.

Pfeifen gewaschen

Sorgfältig in Holzwolle verpackt, wurden die Zinnpfeifen in die Werkstatt nach Ostheim gefahren, wo sie gewaschen und auf der Intonierlade überarbeitet wurden.

Einen wachsamen Blick richtet Günter Hoffmann bei der Restaurierung und Reinigung auf den beginnenden Schimmel an den Holzverkleidungen der Orgel. „Hier in Weingartsgreuth ist alles noch im grünen Bereich“, sagt er. „Doch in vielen Kirchen wird Schimmelbefall an der Orgel zunehmend zum Problem.“ Schuld ist seiner Ansicht nach die verbesserte Isolierung von Fenstern und Dächern.

Die Feuchtigkeit, die die Besucher in die Kirche brächten, könne nicht mehr entweichen. „An einem dunklen, kühlen Platz wie dem Inneren der Orgel breitet sich der Schimmel richtig aus“, sagt Hoffmann. „Der Orgelmotor bläst die Sporen dann durchs ganze Pfeifenwerk.“

Für den Kirchenvorstand war klar: Die Generalüberholung war notwendig geworden. „So haben wir in Absprache mit dem Landeskirchenamt den Auftrag erteilt“, sagt Waltraud Gehring, Vertrauensfrau im Kirchenvorstand.

Die komplette Restaurierung kostet rund drei Viertel eines Neubaus, sagt der Orgelbaumeister, der auch die Orgeln in Steppach und Pommersfelden geschaffen hat. Vor 20, 30 Jahren habe man pro Jahr mindestens fünf neue Orgeln gebaut. Das sei heute nicht mehr der Fall, da werde öfter restauriert.

Da eine Orgel eine Investition für viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte ist, kann es vorkommen, dass Günter oder Tobias Hoffmann sich um Instrumente kümmern, die ihr Groß- oder Urgroßvater gebaut hat.

Denn der Ostheimer Orgelbauerbetrieb besteht bereits in siebter Generation. „Und eine achte gibt es auch schon“, lacht Tobias Hoffmann.

Gemeinsam bauen Vater und Sohn nun zusammen mit Bernhard Link die Pfeifen und Register ein. Der Schreinermeister arbeitet seit 46 Jahren im Orgelbau und kennt jeden Trick. Holz ist sein Element.

Das geradefaserige Tannenholz, das für die Zugbänder der Klaviatur verwendet werde, dehne sich in der Länge nicht aus und sei deshalb besonders gut geeignet, weiß er. Link macht auch alle Holzschrauben selbst, mit denen die Bauteile befestigt werden.

Soweit ist Satoshi Morita noch nicht. Der junge Japaner arbeitet seit September 2014 für die unterfränkische Meisterwerkstatt. „Ich lerne noch“, sagt er. In Sachen Musik macht ihm allerdings niemand etwas vor. Klavier und Orgel hat er schon in seiner Heimat Nagano gespielt, wo sein Vater als evangelischer Pastor tätig war. „Es gab dort eine französische Orgel und eine japanische Pfeifenorgel“, erzählt er. Als er im Jahr 2000 nach Berlin zog, um Musik zu studieren, war er fasziniert davon, dass in Deutschland jede kleine Kirche eine Orgel hat. „Eine unglaubliche Vielfalt, und jedes Instrument ist individuell gefertigt“, erklärt er seine Begeisterung, die ihn zum Orgelbau führte.

Enthusiastisch ist auch Pfarrer Torsten Bader. Er freut sich, dass er noch vor seinem Abschied aus der Pfarrei die Wiedereinweihung der Orgel im Rahmen des Gottesdienstes am 19. April feiern kann.

„Bei dieser Gelegenheit wird auch die neue Wortgottesdienstleiterin Michaela Wüst in ihr Amt eingeführt“, sagt er. Und im Herbst soll es in der Weingartsgreuther Schlosskirche ein Konzert für Orgel, Gitarre und Mundart geben. Heinrich Weniger und Domorganist Danny Wilke wollen es zusammen gestalten.

Weitere Bilder vom Wiederaufbau der Orgel unter: www.nordbayern.de/hoechstadt

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