Keeperin Annika Bernhardt bringt die Wende

18.9.2016, 20:18 Uhr
Keeperin Annika Bernhardt bringt die Wende

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Speziell in den ersten 30 Minuten war von einem Spitzenteam nichts zu erkennen, zeigten sich die blutjungen Akteurinnen des TSV in allen Belangen überlegen. Ob bei Würfen von den Außenpositionen, vor allem aber auch über den Kreis waren die Gäste schlichtweg effektiver und hatten zudem sogar im Tor klare Vorteile, wo Henriette Leicher sofort ins Spiel fand und lange Zeit heftig das Nervenkostüm der Gastgeberinnen zermürbte.

Das Kästl-Team war zwar als Favorit in diese Begegnung gegangen, warum man aber zwei Drittel der Begegnung nur Stückwerk zustande brachte, ist höchstens damit zu erklären, dass man noch nicht wusste wo man unter Druck wirklich steht. Jedenfalls rannte man den Gästen auch ergebnismäßig lange hinterher, über 1:5 (8.) und 3:7 nach 14 Minuten traute man seinen Augen nicht angesichts der vielen technischen Fehler bei der TSH. Nach 15 Minuten hatte diese gerade mal vier Tore erzielt, bis dahin aber schon ein halbes Dutzend glasklare Chancen versiebt.

Kurios aber: Ausgerechnet als Janka Kräck eine Strafzeit absitzen musste (17.) ging ein Ruck durch das Team. In Unterzahl gelang mit kraftvollen Einzelaktionen nach einem 5:8 der Ausgleich zum 8:8 (19.). Wer nun aber glaubte, dass die TSH Mittel und Wege gefunden hatte, das Geschehen an sich zu reißen, sah sich enttäuscht. Erneut kam der TSV mit bewährten Mitteln zu einfachen Treffern, und so war die 14:11-Halbzeitführung eine logische Folge und nicht unverdient.

Kurz vor dem Pausenpfiff legte Trainer Hans-Jürgen Kästl (was er da noch nicht wissen konnte) den Grundstein für den Sieg: Er wechselte Annika Bernhardt für die an diesem Tag einfach nicht ins Spiel findende Martina Ebersberger zwischen die Pfosten. Innerhalb von drei Sekunden wehrte Bernhardt hintereinander zwei eigentlich unhaltbar erscheinende Würfe auf ihr Tor spektakulär ab. Dermaßen erfolgreich, wuchs die junge Torfrau nach dem Wechsel über sich hinaus und war mit weiteren starken Aktionen der Rückhalt in einer immer noch nicht ausreichend aufeinander abgestimmten Abwehr.

Ihre Vorderleute schafften nämlich erst in der 42. Minute erstmals die Führung, die sie dann aber auch nicht mehr abgaben. Im Gegenteil, plötzlich fand man über den nie ermüdenden Kampf zumindest mit ständigen Tempogegenstößen zum zählbaren Erfolg. Hier zeigte sich speziell ab der 51. Minute bei eigener 21:20 Führung, wie wertvoll die Neuzugänge sind, denn Kästl, dem es mehrfach gelang mit taktischen Maßnahmen den Gegner unter Druck zu setzen, konnte immer wieder frische Akteure für ständige Gegenstöße einwechseln. Derart überfordert, brach der TSV die letzten neun Minuten völlig ein.

Bei der TSH überzeugte neben der herausragenden Torfrau erneut die junge Laura Wedrich mit ihrem schnörkellosen und mutigen Spiel. Saskia Probst, anfangs völlig von der Rolle, zeigte nachhaltig wie wertvoll sie für ihr Team ist, denn sich nach 15 Anfangsminuten voller Pech und Pannen so zu steigern und noch zehn Tore zu erzielen, ist wirklich außergewöhnlich. Und dann war da noch die routinierte Kreisläuferin Lena Mergner, die zwar noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte ist, aber immer in brenzligen Situationen eingewechselt wurde und die jungen Münchenerinnen sofort vor Probleme stellte.

Doppelt wertvoll

Natürlich konnte man keine Galavorstellung erwarten, muss man doch nicht nur personelle Ausfälle kompensieren, sondern erst in die Saison hineinfinden. Da war es dann doppelt wertvoll am Ende doch als Sieger vom Feld zu gehen, auch wenn die Höhe die Startprobleme nicht widerspiegelt.

Kästls Fazit: „Wir konnten gerade noch einen klassischen Fehlstart abwenden. Von der ersten Halbzeit bin ich sehr enttäuscht, zu inkonsequent im Angriff, in der Abwehr fehlte die Absprache. Das wurde nach der Pause aber in allen Teilen deutlich besser, wobei Annika Bernhardt im Tor zum Matchwinner wurde gegen einen sympathischen Gegner, der aber in dieser Formation nicht viel ausrichten wird“.

TSH: Ebersberger, Bernhardt; Kräck, Stephan 5, Theobald, Wedrich 7/1, Probst 10, Friedl 1, Mergner 3, Küffner 3, Lang, Merz 1, Erdmann 3.

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