Keine Angst vor „toter“ Innenstadt

23.7.2015, 17:26 Uhr
Keine Angst vor „toter“ Innenstadt

Die Pläne für die Behelfsbrücke parallel zur bisherigen Brücke liegen fertig auf dem Tisch, erläuterte Gerald Brehm in der Versammlung in der Fortuna Kulturfabrik. Das Staatliche Bauamt warte nur noch auf die Zustimmung des Stadtrates, um das einige Hunderttausend Euro teuere Provisorium vom Festplatz zum ASV-Gelände anzugehen. Doch ob es das Plazet nach dieser Besprechung, zu der auch viele Stadträte gekommen waren, noch gibt, ist fraglich.

Die Zweifel an der Behelfslösung waren wie berichtet von Anfang da. Der Verkehr soll sich auf der Umleitungsstrecke um das ASV-Gelände herumwinden, die Straße ist eng, die provisorische Brücke nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen ausgelegt. „Was ist dann mit Feuerwehrfahrzeugen und Bussen?“ wurde in der Versammlung deshalb gefragt.

Problem für die Feuerwehr

Für Busse sei die Umleitung wohl nicht geeignet, „für die Feuerwehr wurde die Statik der Behelfsbrücke aber verbessert“, erklärte der Bürgermeister. Will heißen: Gegenüber der ursprünglichen Planung könnten nun zumindest einige Fahrzeuge der Höchstadter Wehr den Übergang nutzen, „mit der Drehleiter gäbe es aber sicher Probleme“, so Brehm. Man habe jedoch ohnehin den Plan, während der Bauarbeiten ein Fahrzeug der Feuerwehr auf der anderen Seite der Aisch bei Schaeffler zu positionieren – hier arbeiten viele Feuerwehrleute, die auf diese Weise schnell mit dem Fahrzeug am Einsatzort sein können.

Richtig glücklich, das wurde in der Versammlung deutlich, wirkte mit der provisorischen Lösung aber kaum einer – schon gar nicht die Anwohner der Strecke. „Ich sage es ganz deutlich, die Behelfsbrücke würden wir nur für die Geschäftsleute machen“, so Brehm. Damit die in den jeweils neunmonatigen Bauphasen der Aisch- und der Flutbrücke 2016 und 2017 gut erreichbar seien.

Um die Bedürfnisse der Unternehmer abzufragen also die Versammlung. Persönlich seien die Geschäftsleute benachrichtigt worden, über die Resonanz wunderte sich Brehm allerdings: Er hätte mit mehr Besuch gerechnet und auch der Vorsitzende des Gewerbevereins, Alexander Schulz, gab zu, dass er sich „mehr erhofft“ habe. Letzterer hat sich nach der Besprechung noch einmal mit einem Brief an die Mitglieder gewandt, und um Meinungen gebeten.

Diejenigen, die da waren, sendeten jedoch zum Teil sehr klare Signale aus. „Ich brauche keine Behelfsbrücke“, sagte zum Beispiel eine Geschäftsfrau aus der Hauptstraße und erntete damit Applaus. Ihren Kunden wäre die Umleitungsstrecke wahrscheinlich eh zu eng, diese würden ihrer Einschätzung nach eher den „bequemen“ Weg über Lonnerstadt wählen.

Bedenken äußerte hingegen die dritte Bürgermeisterin Irene Häusler. Sie als Privatperson, betonte sie, brauche die Behelfsbrücke „überhaupt nicht“. Allerdings habe sie sich unter Geschäftsleuten umgehört und sei da auf die Meinung gestoßen, dass die Innenstadt ohne Brücke „tot“ sei. Laut gesagt wurde dies – außer von Häusler selbst – auf der Versammlung jedoch nicht.

Und das Statement all jener, die zuhause geblieben waren anstatt die Versammlung zu besuchen, war für den Bürgermeister ohnehin klar: „Wer existenzielle Probleme befürchtet, der kommt zu so einer Veranstaltung auch. Und wer nicht da ist, den kann ich in seinem Meinungsbild auch nicht wahrnehmen.“ Er nehme deshalb mit in den Stadtrat, dass die Geschäftsleute eine solche Behelfsbrücke nicht brauchen. Die letzte Entscheidung hat freilich das Gremium.

Kritik am Tempo

Und was ist mit der zweiten Idee in dieser Diskussion, dem dauerhaften weiteren Aischübergang weiter östlich? Gedacht war diese Lösung ursprünglich, um die Verkehrssituation nicht nur langfristig, sondern auch während der Bauphase zu entspannen. Zeitlich ist dies aber nicht mehr zu schaffen, lediglich für den zweiten Bau-Zeitraum 2017 wäre es mit einigem Ehrgeiz noch zu machen gewesen. „Weil die Planungen zu spät angegangen worden sind“, wie Alexander Schulz, CSU-Stadtrat und Gewerbevereins-Vorsitzender, monierte.

Nachdem klar wurde, dass die Geschäftswelt offenbar keine kurzfristige Lösung braucht, will sich Brehm in dieser Sache nun Zeit lassen. Derzeit läuft ohnehin noch die artenschutzrechtliche Prüfung – die bei entsprechendem Tiervorkommen ein „K.o.-Kriterium“ für das Projekt darstellen könnte – und auch danach will der Bürgermeister nach derzeitigem Stand nicht sofort tätig werden.

Es gehe vielmehr darum, Planungen in der Schublade zu haben, wenn – beispielsweise durch eine mögliche Schaeffler-Erweiterung – irgendwann der Verkehrskollaps droht. „Erst schauen wir aber, wie die neue Aischbrücke den Verkehr aufnimmt“, so Brehm. Denn eine Warnung wurde in der Versammlung von Seiten der Besucher auch laut – ein zweiter dauerhafter Übergang würde das Aischtal zerschneiden und damit den Erholungswert schmälern.

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