„Kinder tanken Selbstbewusstsein“: Schulleiter zieht Bilanz

21.7.2016, 18:45 Uhr
„Kinder tanken Selbstbewusstsein“: Schulleiter zieht Bilanz

© Foto: Ulrich Schuster

240 Schüler in 19 Klassen aus dem westlichen Landkreis und vier Gruppen der Schulvorbereitenden Einrichtung in Buch beiWeisendorf sind der Förderschule zugeordnet. Das Angebot der Einrichtung mit etwa 40 Lehrkräften an der Tilmann-Riemenschneider-Straße ist entsprechend dem bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz geregelt. Es beinhaltet soziale Teilhabe und fachliche Förderung. In wertfreier Beratung als Kompetenzzentrum zeigt die Schule Möglichkeiten auf, wenn Eltern bemerken: „Mein Kind braucht Förderung“ und sich trotz Vorurteilen, Bedenken und Unsicherheiten entschließen, diese ihrem Kind zukommen zu lassen.

Es existieren temporäre Angebote über zwei, drei Jahre und dann Wechsel auf die Regelschule, es gibt Kinder, die vier bis sechs Jahre lang das Förderzentrum besuchen. Äußerst selten ist es die ganze Schulzeit.

Ängstlichkeit, Lernverzögerungen, die Verarbeitung und das Verstehen von Sprache können Gründe sein, auch der sozialemotionale Bereich ist vielleicht tangiert. Es existieren Statistiken, dass jedes vierte Kind in Bayern heutzutage psychisch aufällig sei. Der erfahrene Pädagoge nennt Gründe: Die mediale Überfrachtung schon kleiner Kinder, das fehlende körperliche und soziale Angenommensein.

Mit reduziertem Lerntempo und viel Zuwendung werden die Schüler „angeschoben“, wie es Lothar Giehl nennt. Und viele würden aufblühen. Manche absolvierten später einen starken Quali nach dem Wechsel auf die Mittelschule, manche finden Lehrstellen und Arbeitsplätze. „Die Kinder tanken Selbstbewusstsein“, stellt der scheidende Schulleiter Lothar Giehl fest.

Nach 29 Jahren, die der Pädagoge als Fachberater für Sport bayernweit an Schulen unterwegs war, war vor ein paar Jahren die Rektorenstelle in Höchstadt frei geworden. Das Lehrerteam um ihn herum bat ihn um Kontinuität. Lothar Giehl bedauerte damals schon, dass viel Verwaltungsarbeit anstelle des direkten Kontakts zu den Schülern trat. Sie begrüßt er um 7.30 Uhr alle einzeln beim Ankommen in der Aula, eine der vielen Gesten, des herzlichen Miteinanders an der Schule.

Dort, mit einem „motivierten Kollegioum“, wie der Schulleiter sagt, wurde eine Vielzahl an Aktivitäten und Mitgestaltungsmöglichkeiten geschaffen, auch mit externen Anbietern. Es gibt gesundes Frühstück und Discopausen, Sportmentoren für die Pause, Streitschlichter und Lesepaten. Die Siebt- bis Neuntklässler kochen für die Mittagskantine hundert Essen, für die Berufsvorbereitung arbeiten Handwerker mit den Schülern.

Dies und viele bereichernde und warmherzige menschliche Begegnungen, auch mit den Eltern, lassen ihn zufrieden auf sein Arbeitsleben blicken, dessen Finale ihm angesichts der vielen noch anstehenden Fragen zur Stunde weit weg erscheint.

So es dann doch eintritt – binnen einer Woche – will er sich nicht gleich auf neue Themen stürzen. Als vielseitig interessierter Mensch mit Frau und Familie, zu der auch zwei Enkelkinder zählen, mit vielgestaltiger kirchlicher und sozialer Vernetzung vor allem auch in Herzogenaurach, wo er herkommt, ist an Ideen kein Mangel.

Reisen, Lesen, Malen und ein Ehrenamt sind ihm als Zukunftsperspektiven denkbar. „Der Schule werde ich nach wie vor verbunden bleiben“, ist sich der Rektor jedenfalls sicher. Sieht man ihn mit seinen Stellvertreterinnen, erster Konrektorin Herlinde Jäkel, die er schon ein halbes Leben kennt und der zweiten Konrektorin Victoria Seefried am Besprechungstisch, dann lässt sich kaum etwas anderes vorstellen.

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