Konrad Eitel kritisiert "bayrisch-martialische" Vorgehensweise

1.6.2017, 14:20 Uhr
Konrad Eitel kritisiert

© Meyer

Er sei erschrocken gewesen, aber nicht wirklich überrascht, als er von der polizeilichen Abschiebeaktion des jungen Afghanen in Nürnberg gehört hat, sagt Konrad Eitel. "Wir wissen doch, dass Afghanistan nicht für sicher erklärt werden kann, das zeigt das Ereignis von Kabul unweit der Deutschen Botschaft doch überdeutlich", bringt der Herzogenauracher Flüchtlingshelfer seine Abscheu über die Vorgänge zum Ausdruck.

"Das, was in Nürnberg passiert ist, war bayrisch-martialisch", so Eitel. "Wenn man meint, jemand festnehmen zu müssen, dann könnte man das auch anders machen und muss nicht in eine Schule einmarschieren", empört sich der in der Flüchtlingshilfe engagierte Herzogenauracher Kreisrat. "Da hat Innenminister Hermann einigen Erklärungsbedarf", zieht Konrad Eitel den Politiker in die Verantwortung.

Wir telefonieren mit Konrad Eitel, als er gerade in den Vorbereitungen eines Camping-Ausfluges steckt. Dennoch nimmt sich der 70-Jährige Zeit, über seine Arbeit zu sprechen.

Derzeit gibt es in Herzogenaurach etwa 100 Flüchtlinge im Asylverfahren und 150 anerkannte Flüchtlinge. Aus Afghanistan ist niemand darunter, wohl aber viele Syrer, Iraker und Äthiopier. Eitel hat es sich zur Aufgabe gemacht, die oft in der deutschen Sprache noch nicht geübten Menschen in die Behörden zu begleiten.

Er hilft bei der Arbeitssuche, hier hat er schon viele handwerklich Tätige vermittelt, "natürlich zunächst in Hilfsarbeiten, später dann in eine Ausbildung zum Bäcker, bis hin zum Mechaniker", erzählt Eitel. Er habe tief im Inneren das Gefühl, dass ein Schulplatz in Wirklichkeit Integration unmöglich machen soll: "Wenn jemand einen Ausbildungsplatz ergattert, dann ist er zunächst einmal auf der sicheren Seite. Denn aus der Ausbildung heraus und in den zwei anschließend garantierten Jahren eines Aufenthaltes darf keine Abschiebung erfolgen", erklärt der Helfer.

Obwohl er während seiner Darlegungen so klingt, als sei es in Herzogenaurach gelungen, eine einigermaßen solide Situation für die Betroffenen zu schaffen, winkt Konrad Eitel vehement ab: "Zufriedenstellend ist nichts", sagt er, "wir müssen weiter arbeiten, um den Menschen zu helfen".

Eine Abschiebung hat er aktuell noch nicht erlebt, er leistete aber aktiv Hilfe bei der Freiwilligen-Rückkehr in die Balkanländer. Das ist Konrad Eitel noch sehr eindrücklich in Erinnerung.

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