Kontraste in der Kirche

27.11.2015, 15:34 Uhr
Kontraste in der Kirche

© Foto: Wolfgang Niewelt

Geschrieben haben das 45 Minuten lange „Cantorium“ Stadtpfarrer Helmut Hetzel und Norbert Engelmann, der musikalische Leiter der Stadtjugendkapelle. Aus einer „Schnapsidee“ am Kaffeetisch heraus, wie Engelmann im Pressegespräch zur ungewöhnlichen Premiere sagte.

Es ist kein Oratorium, also kein musikalisches Gebet, das sich an Texten des Evangeliums orientiert. Hetzel und Engelmann haben sich erlaubt, eigene Akzente zu setzen – theologisch und musikalisch. So die beiden Autoren bei der Vorstellung des Werks. Der Geistliche hat zum Beispiel die Rolle der Gottesmutter in den heutigen theologischen Kontext gestellt: Maria, Verlobte von Josef, nimmt in dieser Interpretation ihre uneheliche Schwangerschaft mit allen möglichen Konsequenzen in der damaligen Gesellschaft an – eine eigenständige Entscheidung, die weit über die damalige Rolle der Frau hinausgeht,

Und Josef, für den Komponisten Engelmann der „stille Held der Weihnachtsgeschichte“, bekommt im Cantorium den Respekt, der ihm gebührt. Denn, so Helmut Hetzel, statt seine Verlobte zu verstoßen und sie im Rahmen der damaligen Rechtsordnung sogar zur Steinigung freizugeben, verwirft er sogar seinen Plan, Maria still zu verlassen, und nimmt die Schwangere zur Frau.

Das sind nur zwei der ungewöhnlichen Aspekte des Musikwerks, das Hetzel und Engelmann in monatelanger Arbeit an Text und Partitur ausdrücken. Musikalisch arbeitet Engelmann mit Klangbildern. Er hat für das reich instrumentierte Orchester Tonmalereien geschrieben und abwechslungsreiche Harmonien für die Sängerinnen und Sänger. Keine Erzählung sollte in erster Linie entstehen, sondern ein Gefühls- und Stimmungsbild, nachfühl- und übertragbar in die heutige Zeit. Da kann dann schon mal ein Rap die Kommerzialisierung des heutigen Weihnachtsfests ansprechen.

Seit Herbst proben die beiden Klangkörper an dem Stück. Auch dies ein Prozess der Annäherung – ans Material und an das ungewohnte Miteinander. Sein alter Dirigierlehrer, sagt Norbert Engelmann, hatte ihn auch davor gewarnt, ein von Natur aus lautes Blasorchester mit einem eher leisen Chor zusammenzubringen. Unter Kantorei-Chef Toni Rotter haben sich die Sängerinnen und Sänger aber immer freudiger in die zunächst schwer zu erarbeitende Musik „hineingearbeitet“, und in den jüngsten gemeinsamen Proben mit Christian Kaltenhäußer ist man auf dem besten Weg, aus dem Neuen etwas Rundes zu machen. Chor und Orchester hätten nicht nur ihre Abstimmung gefunden. Vielmehr seien alle „richtig heiß“ auf die Uraufführung einer „mitreißenden Musik“. Nach der Uraufführung in Herzogenaurach gibt es einen zweiten Auftritt am 20. Dezember um 17 Uhr in St. Sebald in Erlangen. Dann steht nicht Christian Kaltenhäußer, sondern Norbert Engelmann am Pult.

Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es am Ticket Point der Nordbayerischen Nachrichten, Medienpartner der Stadtjugendkapelle, bei den Erlanger Nachrichten, sowie bei Schreibwaren Ellwanger und bei Bücher, Medien und mehr.

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