Krankenpfleger und Metallarbeiter sind öfter krank

18.12.2014, 15:16 Uhr
Krankenpfleger und Metallarbeiter sind öfter krank

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„Arbeitnehmer“ ist dabei etwas eingeschränkter zu verstehen. Die Kasse wertet für ihren Report natürlich nur Daten der bei ihr versicherten Arbeitnehmer aus. Und um ein statistisches Bild von allgemeiner und vergleichbarer Aussagekraft zu erhalten, gibt es im Gesundheitsreport die Größe „100 Versicherte pro Jahr“. Rechnerische 100 Barmer-Versicherte aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt waren im Jahr 2013 laut Report genau 1526,53 Tage im Krankenstand. Und es gab im Vorjahr 124,24 Krankschreibungen unter besagten 100. Sprich, der imaginäre Durchschnitts-Barmerkunde wurde ein- bis zweimal krankgeschrieben und war insgesamt gut zwei Wochen arbeitsunfähig.,

Dies ist natürlich für die Kalkulation der Versicherungsprämien von höherer Aussagekraft als für die tatsächlichen Verhältnisse in den Betrieben. Es erlaubt aber einige Schlüsse. Zum Beispiel den, dass es in ERH weniger Krankenstände gibt als im bayerischen Durchschnitt. Und dass die Krankheitsausfälle 2013 zahlreicher waren als 2012. Den Anstieg verursachten laut Report allerdings fast ausschließlich Atemwegserkrankungen, vermutlich wegen des kühlen Jahresanfangs 2013 und des langen Winters.

Die vier Hauptursachen für Krankschreibungen betreffen — gestaffelt nach der Häufigkeit — Erkrankungen von Muskeln oder Skelett, gefolgt von seelischen Erkrankungen, Atemwegsbeschwerden und Verletzungen. Zu den Spitzenreitern in der Krankenstatistik bundesweit gehören Berufe wie Helfer in der Krankenpflege (2013 durchschnittlich 27,6 Arbeitstage im Krankenstand, das sind 7,57 Prozent der Jahresarbeitszeit), Kraftfahrzeugführer (25,3 Tage), oder die jetzt in der Vorweihnachtszeit besonders beanspruchten Postverteiler (24,8 Tage).

Angehörige aus Verkehrs- und Lagerberufen bringen es im Schnitt auf 23 Krankheitstage pro Jahr, Beschäftigte in Metallberufen auf immerhin 21 Tage. „Wir haben in Herzogenaurach überdurchschnittlich viele Beschäftigte in Metallbetrieben“, so Meier. Das wirke sich auch auf die örtliche Statistik aus. Deutlich niedriger der Krankheitsanteil in den geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Berufen: 13 Tage.

In der Region habe es Meier zufolge erstmals einen Rückgang der psychischen Erkrankungen um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Noch nicht eindeutig bewiesen sei, ob viele Arbeitnehmer aus Angst um ihren Job nicht ganz auskuriert oder halb krank wieder am Arbeitsplatz erscheinen.

Im Landkreis gab es im Jahr 2013 je 100 Versicherten bei Muskel/Skelett-Erkrankungen „nur“ 319 Fehltage, also pro Person und Jahr knapp über drei Arbeitstage. Zum Vergleich: Bundesweit waren es 377. Ob die Menschen in der Sportstadt Herzogenaurach körperlich fitter und somit widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind, mochte Krankenkassen-Vertreter Meier nicht eindeutig bestätigen.

Aber: „Das wäre eine mögliche Interpretation.“ Auch bei psychischen Erkrankungen unterbieten die Landkreisbürger mit 272 Tagen je 100 Versicherte den Bundesdurchschnitt von 300. Eine wichtige Rolle bei dieser Verbesserung spiele das Gesundheitsmanagement in heimischen Betrieben.

Das habe sich auch bei Meiers Besuchen und Beratungen von Firmen in Heßdorf und Höchstadt gezeigt. „Dabei geht es nicht mehr um Fragen, ob alle Bürostühle fünf Rollen haben oder die Tischkanten abgerundet sind — das ist längst Standard.“ Inzwischen rückten Ausfallzeiten und damit auch Kosten wegen psychischen Erkrankungen in den Fokus.

Jetzt ändern sich auch die rechtlichen Rahmenbedingungen. Ab Jahreswechsel sollen, so Meier, „Führungskräfte dafür Sorge tragen, dass die Mitarbeiter keine psychischen Erkrankungen erleiden.“ Zu den Ursachen dieser psychischen Erkrankungen gehörten ein „höherer beruflicher Druck“ und gleichzeitig eine „berufliche Unsicherheit aufgrund von ständigen Veränderungsprozessen.“

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