Kulinarische Begegnungen auf der Hemhofener „Insel“

21.12.2015, 14:57 Uhr
Kulinarische Begegnungen auf der Hemhofener „Insel“

© Foto: Niko Spörlein

Die Flüchtlinge aus der Übergangseinrichtung in der Jahnstraße, die sich auf ihre ganz eigene Art und Weise kulinarisch vorstellten, kommen nach der Definition von Thiergärtner allerdings nicht aus einer provisorischen Unterkunft oder aus einem Lager, sie kommen aus dem „Camp“. Und sie kommen übrigens regelmäßig in den Jugendtreff: Jeden Donnerstag trifft man sich zum Familiennachmittag mit den Asylbewerbern und deren Kindern, um sich näher zu kommen — schließlich gelte, es die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen, meint Jörg Thiergärtner.

Bei diesen Familiennachmittagen dann entdeckte der Syrer Mozen Khallout, dass hier auch eine gut eingerichtete Küche vorhanden ist, und erinnerte Jörg Thiergärtner daran, dass das Essen im „Camp“ ziemlich eintönig sei — an einem Tag Nudeln, am anderen Tag Reis. Man könnte doch zu einem Abendessen einladen, bei dem es ausschließlich Spezialitäten aus Syrien gibt, meinte Khallout, der gebrochen englisch spricht. In seiner Heimat nämlich — er wohnte in der Nähe von Damaskus — gebe es bis zu 500 verschiedene Speisen, fast niemals im Jahr wiederhole sich eine Mahlzeit.

Also stellte Khallout, in Syrien ein ausgesprochener Hobbykoch, ein Menü zusammen. Zum Beispiel mit „Kuppa“, eine Spezialität im Nordosten seiner Heimat nahe der syrisch-türkischen Grenze, sieht aus wie eine gebratene Kartoffel, besteht aber aus Grütze, Rinderhackfleisch, Zwiebeln, Walnüssen, Gewürzen und Pinienkernen. Oder köstliche „Magamer“, hierzulande würde man wohl gefüllte Teigtaschen dazu sagen.

Reich gedeckte Tafel

Thiergärtner, der bei seinen Bemühungen um Integration auch vom Landkreis unterstützt wird, ging schon am Mittwoch vergangener Woche mit den Flüchtlingen zu einem türkischen Händler in Erlangen und besorgte die Zutaten, donnerstags dann kamen nicht wenige Flüchtlingsfrauen in die „Insel“, um die Sachen vorzubereiten. Und am Freitagabend war es so weit: Die Tafel für rund 30 Personen, darunter auch Vizebürgermeister Hansjürgen Müller und Gemeinderat Lars Bräutigam, war reichhaltig gedeckt, um auf orientalisch-kulinarische Entdeckungsreise zu gehen. „Gewöhnungsbedürftig“ sei es natürlich erst einmal, so der Kommentar einiger Leute nach einigen Häppchen.

Vizebürgermeister Müller erläuterte bei dieser Gelegenheit, dass in der Übergangseinrichtung in der Jahnstraße (frühere Tennishalle Dorsch) bis zu 180 Flüchtlinge aufgenommen werden könnten. Momentan würden ganze Familien kommen und gehen, es sei ein ständiger Wechsel im „Camp“, das einst als Erstaufnahmeeinrichtung und Ausweichmöglichkeit für die zentrale Flüchtlingsaufnahme in Zirndorf gedacht war und nun dazu dient, für die Menschen dort Wohnungen zu finden.

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