Kultband ohne Alter: 40 Jahre „auf Motion“

27.8.2015, 16:33 Uhr
Kultband ohne Alter: 40 Jahre „auf Motion“

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Radiohören. Das war für Musik-affine in den 1970ern Quellenstudium, Zugang zu ungehörtem Liedgut, Anreiz zum Ausprobieren.

In der Hoch-Zeit der Rolling Stones begann die Band um Gründer und Bassist Kurt Reis aus Heßdorf, Musiklehrer Robert Puritscher (Keyboards) und David Scott am Anfang, später Claus Pohan am Schlagzeug, und dem Niederländer Rob Terstal, später Peter Großhäuser (Leadgitarre) mit Auftritten in Amiclubs auf der Herzo Base oder in Ansbach ihr Repertoire zu entwickeln. Für den legendären Motion Sound am Mischpult war Konrad Nendel zuständig. Viele Coversongs von Fleetwood Mac, Pink Floyd, Chicago, Genesis, ZZ Top, Metallica, Bryan Adams, oder Frank Zappa kamen auf die Playliste, auch Eigenkompositionen zählten dazu.

Der Original-Sound mit eigenem Zuschnitt, von Songs, die die Fans liebten, barg das Erfolgsgeheimnis. Mit einem Ford Transit, später Opel Blitz, wurde das Equipment antransportiert, selbst auf- und abgebaut.

Auf den Tanzböden im nordfränkischen Großraum, Weisendorf, Gunzendorf, Modschiedel bei Weismain, Aschbach oder Geiselwind war „Motion Sound“ ein Name, der junge Leute aus weitem Umkreis anzog: Im Begriff „wir gehen auf Motion“ fand dies seinen prägnanten Ausdruck, Gutenstetten oder Unternesselbach hießen weitere Auftrittsorte. Mit eigens gemieteten Bussen fuhren die Fans zu Motion-Abenden in größerer Entfernung.

„Es war ein Ausgleich zur Berufstätigkeit“, sagt Claus Pohan, Ingenieur bei Siemens. „Wir waren die Nummer 1 in der ganzen Region“, ergänzt Kurt Reis, der heute ein Geschäft für Licht- und Tontechnik in Heßdorf betreibt: „Wir sind die einzige überlebende Band dieser Zeit.“

„Nicht vor Karren“

Die Diskussionen über Stilrichtungen, die Drogenexzesse, die Wohngemeinschafts-Komplikationen, die Streitigkeiten um Finanzen ließ diese Band aus: „Zwischen uns herrscht menschliches Verständnis. Wir hatten Management und Organisation aufgeteilt“, sagt der Bassist und Organisator, der natürlich für die technische Ausrüstung zuständig ist. Die Vereinbarkeit von Musik und Familie war weitere Voraussetzung.

Angebote, sich professionell zu vermarkten gab es durchaus. In einem Studio in Mönchsondheim spielte die Band einmal zwei Songs ein. Doch „wir wollten uns nicht vor einen Karren spannen lassen“, blickt Kurt Reis zurück.

Ohne Werbung und eigenes Zutun, über Mundpropaganda, entwickelte sich ein großer Zulauf. Claus Pohan entsinnt sich: „Wir spielten als Vorgruppe der Münchner Freiheit in Dietersheim. Und die Zeitung titelte tags darauf ,Vorgruppe stahl den Stars die Schau‘ .“

Mit Ground Control zusammen gab es Konzerte mit bis zu 6000 Besuchern, „woodstockmäßig“, etwa 1985 in Neustadt/Aisch. „Wir waren immer da, wo Party ist, wie man heute sagt“, bringt es Claus Pohan auf den Punkt. „Es hörte nie auf, gut zu laufen“, bilanzieren die Musiker gemeinsam.

„Wir waren immer umjubelt“, berichtet Kurt Reis. Doch das sei auch genau die Herausforderung, eben „nicht größenwahnsinnig zu werden“.

Motion Sound kam authentisch rüber und änderte den bewährten Stil auch nicht als Rap und Hiphop in die Pop-Musik Einzug hielten.

1998 hörten sie dann doch auf. Für zwei Jahre. Dann fehlte was und beim Sternenfestival waren die Leute von ihrer Kultband erneut hingerissen.

Ob Sportlerkerwa in Oberreichenbach oder 60-jähriges Jubiläum der Spielvereinigung Heßdorf – „Motion“ wird nun generationenübergreifend gehört.

Erst kürzlich gastierte die Band auf der Kirchweih in Herzogenaurach und tritt beim Altstadtfest in Höchstadt am heutigen Freitag, 28. August, ab 20 Uhr am Marktplatz natürlich in voller Konzertlänge bis 1 Uhr auf – live, echt, sympathisch, mit dem Sound der kreativen 70er und 80er Jahre.

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