Kurze Verschnaufpause im Kampf gegen Borkenkäfer

27.4.2016, 08:58 Uhr
Kurze Verschnaufpause im Kampf gegen Borkenkäfer

© Foto: Edgar Pfrogner

Trotz der Wetterkapriolen hat der Röttenbacher Förster Stefan Stirnweiß nur wenig Illusionen beim Kampf gegen die Borkenkäfer: „Bei den kühlen Temperaturen gehen die Borkenkäfer nur zwei bis drei Tage auf Tauchstation, sobald es aber wärmer wird, hilft das gar nichts mehr.“ Das bisschen kühle Wetter „juckt die Borkenkäfer gar nicht“.

Zusätzliches Problem: Durch die Hitzeperioden im vorigen Sommer hätten die Bäume unter der Witterung gelitten und seien — solcherart geschwächt — für den Borkenkäferbefall besonders gefährdet.

Das bestätigt auch seine Herzogenauracher Kollegin Heike Grumann. „Die Ausgangssituation ist relativ brisant.“ Im Auftrag des Forstamtes Erlangen betreut sie für eine bayernweite Überwachung die vier Borkenkäferfallen in einem Waldstück bei Haundorf an der Autobahn.

Diese Woche hat sie die mit Lockstoffen ausgerüsteten, blechernen Borkenkäferfallen heuer das erste Mal geleert. Und wurde gleich fündig. „Da waren 100 kleinere und sieben bis acht größere Borkenkäfer drin.“ Mit ihrem Notebook kann die Försterin das Sammelergebnis gleich auf der bayernweiten Monitoring-Webseite eintragen.

Die kleineren, nur einen Millimeter großen Kupferstecher-Borkenkäfer sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die Försterin entdeckt sie unter der Rinde einer knapp sechs Meter hohen, längst abgestorbenen Fichte mit dürren, braunroten Ästen. „Ich habe den Waldbesitzer informiert, er wird den Baum fällen.“ Denn sonst könnten von einer befallenen Fichte aus Hunderte weiterer Fichten zerstört werden. Wenn sich ein Waldbesitzer nicht an die Empfehlung der Försterin hält und den betroffenen Baum nicht gleich fällt, könnte das Forstamt sogar eine „Ersatzvornahme“ anordnen. Das sei aber in der Praxis noch nie passiert.

Der etwa fünf Millimeter große Buchdrucker-Borkenkäfer nistet sich unter Fichten mit dickeren Baumstämmen und festerer Rinde ein.

Für Försterin Grumann besonders „spannend“: Gibt es zwei oder drei Genrationen von Borkenkäfern pro Jahr? Denn das hänge auch von der Hitze im Sommer ab. „Wenn es eher kühl wird und viel regnet, ist das kein Borkenkäfer-Wetter. Dann schlüpfen weniger Käfer.“

Im Landkreis gebe es „nur stellenweise“ Fichten. Allerdings habe sie erst vor wenigen Wochen für Fällaktionen von Borkenkäfer-Bäumen eine Straße sperren lassen. „Das war zwischen Beutelsdorf und Hammerbach.“ Borkenkäferbäume gab es auch in Oberreichenbach und Nankenhof. „Wir haben sicher nicht alle gefunden.“

Inzwischen gebe es zur Borkenkäferplage auch ein Rundschreiben der Regierung von Mittelfranken. Grumann zum Inhalt: „Jeder Waldbesitzer muss seinen Bestand regelmäßig kontrollieren.“

Auf seiner gestrigen Kontrollfahrt mit einem Privatwaldbesitzer hat Förster Stirnweiß auch vom Kiefernprachtkäfer befallene Bäume entdeckt. Und Kiefern gebe es im Landkreis wesentlich mehr als Fichten, weiß er. Die befallenen Kiefern müssen gefällt werden. Auch der Pilzbefall schmälere den heimischen Baumbestand. Eines ist jedenfalls klar, erläutert Försterin Grumann: „Der Nachbar wird sauer, wenn ich hier schlampere.“ Dann nämlich ist auch sein Baumbestand in Gefahr.

Mehr über Borkenkäfer auf www.borkenkaefer.org

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