Kurzzeitpflege: Plätze verzweifelt gesucht

22.6.2018, 16:16 Uhr
Kurzzeitpflege: Plätze verzweifelt gesucht

© Foto: Peter Roggenthin

Ulrike Dorau vom Landratsamt referierte aus dem umfangreichen Seniorenpolitischen Gesamtkonzept, für das das Bamberger Modus-Institut wesentliche Arbeit geleistet hatte. Mögliche Entwicklungen werden dort skizziert, und alle verfügbaren Zahlen aufgelistet.

Auch zum Thema Kurzzeitpflege: Wie gut und problemlos ist es für Bürger möglich, ihre pflegebedürftigen Mütter oder Väter, Omas oder Opas für eine überschaubare Zeit in einer Einrichtung unterzubringen? Weil sie selbst einmal eine Pause oder Urlaub brauchen, oder weil nach einem Krankenhausaufenthalt der ältere Patient noch ein wenig Stärkung oder Gesundung braucht, bis sich die Jüngeren wieder trauen, ihn zu Hause zu betreuen?

In dem Seniorenpolitischen Gesamtkonzept heißt es: Es gibt im Landkreis 92 Kurzzeitplätze, vornehmlich in Alten- und Pflegeheimen. Doch es gibt Einschränkungen, die in dem Konzept selbst vermerkt sind.

Ganzjährig und "eingestreut"

Insbesondere: Von den 92 Plätzen sind nur elf "ganzjährig vorgehaltene Plätze". Das sind Zimmer in Heimen, die ausschließlich für Kurzzeitpflege reserviert sind. Das heißt, wenn gerade keine Nachfrage da ist, stehen sie leer. Ein solches Zimmer gibt es beispielsweise im Herzogenauracher Liebfrauenhaus. "Wir nehmen sehr gerne Menschen in Kurzzeitpflege", betont Heimleiterin Irmgard Walz. Denn oft sei es so, dass die älteren Menschen und auch die Angehörigen hier das Gefühl bekommen, dass es in einem Heim doch nicht so schlecht sei. "Sehr viele bleiben dann bei uns", so Irmgard Walz.

Der Großteil der Kurzzeitplätze im Landkreis entfällt aber auf die sogenannten "zeitweise eingestreuten" Kurzzeitplätze. Das sind Plätze, die dann frei werden, wenn ein stationärer Altenheimbewohner auszieht, oder stirbt. Dann entscheidet die Leitung, ob vorübergehend ein Mensch in Kurzzeitpflege einziehen kann, oder ob das Zimmer wieder langfristig vermietet wird. Die Zahl dieser zeitweise eingestreuten Kurzzeitplätze im Landkreis wurde Ende 2016 mit 81 angegeben. Aber das ist ein statistischer Wert par excellence.

Das BRK-Alten- und Pflegeheim Etzelskirchen hält keine stationären Kurzzeitpflegeplätze vor, und doch bemüht es sich, immer wieder drei bis vier Kurzzeitpflegepatienten aufzunehmen. "Wir haben schon so eine Art Stammgäste, die jedes Jahr kommen", erzählt Pflegedienstleiterin Beate Bednarski. "Viele haben schon im Januar gebucht."

Auch im Hemhofener Compassio-Seniorendomizil "Haus Heinrich" weiß man um die Problematik. Dort bietet man ebenfalls eingestreute Kurzzeitpflege an und schafft es auch immer wieder, Menschen für eine kurzzeitige Betreuung aufzunehmen. Dennoch, so Heimleiter Franz-Josef Würfl, habe man sich jetzt entschlossen, im Rahmen der kommenden Pflegesatzverhandlungen anzustreben, drei stationäre Kurzzeitpflegeplätze zu schaffen. Der Bedarf ist da, so Wölfl. "Wir verstehen das auch als Signal an die Bevölkerung."

Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises taxiert den Mindestbedarf an Kurzzeitpflegeplätzen derzeit auf 24, den Maximalbedarf auf 38. Angesichts der elf stationären und 81 zeitweise eingestreuten Kurzzeitplätze scheint da eigentlich alles im Lot, selbst wenn man die "Zeitweisen" nicht voll rechnen kann.

Viele Anrufe

Bis zum Oktober jedenfalls sind in Etzelskirchen alle Plätze ausgebucht. "Heute erst haben schätzungsweise acht bis zehn Leute angerufen, die einen Platz brauchen", sagte Beate Bednarski am vergangenen Montag. Ähnliche Situation am gleichen Tag im Liebfrauenhaus: "Alleine heute hätte ich drei Kurzzeitplätze und vier Langzeitplätze vergeben können", sagt Heimleiterin Irmgard Walz.

Dass sie das zur Zeit nicht kann, liegt nicht an fehlenden Zimmern. Sondern am allgemeinen Pflegekräftemangel. "Es ist schwer, Personal zu finden", weiß Walz. So wie dem Liebfrauenhaus geht es mittlerweile einer Reihe von Heimen: Betten bleiben leer, weil das Personal fehlt, gesetzliche Regelungen eingehalten werden müssen und die Heime idealerweise auch auf die Qualität bei den Einstellungen achten wollen.

Und so ist die Pflege seit langem ein Sorgenkind, das selbst dringend Pflege und Aufmerksamkeit bedarf. Neue Stellen zu schaffen, sei das eine, sie zu besetzen das andere, betont Irmgard Walz. Und ein Experte und Praktiker in Sachen Pflege wünscht sich: "Schreiben Sie es, wie es ist. Damit die Politiker etwas tun müssen."

Zumindest die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker, die im April die Zahlen des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts hörten, waren informiert. Der Alltag sehe ganz anders aus, als die Zahlen es vermuten lassen, so war sowohl von CSU- wie von SPD-Seite zu hören. Und die Politiker kannten Beispiele aus eigenem Erleben oder aus dem Bekanntenkreis, wo echte Not entstand, weil keine Kurzzeitplätze zügig und ortsnah zu finden waren.

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