Landfriedensbruch: Polizei ermittelt gegen HEC-Fans

10.1.2018, 20:49 Uhr
Landfriedensbruch: Polizei ermittelt gegen HEC-Fans

© Foto: Thomas Hahn

"Ja, die Fans des HEC haben sich einen guten Ruf erworben", sagt Manfred Maier, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Schongau mit sarkastischem Unterton. Vergangenen Freitag war der Beamte mit dabei bei einem Großeinsatz. Einem, der Folgen hatte: Den Insassen eines Busses werden Landsfriedensbruch, das Mitführen von illegalen Sprengkörpern und der Besitz von Betäubungsmitteln vorgehalten.

Weil die Höchstadter in Südbayern offenbar schon bekannt sind und parallel die Oberligapartie EC Peiting – ECDC Memmingen stattfand, stufte die Polizei diese beiden Partien als Risikospiele ein. Auch weil Fangruppen aus Höchstadt und Memmingen in der Vergangenheit immer wieder aneinander geraten waren. Deshalb rückte ein ganzer Zug der Bereitschaftspolizei aus Königsbrunn mit fast 30 Beamten nach Schongau und Peiting an.

Zufall mit Folgen

Letztlich blieb es bei den Spielen friedlich – aber ein Zufall sorgte dafür, dass es einen Zusammenstoß ganz anderer Art gab, bei dem die Aischgründer als Aggressoren auftraten: Auf dem Rastplatz Martinsberg an der A 96 (München—Lindau) fuhr der HEC-Fanbus in dem Moment ein, als sich dort der Bus des ESC Dorfen bereits aufhielt, der zum Spiel in Landsberg unterwegs war.

Das Geschehen eskalierte nun, wobei sich die Polizei vor allem auf die Aussagen des Dorfener Busfahrers und eines neutralen Autofahrers beruft, der dort ebenfalls eine Pause eingelegt hatte. Die Höchstadter Fans hätten Bengalos und Feuerwerkskörper (einige davon illegal importiert und mit großer Sprengkraft) in Richtung der ESC-Anhänger geworfen, die teils vor ihrem Bus standen, teils in ihm saßen. Als dessen Fahrer, der gegenüber der Polizei von "50 bis 60 Angreifern" sprach (der neutrale Zeuge nannte die Zahl 30), die Gefahr erkannte, rief er alle Insassen dazu auf, ins Fahrzeug zu kommen und fuhr so schnell wie möglich davon. Einige Höchstadter liefen aber noch auf den Bus zu und verpassten ihm Tritte und Schläge. 3500 Euro Schaden wurden verzeichnet.

Dass der Aufbruch sehr hektisch erfolgte, beweist die Tatsache, dass eine Mitfahrerin auf dem Parkplatz "vergessen" wurde, die später von einem Unbeteiligten nach Landsberg gebracht wurde. Die Polizei in Schongau wurde von den Kollegen aus Fürstenfeldbruck, die für den Rastplatz zuständig sind, über diesen Vorfall prompt unterrichtet und hatte nun auch die Handhabe, von allen Insassen des HEC-Fanbusses die Personalien zu verlangen und sie einer Vollkontrolle zu unterziehen. Manfred Maier: "Zudem haben wir den Bus inspiziert und dort sieben Bengalos und einige Riesenkracher sowie in zwei Fällen Betäubungsmittel gefunden."

Der stellvertretende Inspektionsleiter weiter: "Die Besucher waren zum großen Teil schon volltrunken, teilweise sehr aggressiv, weil sie mit unseren Maßnahmen ganz offenkundig nicht zufrieden waren." Nun werde, wie erwähnt, wegen Landsfriedensbruchs (auf dem Rastplatz), Sprengstoff- und Drogenbesitzes ermittelt. Maier: "Wir sind zuversichtlich, einige der Täter überführen zu können, wir haben alle Personalien und alle fotografiert."

Der Höchstadter EC hatte sich bereits kurz nach dem Vorfall von "Aktionen dieser Art und Gewalt im allgemeinen" distanziert.

Pressesprecherin Caroline Hauke, die den Fall sehr bedauert: "Die Fanbeauftragten aus Höchstadt und Dorfen haben sofort Kontakt aufgenommen, es haben bereits einige Gespräche stattgefunden."

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