Landtagskandidaten diskutierten in Montessori-Schule

20.7.2018, 18:12 Uhr
Landtagskandidaten diskutierten in Montessori-Schule

© Fotos: Matthias Kronau

Eingeladen zu dem politischen Meinungsaustausch hatten die Montessori-Schulen in Herzogenaurach und Erlangen sowie die Freie Waldorfschule Erlangen. "Nicht mit erhobenem Zeigefinder wolle man diskutieren, sondern im Dialog", versicherte eingangs Susanne Hehn von der Herzogenauracher Einrichtung. Karin Reif von der Erlanger Montessori-Schule sprach dennoch von einem Kraftakt in personeller und finanzieller Hinsicht, den die Schulen in freier Trägerschaft zu leisten hätten. Die Schere zwischen privaten und staatlichen Schulen habe sich immer weiter geöffnet, "was langfristig nicht mehr durch Schulgeld kompensiert werden kann." Auch deshalb stellte Anjeli Batra von der Waldorfschule die Frage, wie die Schulvielfalt auf Dauer gesichert werden kann.

Genug Stoff also für die Landtagskandidaten, sich an fünf Tischen eine halbe Stunde mit Schülern, Lehrern und Eltern zu unterhalten. Da wurde sofort intensiv gesprochen, "sodass man gar nicht richtig zum Essen kam", wie ein Teilnehmer bemerkte.

Landtagskandidaten diskutierten in Montessori-Schule

Die Finanzierung der Schulen in freier Trägerschaft – ein komplexes Thema. In drei Minuten, das war das Zeitlimit für das abschließende Plädoyer der Landtagskandidaten, war es da ein bisschen schwer, wirklich konkret zu werden. Allerdings zeigte sich: Die Sympathie und die Wertschätzung für die freien Schulen ist da, und das Geld für eine Gleichbehandlung? Im Prinzip auch.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verwies auf den Doppelhaushalt 2019/20, der im Herbst zur Debatte stehe. Vorsichtig sprach Herrmann von "Anpassungen in positiver Hinsicht", für die er sich einsetzen werde. Walter Nussel (CSU) machte deutlich, dass die freien Schulen möglicherweise ihre Verbandsarbeit in München noch etwas intensivieren sollten, analog zu den anderen schulischen Verbänden.

Auch Alexandra Hiersemann (SPD) forderte mehr Geld für die Privatschulen, doch ließ sie sich nicht darauf festlegen, ob man das in einem 1:1-Verhältnis tun müsse. "Die Bildungsansätze sind unterschiedlich." Vielleicht müssten dann auch die Finanzierungsmodelle verschieden sein. Gleichwohl müssten sie fair sein, denn aus privaten Schulen kämen oft innovative Ansätze, die später auf staatliche Schulen übertragen werden könnten.

Philipp Dees (SPD) räumte ein, dass die Bildungspolitik nicht sein Schwerpunkt sei. Umso intensiver habe er zugehört. "Freie Schulen sind eine gute Ergänzung im Bildungssystem." Mit einer Einschränkung: Privatschulen, die sich nur an einen exklusiven und elitären Kreis richteten, sieht Dees skeptisch.

Astrid Marschall (Grüne) konstatierte, dass es an Lehrern fehle, an den Privatschulen, aber auch an den staatlichen Einrichtungen. Insgesamt müsse in die Bildung mehr Geld investiert werden. Christian Zwanziger (ebenfalls Grüne) staunte über den Idealismus, der in freien Schulen vorzufinden sei. Das könne aber ja kein Grund sein, Lehrer schlechter zu bezahlen. Und dass auch Kinder in Privatschulen ein Anrecht auf Busanbindung hätten, sei ja wohl klar.

Von der FDP waren die Kandidaten Matthias Fischbach und Boulent Ekrem zu Gast. Beide argumentierten, dass die privaten Schulen für ihre pädagogischen Konzepte eine "faire Wettbewerbssituation" bräuchten. Für die ÖDP argumentierte Frank Höppel ganz ähnlich: In den Privatschulen gebe es pädagogische "Schätze", die immer wieder auch auf die staatlichen Schulen übertragen würden. Mehr Geld für die Freien Schulen fordern die Freien Wähler. "Wir können uns das leisten", sagte Gunther Moll, und Christian Enz forderte: Die Wertschätzung für die Freien Schulen muss sich in der Finanzierung widerspiegeln."

Einige Fakten:

In Bayern gibt es neben den 4290 staatlichen und 314 kommunalen Schulen immerhin 1340 Schulen in freier Trägerschaft.

Die Freien Schulen beklagen: Während in den vergangenen Jahren die Ausgaben pro Schüler um 60 Prozent erhöht wurden, habe es bei den Freien Schulen weitgehend nur eine Anpassung im Rahmen des Preisindexes und der Tarife gegeben. Bei der Lehrerversorgung hätten alle Schulen große Sorgen, die Verbeamtung sei aber ein großer Wettbewerbsvorteil für die staatlichen Schulen. Die Flexibilität bei der Schulaufsicht sei zu gering.

Bei den Ganztagsschulen würden die Eltern der Freien Schulen höher belastet, und eine Fahrtkostenübernahme für die Schüler gebe es überhaupt nicht, oder wenn, dann nur stark eingeschränkt.

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