Landwirte sind selten die Sieger bei der Lotterie

10.7.2015, 16:49 Uhr
Landwirte sind selten die Sieger bei der Lotterie

© Foto: André De Geare

Aktuelles Beispiel: die voraussichtlich unterdurchschnittliche Weizenernte (die NN berichteten ausführlich). BBV-Kreisobmann Robert Ort schilderte, wie „nervös“ die Märkte reagierten. Als unlängst die Nachricht die Runde machte, dass auch in den USA eine schlechte Weizenernte drohe, zogen die Preise gleich um sieben bis zehn Prozent an.

Das würde ja den Verdienstausfall durch die geringere Ernte eigentlich etwas reduzieren, doch beim Ortstermin auf einem Acker nördlich Münchaurachs relativierte das Orts Stellvertreter Rudolf Groß beim Blick auf die Ähren gleich etwas. Denn bei der anhaltenden Trockenheit sei zu befürchten, dass der Eiweißgehalt des Weizens niedrig ausfalle. „Und dann zahlt mir der Müller in Sambach gleich weniger“, so Groß.

Der Landwirt als letztes Glied der Kette – das ist auch für den BBV- Geschäftsstellenleiter Nürnberg, Helmut Wolf, ein ärgerliches Thema: „Bei der Milch bestimmt Aldi die Preise. Wird dort beschlossen, die Milch billiger zu machen, zieht die gesamte Konkurrenz nach. Und die Molkereien geben den Druck an die Bauern weiter.“ So fiel der Verkaufspreis binnen Jahresfrist von 42 auf 34 Cent pro Liter. Ähnlich verhält es sich beim Schweinefleisch: Da purzelten die Preise in kürzester Zeit um 13 Cent pro Kilo (aktuell etwa 1,32 Euro).

Ziehen die Preise an, profitieren die Erzeuger davon nur in den seltensten Fällen, weiß auch „Hausherr“ Peter Jordan, bei dem das Erntepressegespräch stattfand: „Die Bäcker erhöhen sofort den Preis für ihre Semmeln, wenn das Getreide teurer wird, fällt der Preis für das Mehl, macht sie aber keiner billiger.“

Der Falkendorfer durfte seinen mittelgroßen Hof – Milchviehbetrieb und Ackerbau auf insgesamt 78 Hektar, davon 62 gepachtet – vorstellen, nutzte aber auch die Anwesenheit der Politprominenz, um über die schwierigen Bedingungen in seiner Branche zu berichten: „Da heißt es immer das Höfesterben sei gebremst – aber wer soll denn noch sterben?“ In Falkendorf sehe der Strukturwandel so aus: Vor 20 Jahren habe es noch acht Milchviehbetriebe, eine Schweinemast und mehrere Nebenerwerbslandwirte gegeben. Jetzt sei er der letzte Vollerwerbsbauer im Dorf, im Nebenerwerb seien es nur noch vier.

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