Lichtbildner mit Foto-Auge für Charakterköpfe

18.1.2019, 12:00 Uhr
Lichtbildner mit Foto-Auge für Charakterköpfe

© Foto: Frank Heidler

Freundlich, aber kurz fertigt der Hotelmeister und Fotokönner einen Anrufer ab: "Nein, ich mache keine Passbilder." Bei Hochzeitsfotos gilt der Hobby-Fotograf allerdings nicht nur im Raum Adelsdorf und weit darüber hinaus längst als Geheimtipp. Auch bei heimischen Firmen, sogar bei Puma, war er schon im Einsatz.

Im eigenen Hotel hängen nur von ihm selbst gefertigte Fotografien. So auch direkt gegenüber dem Anmeldetresen für Hotelgäste die riesengroße Langzeitstudie mit vielfarbigen Koi-Karpfen. Nicht nur flüchtige Betrachter könnten das großformatige Foto in XXL-Größe wegen der gewollten Unschärfen für die Reproduktion eines echten Ölgemäldes halten. Ob nun das schneckenförmige Treppenhaus im neuen Erlanger Landratsamt, die Spinnweben eines Mühlenfensters in der Fränkischen Schweiz, die Morgenstimmung am Aischgrunder Weiher oder die Glasfront der Elbphilharmonie in Hamburg: Nichts entgeht seinem Kamera-Objektiv. Einmal fotografierte er sogar von einem Sportflugzeug aus den im August schneebedeckten Gipfel der Zugspitze. Ganz besonders haben es ihm aber die Charakterköpfe der Menschen aus seiner unmittelbaren Umgebung, seine Nachbarn, angetan.

Lichtbildner mit Foto-Auge für Charakterköpfe

© Foto: Christian Pöllmann

Pöllmann: "Ich suche den Blickkontakt zu den Menschen." Besonders bei den Hochzeitsfotos.

Sein virtuoses Spiel mit Licht und Schatten, mit geschickt platzierten Schärfen und Unschärfen, offenbart sich auch in dem zum jetzigen Wettbewerb eingereichten Schwarzweißbild "Schwestern", das in der benachbarten katholischen Kirche nach dem Gottesdienst entstand. Mit der Kamera "belauschte" er die vor dem Altar sitzenden Zwillinge nach deren Erstkommunion.

Ob Sportheimwirt Frido aus Adelsdorf, der heimische Gärtner Großkopf, die inzwischen verstorbene, kettenrauchende Baronin Freifrau von Bibra aus dem benachbarten Schloss mit Zigarette oder eine namenlose dunkelhaarige Schöne aus Nürnberg: Alle kamen sie ihm vor seine Linse.

Das galt auch für eine ungeahnte Anzahl nicht nur lokaler Promis: Elke Sommer und Lothar Matthäus ebenso wie BVB-Spieler Marco Reus oder Peter Maffay.

Eigentlich fotografiert Christian Pöllmann seit seinem 16. Lebensjahr. "Im Internat war die Dunkelkammer der einzige Ort, wo die Erzieher nicht ohne Weiteres rein konnten." So richtig widmet er sich seiner Passion aber erst wieder seit der Geburt der eigenen, inzwischen erwachsenen Kinder. Eine der hübschen Töchter posiert noch heute für ihn als Model, die andere dagegen gar nicht.

Auch vor Aktbildern schreckt Pöllmann nicht zurück. Er erinnert sich an eine Abendmahlsszene mit lauter nackten Frauen, die in einem Erlanger Lokal hängen sollte. "Leider wurde es nie eröffnet." Eine Frau war ihm sogar etwas gram, weil er nicht bereit war, Nacktfotos von ihr auf Facebook zu veröffentlichen. Der Fotograf ist diskret. Da fehlen auf Bildern grundsätzlich die Namen. Auch bei Promis.

Laut eigener Schätzung hat Pöllmann schon Hundertausende Male auf den Auslöser gedrückt. Beim jetzigen Wettbewerb "Monochrome Fotografie Award" brachte ihm das neun Preise ein. "Ehrenhafte Erwähnungen" für drei Porträtfotos, vier aus Architektur, sowie je eines aus den Kategorien "Landschaft" und "Straße".

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