Liebenswerte Heimat

10.5.2015, 15:02 Uhr
Liebenswerte Heimat

© Foto: Elke Seyb

Die Autos waren ausgesperrt, und so wurde der Dorfplatz für ein Wochenende das, was er eigentlich sein sollte: nämlich ein Ort, wo Jung und Alt zusammenkommen und die Gemeinschaft gepflegt wird. Ein buntes Marktplatztreiben lockte am Samstag und Sonntag auch viele Gäste aus dem Seebachgrund. Los ging es am Vormittag mit einem Jazz-Frühstück im Hof der Gastwirtschaft Baumüller. Das „Evergreen Swingtett“ aus Uttenreuth spielte vor noch wenigen Besuchern und begleitete schwungvoll die letzten Aufbauarbeiten für die mehr als 20 Stände.

Proppenvoll war dagegen nachmittags der Baumüller-Hof, als die Kindergartenkinder auf die Bühne kamen. Sie hatten sich mit dem Thema „Mittelalter“ beschäftigt und führten viel beklatschte Ritter- und Drachentänze vor. Auch die Grundschule beteiligte sich am Fest. Die Klasse 3a hatte eine Kinderrallye mit kniffligen Fragen rund um die Wehrkirche ausgearbeitet. Eine Ausstellung im Don-Bosco-Saal der Kirchenanlage zeigte Bilder und Gedichte zum Jubiläum aus einem Schülerwettbewerb der ersten und zweiten Klassen. Ein Stockwerk höher präsentierten örtliche Künstler ihre Werke.

Altes Handwerk gab es zu bewundern. Das Spinnrad des Dechsendorfer Heimatvereins stieß auch bei jungen Besuchern auf Interesse. Hans Mirschberger fertigt noch Leitern aus Holz, und Schmied Georg Götz zeigte in seiner Werkstatt alte Geräte und davor ein Unikat, ein selbstgebautes fünfsitziges Fahrrad. Am Stand der Waldbauern konnten mit dem langen Baumstamm-Bohrer die Kräfte gemessen werden. Trachten aus dem Seebachgrund standen zum Anprobieren bereit. Alte Maschinen aus der Nachkriegszeit neben modernen großen Traktoren und Holzerntemaschinen zeigte der Maschinenring. Ein Imker erklärte seine Arbeit, und über die Teichwirtschaft informierte der Denglerhof, wo die Kinder mit Begeisterung die Hupe des Weiherbaggers ausprobierten.

Wem der Trubel zu viel wurde, der fand in der Ölbergkapelle einen Ort der Besinnung oder stieg in die historischen Keller hinab. Auch die angebotenen Führungen durch die unterirdischen Gänge bei der Wehrkirche und durch die Kirche selbst wurden gern genutzt. Das Helfernetz und die Kinderkrippe stellten sich vor und an einem weiteren Stand warben die Ministranten um Verstärkung. Auch kulinarisch war für jeden Geschmack etwas geboten, von Küchle bis Kren.

Mit einem Kommersabend für die Jubiläumsveranstaltungen aller Heßdorfer Ortsteile klang der Samstag aus. Dabei feierte auch der Soldaten-und Kameradschaftsverein sein 130-jähriges Bestehen. Nach dem festlichen Einzug mit Ehrengästen und Abordnungen weiterer Vereine ließ Markus Windisch die neue Bildergalerie mit allen aktuellen Vereins-Mitgliedern enthüllen.

Liebenswerte Heimat

© Foto: Elke Seyb

Bürgermeister Horst Rehder konnte zahlreiche Gäste begrüßen, Vertreter der örtlichen und überörtlichen Politik, von Banken, Vereinen und Verbänden. Mit einem besonderen Applaus wurden Pater Peter und Pater Aloisius begrüßt, die aus der Partnerpfarrei Mbirizi in Uganda zum Fest gekommen waren.

Das Jubiläum nannte Rehder einen „Brückenschlag von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft“. Er würdigte das Engagement derjenigen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Die Ortsjubiläen seien eine Gelegenheit, an die Menschen zu erinnern, die hier gelebt hätten. „Heimat ist für den heutigen Menschen wieder wichtig, sie ist der Ort, an dem man aufwächst oder den man mitgestaltet“, sagte er und lobte Heßdorf als eine Gemeinde mit zehn liebens- und lebenswerten Ortsteilen.

Im Namen der anwesenden Abgeordneten gratulierte Landrat Alexander Tritthart und würdigte den Einsatz der Ehrenamtlichen. Im Rückblick auf die Geschichte könne man dankbar sein, in der heutigen Zeit zu leben, denn noch keiner Generation sei es besser gegangen als der heutigen. Als Geschenk hatte er einen „schönen Betrag“ für die Organisationsteams aller Ortsteile mitgebracht.

Keinen langatmigen Vortrag, sondern Geschichten und Anekdoten aus den Jubiläums-Ortsteilen präsentierte Thomas Willert, einer der Co-Autoren der Jubiläumsschrift. Als unterhaltsamen Einstieg zeigte er einen Film mit Schulkindern, die erzählten, was sie über ihre Heimat wissen.

Liebenswerte Heimat

© Foto: Elke Seyb

Als Highlights zählte Willert die Hannberger Wehrkirche auf, die drittgrößte in Deutschland, und die zur Wehrkirche führenden unterirdischen Gänge. Nach Johann Igeltaler sollte zumindest eine Straße benannt werden forderte Willert, denn der Patrizier aus Nürnberg hatte 1464 mit einer Geldspende die Pfarrei Hannberg gegründet. Ziel vieler Wallfahrten war früher das Hannberger Gnadenbild, das jetzt in Hammerbach steht und zum Jubiläum ausgeliehen wurde.

Auf die längste Kerwa-Tradition blickt Niederlindach zurück. Dort war es bis in die 1960er Jahre Brauch, dass sich die Ortsburschen aus jedem Hof einen „Geeger“ fingen, wobei auch schon einmal ein wertvoller Zuchthahn verschwand. Das Fazit des Redners: Jeder Ortsteil solle seine Besonderheit haben, aber die Gemeinde und der Seebachgrund müssten zusammenhalten. Nach rund einer Stunde war der offizielle Teil des Abends beendet und die Besucher hatten noch reichlich Gelegenheit bei Unterhaltungsmusik des Duos Franken-Express zusammen zu sitzen und zu plaudern.

Keine Kommentare